Sons of Settlers begeistern im Weinhaus Steinbach Am Ende tanzen alle ausgelassen mit

BAD HONNEF · Manchmal gibt es Konzerte, die schlicht und ergreifend aus der Reihe tanzen. Konzerte, die ganz anders sind als erwartet, und die sich gerade deshalb als echte Perlen entpuppen. Der Auftritt der südafrikanischen Sons of Settlers bei "Folk im Feuerschlösschen" (FiF) war zweifellos eines dieser Konzerte.

 Kraftvoll und pulsierend: Zwei der Sons of Settlers in Aktion.

Kraftvoll und pulsierend: Zwei der Sons of Settlers in Aktion.

Foto: Homan

Denn was hier geboten wurde, war weder Folk noch war es im Feuerschlösschen. Stattdessen sorgten die Jungs mit den Zottelmähnen bei "Rock im Weinhaus Steinbach" - aufgrund der Herbstferien am Sibi musste der Aufführungsort gewechselt werden - für den bisherigen Höhepunkt im aktuellen FiF-Halbjahr. Und sogar für eines der vielleicht besten Konzerte, das die Reihe je verzeichnen konnte.

Eines stellten die Südafrikaner aus Kapstadt direkt zu Beginn klar: "Wir sind keine Folk-Band." Denn Sons of Settlers folken nicht, sie rocken - und zwar richtig. Wer einen beschaulichen kleinen Konzertabend erwartet hat, wird eines Besseren belehrt: Mehrstimmige Vokalharmonien, kraftvolle Basslinien, pulsierende Schlagzeugbeats, tänzelnde Pickingmuster und markante Riffs fahren direkt ins Mark.

Inspiriert sind die Mähnen-Rocker vom Indie-Sound à la Vampire Weekend, Fleet Foxes und Arcade Fire, aber auch Klassiker wie Bob Dylan und Bruce Springsteen finden gelegentlich Einschlag in ihre Musik. Das stilistische Potpourri abgemischt mit einem Schuss afrikanischer Rhythmen und Harmonien - und fertig ist das Rezept für einen mitreißenden Live-Auftritt.

Wenn man ihnen so zusieht, wie sie oben auf der Bühne stehen und locker-lässig abrocken, beschleicht einen unweigerlich das Gefühl, das seltene Privileg zu genießen, eine der ganz großen Rock-Bands vor ihrem internationalen Durchbruch zu erleben. Der Indie-Einfluss in der Musik von Sons of Settlers ist zwar unverkennbar, doch in ihrem anderthalbstündigen Set stecken nicht wenige Stücke, die problemlos im Radio rauf und runter gespielt werden könnten.

Mit Humor und Können

Sons of Settlers sind eine Band, die das Präfix "Pop" nicht scheut, sondern als Kompliment betrachtet. Das Potenzial zu großem Erfolg haben die Vier jedenfalls - und den nötigen charmanten, geerdeten Humor ebenfalls. Die Muttersprache der Rocker, Afrikaans, ist dem Niederländischen nahe. "Manchmal sage ich also einfach etwas auf Afrikaans und hoffe, dass das deutsche Publikum ein paar Worte verstehen kann", scherzt Sänger und Gitarrist Gerdus Oosthuizen.

"Das klappt manchmal, geht aber öfters auch voll daneben." Voll ins Schwarze trifft jedoch jedes einzelne Stück der Vier. Die jaulenden Soli von E-Gitarrist Le-Roi Nel, Jonathan Velthuysens mächtiger E-Bass und die wuchtigen Beckenschläge von Drummer Justin Bosman - die rockige Härte der Feel-Good-Eigenkompositionen, aufgelockert mit sorgenlos-entspannten Covern wie "Electric Feel" von MGMT, sucht seinesgleichen.

Eine Indie-Rock-Offenbarung und ein potenzieller Chart-Stürmer ist der Party-Track "I Know That You Want Me", ebenso eingängig und wundervoll melodisch kommt "The Valley Next to the Sea" daher. Beinahe wohltuend sanft dagegen gibt sich "Lullaby for the Restless", der Titel-Track ihrer ersten Platte. Und als die Band zum Schluss gemeinsam mit den Warm-up-Künstlern Issa Sow und Ouzin Dia aus Bad Honnef minutenlang wild und ekstatisch improvisieren, tanzt tatsächlich der gesamte Saal ausgelassen mit. Nach der Zugabe sind dann alle erschöpft - aber gelohnt hat es sich allemal.

Denn solch eine Stimmung und solch eine exzellente Formation wie Sons of Settlers erlebt man wahrlich nicht alle Tage.

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