Interview zum Bad Honnefer Bahnhof Andreas Dietl: "Image vom hässlichen Entlein"

BAD HONNEF · Der Besitzer Andreas Dietl hofft für Bad Honnefer Bahnhof auf mehr Hilfe von Rat und Verwaltung. Im Jahr 2011 hat Taxi-Unternehmer Andreas Dietl das Bad Honnefer Bahnhofsgebäude gekauft. Seither hat er viel in die Optik investiert.

 Eine weitere optische Verbesserung hat Andreas Dietl in Angriff genommen: Der ehemalige Fahrradraum wird gestrichen.

Eine weitere optische Verbesserung hat Andreas Dietl in Angriff genommen: Der ehemalige Fahrradraum wird gestrichen.

Foto: Frank Homann

Mit der Eröffnung eines Kiosks mit Postfiliale vor gut einem Jahr hat er zudem die verwaiste Schalterhalle neu belebt und bietet Beratung und Service, auf die die Bahnkunden lange hatten verzichten müssen.

Nach gut zweieinhalb Jahren: Ist bei Ihnen so etwas wie Ernüchterung eingetreten?
Andreas Dietl: Ich habe von Anfang an gewusst, dass das hier kein leichtes Unterfangen werden würde. Der Bahnhof ist eine besondere Immobilie, mit besonderen Anforderungen und besonderen Problemen. Das ist ja auch mit ein Grund, warum ich nach einem jahrelangen Bieterverfahren den Zuschlag bekommen habe: Niemand anders wollte dieses Gebäude. Insofern bin ich nicht ernüchtert, ich bin aber durchaus enttäuscht. Denn die Signale von Politik und Verwaltung standen auf deutlich mehr Unterstützung.

Das bedeutet?
Dietl: Ich habe das Gefühl, der Bahnhof ist für die Entscheider das hässliche Entlein der Stadt. Wir würden gerne noch viel mehr tun, um das "Schwanen"-Potenzial abzuschöpfen. Ideen und Pläne gibt es. Aber anstatt uns wirksam zu unterstützen, bleibt der Bahnhof ungeliebt.

Nehmen Sie die Politik: Immer noch geistert die Utopie von der Verlegung des Bahnhofes an die Endhaltestelle durch die Köpfe - obwohl doch jeder wissen müsste, dass es dazu nicht kommen wird. Trotzdem will man die Probleme mit dem Bahnhof lösen, indem man ihn verlegt. Und blockiert damit, wie das Beispiel des barrierefreien Ausbaus zeigt, dass sich am jetzigen Standort etwas tut.

Nicht umsonst hat die Bahn AG, die für den Gleisbereich zuständig ist und bleibt, von der Stadt ein Bekenntnis gefordert, dass der Verlegungsgedanke endgültig aufgegeben wird - und Investitionen etwa in einen Aufzug daran geknüpft. Man wäre gut beraten, Dinge, die man nicht ändern kann, zu akzeptieren und das Machbare zu unterstützen. Zugleich priorisiert die Politik den barrierefreien Ausbau in Rhöndorf vor dem in Bad Honnef. Dieses Signal an die Bahn ist dem Haupthaltepunkt abträglich.

Was ist machbar?
Dietl: Es geht darum zu ermöglichen, was realisierbar ist. Vieles ist schon passiert: die Außen-Optik, der Innenanstrich, Kiosk und Post, neue Bänke. Das wird auch fortgesetzt. Übrigens hilft unser Team, wo immer es nötig ist. Wir lassen Kinder nach Hause telefonieren, wenn das Prepaid-Handy leer ist. Wir helfen ausländischen Gästen, wenn sie, was oft passiert, mit den Fahrplänen nicht klarkommen.

Wir bewahren Koffer auf, weil es keine Schließfächer gibt. Wir helfen mit Pflaster und Verbänden. Wir sind fast so etwas wie eine Bahnhofsmission. Mein Eindruck aber ist: Man hätte sich damals einen Investor gewünscht, der kommt und sagt: Ich habe hier ein paar Millionen und baue euch da einen Glaspalast hin. Bekommen hat man einen Taxi-Unternehmer, der, überspitzt gesagt, immer dann etwas tut, wenn er ein paar Eimer Farbe abzweigen kann. Und das Image des Bahnhofes als hässliches Entlein übernimmt scheinbar auch die Verwaltung, etwa, wenn es um die Bearbeitung von Dingen geht.

Wo klemmt es aktuell?
Dietl: Da geht es um viele, zum Teil sehr komplizierte Details. Ein Beispiel ist die Frage der Bauaufsicht, die vom Eisenbahnbundesamt auf die Stadt übergehen muss, inklusive der Nutzungsänderung für das Gebäude samt der vermieteten Wohnungen im Obergeschoss.

Nach jetzigem Stand möchte die Stadt, wenn sie die Bauaufsicht hat, zur Auflage machen, dass wegen der Nähe zum Gleis alle Fenster zugemauert werden. Das wäre das Aus für jegliche Nutzung im Erdgeschoss und für den im Obergeschoss geschaffenen, günstigen Wohnraum. Damit entfiele nicht nur die Grundlage für weitere Investitionen, die wirtschaftlich darstellbar sein müssen - es könnte auch zu einem völligen Stillstand, zu einer Rückentwicklung kommen.

Positiv ist: In vielen Gesprächen konnten diese Dinge wegverhandelt werden. Vom Tisch ist das Problem damit nicht. Denn was mündlich endverhandelt ist, ist schriftlich noch nicht fixiert. Darauf warten wir nun seit gut vier Monaten.

Was erwarten Sie also von Politik und Verwaltung?
Dietl: Dass man sich endlich zu diesem Standort bekennt. Was möglich ist, geschieht. So streichen wir aktuell den alten Fahrradraum, um auch den Bereich optisch aufzuwerten - in Eigenregie. Und am 1. Juni gibt es, in Zusammenarbeit mit Centrum, zum Rosenfest das erste Bahnhofsfest.

Auf die Teilnahme am Unternehmerempfang, bei dem Sie für Ihr Engagement für Kiosk und Post geehrt werden sollten, haben Sie verzichtet. Warum?
Dietl: Natürlich freut mich die Anerkennung. Aber es ist doch so: Das Lob galt einem Nebenaspekt, während das große Ganze stiefmütterlich behandelt wird.

Zur Person

Andreas Dietl stammt aus einer alteingesessenen Bad Honnefer Familie. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. 1999 machte sich der heute 49-Jährige selbstständig und gründete sein Taxi-Unternehmen. 2011 erwarb er von der Bahn AG das Bahnhofsgebäude, das er zuvor für sein Unternehmen gemietet hatte.

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