Annas Pflegeeltern vor Gericht

Bonn · Die Angeklagte (52) will beim Bonner Schwurgerichtsprozess schweigen. Ihr Mann (51) möchte am Donnerstag reinen Tisch machen.

Annas Pflegeeltern vor Gericht
Foto: Roland Kohls

Unter großem Medieninteresse hat am Montag vor dem Bonner Schwurgericht der Prozess gegen die Pflegeeltern aus Bad Honnef begonnen, die den Tod ihres Pflegekindes Anna verschuldet haben sollen.

Die 52-jährige Angeklagte und ihr 51-jähriger Mann sollen das neunjährige Mädchen ein Jahr lang kontinuierlich schwer misshandelt haben, bevor es am 22. Juli 2010 starb, nachdem es wieder einmal in der Badewanne unter Wasser gedrückt worden war.

Am ersten Verhandlungstag äußerten sich die beiden nicht zu der umfangreichen Anklage, die ihnen unter anderem vielfache Kindesmisshandlung, im letzten Fall mit Todesfolge vorwirft. Der Verteidiger der von ihrem Mann schwer belasteten 52-Jährigen torpedierte den Prozessauftakt mit zahlreichen Anträgen, unter anderem mit einem letztlich erfolglosen Befangenheitsantrag gegen Kammervorsitzenden Josef Janßen. Der Anwalt erklärte schließlich nach Verlesung der Anklage, seine Mandantin werde sich schweigend verteidigen.

Dagegen kündigte der Anwalt des 51-Jährigen an, sein Mandant werde umfassend auspacken. Doch da der Angeklagte völlig unter dem Einfluss seiner Ehefrau stehe, beantrage er, die 52-Jährige während dessen Vernehmung aus dem Gerichtssaal zu entfernen. Ansonsten, so der Verteidiger, bestehe die Gefahr, dass der 51-Jährige nicht uneingeschränkt und wahrheitsgemäß aussagen könne.

Nachdem der Kammervorsitzende allerdings zu bedenken gegeben hatte, dass seiner Aussage eine größere Glaubwürdigkeit zukomme, wenn er sie in Anwesenheit seiner Ehefrau mache, zog der Angeklagte den Antrag wieder zurück.

Und sein Anwalt versicherte, der 51-Jährige wolle auf jeden Fall reinen Tisch machen. Schon nach seiner Verhaftung und der daraus resultierenden Trennung von seiner Frau hatte der 51-Jährige geschildert, wie vor allem die 52-Jährige das Pflegekind gequält, mit spitzen Gegenständen gestochen und oftmals gefesselt in der Badewanne unter Wasser gedrückt habe.

Er selbst habe in den meisten Fällen dabei gestanden und nichts dagegen unternommen. Die leibliche Mutter des Mädchens, die im Verfahren als Nebenklägerin auftritt, will laut ihrer Anwältin nicht am Prozess teilnehmen, weil sie es es nicht ertrage, "tagelang den Leuten gegenüberzusitzen, die meine Tochter auf dem Gewissen haben". Am Donnerstag will der Pflegevater aussagen.

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