Rheinhochwasser Anrainer in Königswinter und Bad Honnef feiern trotz widriger Umstände Silvester

SIEBENGEBIRGE · Filet vom schwarzen Bigorren-Schwein oder gebackene Praline von Lachs und Flusskrebs. Solche Delikatessen stehen am Montag bei der Silvester-Gala im Hotel Loreley in Königswinter auf der Speisekarte. Na gut, es ist nicht damit zu rechnen, dass die Krebse mit dem Rheinwasser davon schwimmen. Erstens liegt die Hotelküche nicht im Erdgeschoss, und zweitens droht ein Jahrhunderthochwasser auch nicht mehr. Aber Vater Rhein hat Hotelchef Manfred Maderer und seine Tochter Diana zuletzt ganz schön auf Trab gehalten.

 Anziehungspunkt für Schaulustige: Der Hochwasser-Tourismus hat in Königswinter derzeit Konjunktur.

Anziehungspunkt für Schaulustige: Der Hochwasser-Tourismus hat in Königswinter derzeit Konjunktur.

Foto: Frank Homann

"Wir haben 150 Gäste, so viele wie noch nie in den vergangenen Jahren", sagt Diana Maderer. "Vor allem unsere auswärtigen Besucher haben natürlich vom Hochwasser gehört und fragen nach, wie sie zu uns kommen", erzählt die Junior-Chefin. "Das ebenerdige Restaurant Monopol stand noch am Samstag, als wir den Höhepunkt des Hochwassers hatten, drei bis vier Zentimeter unter Wasser." Am Sonntag war das Monopol, das wegen der Hochwassergefahr in dieser Jahreszeit ohnehin nie in die Silvester-Planungen einbezogen wird, aber wieder leer.

"Die Abflüsse quellen jedoch immer noch über. 20 Zentimeter muss das Wasser noch runter", ergänzt Manfred Maderer. "Wenn der Pegel von Oberwinter auf 6,60 Meter fällt, ist es gut." Aber das Wasser gehe nur langsam zurück, teilte die Hochwasserschutzzentrale Köln mit. Wenn in den nächsten Tagen Niederschläge ausbleiben, dürfte die Gefahr jedoch gebannt sein.

Vorsorglich hat Manfred Maderer zwei Paletten am Haupteingang seines Hotels aufgebaut. Darüber wird heute für die Silvester-Gäste der rote Teppich gelegt. Und so können sie wie die Filmstars die Gala in der "Loreley" besuchen. Der Hotel-Chef: "Wir haben unsere Gäste angerufen. Sie können über die Klotzstraße die Parkplätze erreichen." Sollte wider Erwarten das Wasser doch wieder steigen, bedeutet das nicht das Aus für die Party: Dann könnten die Besucher über die Klotzstraße den Weg zum Jahresendspurt antreten.

[kein Linktext vorhanden]Betroffen vom Hochwasser ist in der Königswinterer Altstadt vor allem der Bereich Berliner Platz bis Düsseldorfer Hof. Für die Straßenbahn geht ab Clemens-August-Straße natürlich nichts mehr. Das wird vermutlich auch heute so bleiben. Busse dienen als Schienenersatzverkehr auch für Silvesterschwärmer.

In Niederdollendorf machte Birgit Hoitz am Sonntagnachmittag ihr Restaurant "Rheingenuss" am Rheinufer dicht. Aber nicht wegen des Hochwassers. "Wir schließen ohnehin vier Wochen." Betriebsferien hat auch Brigitte Schmitz vom "Rheinpavillon". Aber: "Der Rhein steht noch vor der Tür. Das Wasser geht glücklicherweise nur bis zum Fußgängerweg."

"Wir pumpen Wasser aus den Schächten im Keller", erzählt Dejan Bibic vom "Rheingold" an der Endehaltestelle der Straßenbahn in Bad Honnef. "Aber unsere Gäste kommen problemlos ins Restaurant." Und auch am Silvesterabend bleibt die Küche bis 22 Uhr warm. Hier kann sich jeder am letzten Tag des Jahres stärken, ohne nasse Füße riskieren zu müssen. Nur auf der gegenüber liegenden Wiese des Wassersportvereins steht natürlich das aus dem Bett geschwappte Rheinwasser.

In Rhöndorf ging ebenfalls alles glimpflich ab. Siegfried Benz, der Wirt der "Winzerstube zum alten Fährhaus", meinte gestern: "Es ist ja glücklicherweise nicht so schlimm gekommen wie befürchtet. An der Promenade kann man noch zwei Stufen zum Rhein runtergehen. Ich habe kein Wasser im Keller. Alles läuft ganz normal." So auch für seine geschlossene Silvester-Gesellschaft heute Abend. Auch ein trockener Platz für Silvesterknaller dürfte zu finden sein.

Wegen der Nässe insgesamt drohten dann auch eher nur kleine Brände durch Knaller, die die Freiwilligen Feuerwehren am letzten Tag des Jahres auf den Plan rufen könnten. "Wir haben ganz normalen Dienst an Silvester. Die meisten unserer Mitglieder sind nicht im Urlaub und einsatzbereit", sagt etwa Lutz Schumacher, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter. "Das Hochwasser ist zu gering für einen Sondereinsatz."

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