Ausstellung im Siebengebirgsmuseum Königswinter August Sander als Inspiration für Fotoausstellung von Schülern

SIEBENGEBIRGE · Schüler zweier Oberstufen-Kurse des Kardinal-Frings-Gymnasiums Beuel ließen sich von den Fotos August Sanders inspirieren, stellten seine berühmten Motive nach und gaben ihnen neue, eigene Blickwinkel.

Angefangen hat alles mit einem Rechercheauftrag. „Wir sollten uns über August Sander informieren“, erinnert sich Philipp Schoddel, Schüler am Beueler Kardinal-Frings-Gymnasium. Dass es sich dabei um einen der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts handelte, war schnell herausgefunden. Doch die Besprechung seines markanten Fotos „Jungbauern“ reichte den Schülern der Kunst-Grundkurse der Jahrgangsstufe zwölf nicht aus.

„Wir haben überlegt, was man damit machen könnte. Am Ende hatten wir die Idee, seine Fotos nachzustellen“, erzählt Schoddel. Und so rief Kunstlehrerin Marietheres Hessel kurzerhand ein Fotoprojekt ins Leben. Dutzende Fotos produzierten ihre zwei Grundkurse in der Folge. Seit Freitag ergänzen diese die Sander-Ausstellung „Das Gesicht der Landschaft“ im Siebengebirgsmuseum in Königswinter.

Motive am Rhein und auf der Insel Grafenwerth

Entsprechend der Vorlagen des großen Vorbilds heißt die kleine Unterausstellung „Von August Sander inspiriert“. Ihre ersten fotografischen Schritte gingen die Schüler auf dem eigenen Schulgelände. Durch die Lage direkt am Rhein boten sich dabei dankbare Motive an. „Der Vorteil an der Rheinlandschaft ist: Sie liegt direkt vor der Haustür. Man sieht sie jeden Tag, aber man nimmt sie gar nicht so genau wahr“, findet Schoddel. „Genau hinzuschauen war eine völlig neue Erfahrung“, ergänzte Mitschülerin Marie-Julie Schneider. „Im Alltag guckt man gar nicht richtig hin. Durch die Kamera sieht man die Dinge plötzlich anders.“

Museumsleiter Elmar Scheuren lieferte schließlich die Idee, die Insel Grafenwerth fotografisch zu erkunden. Zwischen September und Dezember streiften die Schüler in ihrer Freizeit über das Eiland vor Bad Honnef und hielten ihre Entdeckungen bildlich fest. Viele der Aufnahmen sind, wie Sanders Aufnahmen, schwarz-weiß. Einen deutlichen Unterschied gebe es laut Lehrerin Hessel aber doch. „Sanders Aufnahmen strahlen eine besondere Stille und Ruhe, fast Reglosigkeit aus. Sie haben etwas wahres, das Bestand hat, etwas stilllebenhaftes“, erklärt sie. Die Bilder ihrer Schüler seien hingegen von Bewegung geprägt: „Sie fangen den Augenblick ein.“ Den Schülern gefielen ihre eigenen Aufnahmen am Ende sogar besser als die Werke Sanders. Warum? „Wir haben die Bilder nachgestellt, aber auch leicht verändert und in die heutige Zeit geholt. Wir haben sie zu unserem eigenen gemacht“, sagt Ariane Ufer. Nicht zuletzt entsprächen die neuen Fotos mehr den heutigen Sehgewohnheiten, wusste Scheuren zu berichten. Aber das sei auch ganz richtig so, findet Schoddel: „Das Ziel bei einem Vorbild ist ja nicht, es ihm gleichzutun, sondern es besser zu machen“, sagt er durchaus selbstbewusst.

"Das Wesentliche eingefangen"

Die letzten Bilder entstanden Anfang Januar, als Sturmtief Burglind in Nordrhein-Westfalen wütete. Eine dieser Aufnahmen zeigt einen Basketballkorb im Sonnenschein, nur stellenweise verdunkelt durch die kontrastreichen Schatten der Äste über ihm, während die Wolken am Horizont sich unter Burglind bereits bedrohlich tiefschwarz färben. „Die Schüler haben in doppelter Weise das Wesentliche eingefangen“, lobte Scheuren. Denn: Einerseits hätten sie „das Wichtigste“, andererseits „das Wesen der Landschaft“ aufgenommen – ganz so, wie es einst Sander gelungen sei.

Die August Sander-Ausstellung ist bis zum 29. April zu besichtigen: Das Museum ist dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Schau der Schüler im zweiten Obergeschoss ist voraussichtlich bis zum 21. März zu sehen.

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