Auszeit für Jugendamtsleiter Klaus Plate

Königswinter · Die Mehrheitsfraktionen von CDU und FDP haben Bürgermeister Peter Wirtz aufgefordert, Jugendamtsleiter Klaus Plate bis zum gerichtlichen Abschluss des Falls Anna von seiner Leitungsfunktion zu entbinden und ihm anderweitige Tätigkeiten in der Verwaltung zu übertragen.

Auszeit für Jugendamtsleiter Klaus Plate
Foto: Frank Homann

Die Mehrheitsfraktionen von CDU und FDP haben Bürgermeister Peter Wirtz aufgefordert, Jugendamtsleiter Klaus Plate bis zum gerichtlichen Abschluss des Falls Anna von seiner Leitungsfunktion zu entbinden und ihm anderweitige Tätigkeiten in der Verwaltung zu übertragen. "Dies dient auch dem Schutz der Person", teilten sie mit.

Gleichzeitig stellten sie sich hinter Wirtz: "Ein Rücktritt des Bürgermeisters steht nicht zur Diskussion." Auch werde die politische Instrumentalisierung des Falls durch mehrere Stadtratsfraktionen der Tragik nicht gerecht. Die SPD-Fraktion wies dies zurück. Sie hatte ebenso wie die Fraktion Freie und Linke den Rücktritt des Bürgermeisters gefordert. "Wirtz ist kein Bürgermeister-Azubi, sondern hat langjährige politische Erfahrung. Ihm hätten diese Fehler nicht unterlaufen dürfen", so die SPD.

Plate selbst hatte Wirtz mündlich angeboten, vorerst auf die Leitungsfunktion zu verzichten und in einem anderen Bereich der Verwaltung eingesetzt zu werden. Darüber hatte die Verwaltungsspitze die Fraktionsvorsitzenden informiert. "Wenn uns das schriftlich vorliegt, werden wir prüfen, wie wir mit diesem Wunsch umgehen", sagte Wirtz am Donnerstag. Nach Informationen des General-Anzeigers ist damit zu rechnen, dass man dem Wunsch Plates unverzüglich entsprechen wird.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass eine Jugendamtsmitarbeiterin in einem Brief an Wirtz zugegeben hatte, unmittelbar nach dem Tod des neunjährigen Pflegekindes am 22. Juli in Bad Honnef Akten manipuliert und teilweise auch vernichtet zu haben. Sie sei zuvor vom Jugendamtsleiter dazu aufgefordert worden, die Akten "durchzugehen", hatte sie behauptet.

Wirtz und Plate hatten dies bestritten. Klaus Plate wurde am 1. Januar 2008 Leiter des damals neu eingerichteten städtischen Jugendamtes an der Schützenstraße. Seit April 2002 hatte der 53-jährige Bonner an gleicher Stelle das Jugendhilfezentrum des Rhein-Sieg-Kreises für die Städte Bad Honnef und Königswinter geleitet.

CDU- und FDP-Fraktion zeigten trotz ihrer zunächst geäußerten Kritik an der fehlenden Information der Politik auch Verständnis für das Verhalten des Bürgermeisters, die Aktenaffäre nicht öffentlich zu machen. "Erst wenn das Gericht geschützte Daten öffentlich macht, kann der Bürgermeister sich äußern", schreiben sie in ihrer Mitteilung. Die Sicherung der Akten sei zudem Aufgabe des Jugendamtsleiters gewesen, gleichwohl trage der Bürgermeister als Verwaltungschef Verantwortung.

Nach Informationen des GA ist das Verhältnis zwischen Plate und seiner Sachgebietsleiterin schon seit längerer Zeit erheblich gestört. Die Mitarbeiterin, die für die Pflegefamilien zuständig war, hatte nach der Aktenmanipulation eine Abmahnung erhalten und wird inzwischen in einem anderen Bereich des Jugendamtes eingesetzt.

Plate soll sich bereits vor dem Tod des Pflegekindes in Teambesprechungen, in denen über die Pflegefamilien gesprochen wurde, in der Beurteilung immer wieder über seine Mitarbeiterin hinweggesetzt und seine besonderen Detailkenntnisse hervorgehoben haben.

Im Allgemeinen Sozialen Dienst des Königswinterer Jugendamtes, der unter anderem für Pflegefamilien und Fälle von Kindeswohlgefährdung zuständig ist, ist nach GA-Informationen in letzter Zeit ein erheblicher Anstieg der Krankmeldungen zu verzeichnen und die Stimmung miserabel. Die Verwaltung dementierte dies gestern. Die Sachbearbeiterin ist bis zu ihrer Aussage im Prozess gegen Annas Pflegeeltern am 28. Februar vom Dienst freigestellt.

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