In Zeiten von Corona Amateurfunker aus Bad Honnef halten weiterhin Kontakte

BAD HONNEF · Gemeinschaftspflege per Satellit: Der Amateurfunk erlebt in den Zeiten der Corona-Krise zusätzlichen Auftrieb. Funker aus Bad Honnef halten weiterhin ihre Kontakte aufrecht.

So fing alles an: Mit Morsezeichen können Nachrichten übermittelt werden.

So fing alles an: Mit Morsezeichen können Nachrichten übermittelt werden.

Foto: Frank Homann

Stefan Scharfenstein ist auch zu Corona-Zeiten unterwegs in der ganzen Welt – trotz Reiseverbot. Ein kurzes Treffen mit Freunden in Übersee: kein Problem. Trotz Kontaktsperre neue Bekanntschaften schließen: geht auch. Und während das Vereinsleben überall brachliegt, kann sich der Bad Honnefer dennoch jeden Abend mit seinen Clubfreunden treffen – und braucht dafür das eigene Haus nicht einmal zu verlassen. Der Amateurfunk macht’s möglich. Und dieser erlebt in der Pandemie-Zeit einen regelrechten Boom.

„Elektromagnetische Wellen überwinden alle Grenzen“, sagt Scharfenstein. Der Vorsitzende des Ortsverbands Bad Honnef des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC) weiß: „Insbesondere in diesen Zeiten ist es wichtig, die sozialen Kontakte zu pflegen und die Gemeinschaft mit Leben zu füllen. Und dies ist unter uns Funkamateuren mit unserer weltweiten Vernetzung gegeben.“ Der DARC stehe für „grenzenlose Kommunikation“ und „Völkerverständigung“, was vor allem momentan eine ganz besondere Relevanz habe.

Hobby ohne Infektionsgefahr

Langeweile haben die Funkamateure in der Tat nicht: Auch in Corona-Zeiten bietet ihr Hobby viele Beschäftigungsmöglichkeiten. „Unsere wöchentlichen Treffen im Ortsverband Bad Honnef finden nun über Funk auf den Frequenzen statt. Auch an den Funkwettbewerben, den Contesten, können wir teilnehmen und sind so in der Lage, ohne Infektionsgefahr unser Hobby weiterhin auszuüben“, sagt Scharfenstein. Wenn er vor seinem Funkgerät sitzt und unter seinem persönlichen Rufzeichen „Delta Juliet Fünf Kilo X-Ray“ einen „Allgemeinen Aufruf“ startet, dann weiß er nicht, wer sich meldet. „Die Community kennt einen zwar, es kann aber auch jemand ganz Fremdes sein, der antwortet. Das macht es ja so spannend. Es sind so viele Menschen im weltweiten Funknetz unterwegs.“

Und auch wenn Covid-19 im Alltag das beherrschende Thema ist, im Gespräch mit anderen Funkern wird die Krankheit eher ausgeblendet. „Wir möchten uns ja davon ablenken.“ Lieber wird über technische Themen gefachsimpelt, zum Beispiel über den Aufbau einer kleinen Satellitenbodenstation in Bad Honnef, an der der Ortsverband derzeit arbeitet.

Erste Tests erfolgreich verlaufen

Seit November 2018 umkreist nämlich „Qatar-OSCAR 100“ die Erde, der allererste geostationäre Amateurfunksatellit. Im Gegensatz zu allen bisherigen Amateurfunksatelliten, die sozusagen über den Himmel „wandern“, steht er an einer festen Stelle am Firmament. Der Vorteil: „Dies ermöglicht 24 Stunden Funkkontakt am Tag“, so Scharfenstein. Vorausgesetzt, man hat entsprechende Empfangsmöglichkeiten.

Erste Tests mit der im Aufbau befindlichen Bad Honnefer „G09-QO-100-Bodenstation“ sind sehr zur Freude der Funkamateure in der Region mittlerweile schon erfolgreich verlaufen. Allein im DARC-Ortsverband Bad Honnef, dem viertgrößten im Raum Köln-Bonn-Aachen, gehen 74 Amateurfunker ihrem Hobby nach – Tendenz steigend. Die „bunt gemischte Altersgruppe“ erlebt seit einigen Jahren deutlichen Zuwachs. Die meisten teilen ein großes Interesse für technische Themen.

Wie Scharfenstein reizt viele darüber hinaus der Kontakt zu Gleichgesinnten aus der ganzen Welt, „in Länder, in die ich sicherlich nie hinkommen werde“. Doch im Amateurfunk ist alles möglich, auch persönliche Kontakte. „Ich hatte zum Beispiel schon Amateurfunker aus der Türkei, aus Hongkong und aus den USA zu Besuch.“ Über die Wintermonate bietet die Ortsgruppe regelmäßig Lehrgänge zur Erlangung der Amateurfunklizenz an – denn nur wer erfolgreich die Prüfung bei der Bundesnetzagentur absolviert hat, darf eigenständig und mit einem eigenen Rufzeichen im weltweiten Funknetz unterwegs sein.

Den sieben aktuellen „Lehrlingen“ hat das Coronavirus allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht – sie sollten im April ihre Prüfung ablegen, jetzt ist die verschoben. Statt der Seminarabende im Vereinsheim ist auch bei ihnen „Homeschooling“ angesagt.

Kontaktmöglichkeiten und weitere Informationen im Internet unter www.darc.de/der-club/distrikte/g/ortsverbaende/09/

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