„Klimascouts“ in Bad Honnef Wie Auszubildende im Rathaus den Klimaschutz voranbringen wollen

Bad Honnef · Auszubildende der Stadtverwaltung Bad Honnef dürfen sich jetzt Klimascouts nennen und sind Multiplikatoren für mehr Klimaschutz. Was sich dahinter verbirgt, erzählen zwei der Azubis und ihre Mentoren dem GA.

 Die Klimascouts der Stadt Bad Honnef: Mentorin Marie-Luise Arnhold mit Lasse Dobler, Lara Löbbert, Arian Jashari, Jan Zagermann, Patricia Büsch und Agnesa Salihi sowie für die Ausbildungsleitung Oliver Renz.

Die Klimascouts der Stadt Bad Honnef: Mentorin Marie-Luise Arnhold mit Lasse Dobler, Lara Löbbert, Arian Jashari, Jan Zagermann, Patricia Büsch und Agnesa Salihi sowie für die Ausbildungsleitung Oliver Renz.

Foto: Stadt Bad Honnef

„Ihr Dach kann mehr“: Diesen Slogan haben zahlreiche Selhofer an ihrer Haustüre vorgefunden - eine Fleißarbeit der Auszubildenden der Stadtverwaltung, denn insgesamt 1.200 Türanhänger mit dieser Aufschrift haben sie im Süden der Stadt verteilt. Und das überall dort, wo es Potenzial gibt für Fotovoltaik. Die Auszubildenden haben das Projekt, zu dem unter anderem eine Präsentation und ein Online-Informationsabend gehören, nicht nur in die Tat umgesetzt. Sie haben es im Wege der Ausbildung zu sogenannten Klimascouts von der Pike auf entwickelt. Und sie stellen sich damit im bundesweiten Vergleich einer Fachjury. Umweltminister Robert Habeck obliegt es im Herbst in Berlin, die besten Projekte zu prämieren.

Gute Chancen im bundesweiten Ideen-Wettbewerb

Die Chancen für die Honnefer stehen gut, findet zum Beispiel Thorsten Schmidt von der Energieagentur Rhein-Sieg. Klimascouts, hinter diesem Begriff verbirgt sich ein bundesweites Programm mit dem ausführlichen Titel „Kommunale Klimascouts - Azubis für mehr Klimaschutz“. Ziel des vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) 2021 gestarteten Projektes ist es, das wichtige Thema Klimaschutz in die Ausbildung der jungen Menschen zu integrieren – eine Frage der Nachhaltigkeit, wenn es um klimagerechtes Handeln in den Verwaltungen geht. Die Azubis sollen für eigene Klimaaktivitäten in ihrem (Arbeits-)Alltag qualifiziert und der Klimaschutzgedanke so übergreifend in den Ressorts verankert werden.

Für den Rhein-Sieg-Kreis war die Teilnahme, unterstützt von der Energieagentur Rhein-Sieg als Partnerin des Difu, eine Premiere. Sechs von 19 Kreis-Kommunen konnten nach Worten von Schmidt aktiviert werden, ihre Auszubildenden zu Klimascouts fortbilden zu lassen – da scheint also noch Luft nach oben zu sein für folgende Runden. 19 Auszubildende aus Kreis-Kommunen nahmen von Oktober bis Februar an dem Projekt teil, das Gros mit sechs stellte Bad Honnef - eine „vorbildliche“ Bilanz, wie Schmidt konstatierte. Ebenfalls mit im Boot waren zum Beispiel Siegburg und Königswinter.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten in fünf Modulen eine Einführung in die Themen Klimawandel, Klimaschutz und Energie. Aber auch Projektmanagement stand auf dem ungewöhnlichen Stundenplan, ein zusätzliches Handwerkszeug also, für das die jungen Leute auch mal an einem Freitagnachmittag gefordert waren. Und selbst dann, nach anfänglicher Skepsis, mit Begeisterung bei der Sache waren, wie unter anderem Mentorin Marie-Luise Arnhold feststellen durfte.

Eine Einschätzung, die Kai Schallenberg und Lasse Dobler rundheraus bestätigten. Klar, Klimaschutz sei ein überaus wichtiges Thema, das wisse man ohnehin. „Für uns war das jetzt aber auch eine gute Gelegenheit, sich in das Thema so richtig reinzufuchsen“, so Kai, wie Lasse Auszubildender zum Verwaltungsfachangestellten im zweiten Lehrjahr. Drei Projektideen standen für die Bad Honnefer Azubis am Anfang, von denen sich die „1.000 Dächer für Selhof“ schließlich in demokratischer Abstimmung durchsetzten.

Die Auszubildenden sind auch Multiplikatoren

Der Gedanke dahinter: Das Potenzial für klimafreundlichen Strom aus Sonnenlicht wird aktuell alles andere als ausgereizt. Über private Beteiligung könnte ein wichtiger Beitrag für mehr Klimaschutz geleistet werden. Genau da kommen die Azubis als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ins Spiel, sagt auch die Leiterin der städtischen Koordinierungsstelle Klimaschutz, Kathrin Schmidt. „Und ich bin absolut begeistert, wie toll das geklappt hat“, so die Klimaschutzexpertin.

Teil des Projektes ist zudem eine für Teilnehmer kostenlose Online-Informationsveranstaltung. Auch hierbei hatten die Azubis ihr Projekt bis ins Detail im Blick. Lasse: „Wichtig war ja auch, ein gutes Budget zu finden. Eine Präsenz-Veranstaltung hätte weit mehr gekostet.“ Dass Online alles andere als ein Nachteil sein muss, sagt auch Thorsten Schmidt. Nicht nur habe man in der Pandemie viel dazugelernt. Auch zeige die Erfahrung, dass niederschwellige Angebote wie eine Zoom-Konferenz gut wahrgenommen würden.

Dass die konzertierte Aktion schon jetzt Erfolge zeigt, beobachtet unter anderem Kathrin Schmidt: Von dem Moment an, da die Türanhänger verteilt waren, liefen Anrufe ein. Eine der häufigsten Fragen: Gibt es Förderung und wie kann ich sie beantragen? „Die Frage nach der Finanzierung ist für viele Bürger die wichtigste“, so Kathrin Schmidt. Das zeige aber auch: Die grundsätzliche Bereitschaft, einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, steige. Und die Bereitschaft steige noch einmal mehr, wenn man die Bürger direkt anspreche wie im Azubi-Projekt geschehen.

Ihrem Weg zum Klimascout stellen Lasse und Kai Bestnoten aus. Die Einblicke ins Projektmanagement, die Erfahrung, wie sich die jeweiligen, unterschiedlichen Kompetenzen der Teilnehmer ergänzten und zu einem Ganzen zusammenfügten, die Koordination und schließlich die Umsetzung: „Das hat einen auch persönlich wirklich weitergebracht“, so Kai. Dranbleiben wollen sie sowieso. Das Projekt, das zunächst auf Selhof beschränkt war, soll möglichst erweitert werden, so auch Kathrin Schmidt. Vielleicht heißt es dann nicht mehr 1.000 Dächer für Selhof, sondern 4.000 Dächer für Bad Honnef.