Bericht zum Klimaschutzkonzept in Bad Honnef Aktuelle Ziele reichen nicht, um das Klima zu retten

Bad Honnef · Bis Sommer soll es fertig sein, das Bad Honnefer Klimaschutzkonzept. Ein Zwischenbericht legt nahe, dass beim Energiesparen noch viel Luft nach oben ist. Und dass jeder Einzelne gefragt ist.

Die Potenziale für regerenative Energien wie Photovoltaik werden in Bad Honnef noch lange nicht ausgeschöpft.

Die Potenziale für regerenative Energien wie Photovoltaik werden in Bad Honnef noch lange nicht ausgeschöpft.

Foto: Frank Homann

Jede Menge trockene Zahlen und eine durchaus ernüchternde Erkenntnis: Beim Zwischenbericht zum Klimaschutzkonzept der Stadt Bad Honnef stand allem voran im Raum, dass hehre Ziele bei Weitem nicht reichen, um das Klima zu retten. Und dass man von sämtlichen Zielen, wie sie vom Bund ausgegeben worden sind, noch weit entfernt ist. Ebenso wenig überraschend: Richten können es letztlich nur die privaten Haushalte.

Viele kleine Stellschrauben sparen Energie

In den eigenen vier Wänden Ökostrom nutzen, das Auto stehen lassen und aufs Fahrrad umsteigen oder ganz einfach die Waschmaschine auf 30 statt 60 Grad laufen lassen: Es sind auf den ersten Blick kleine Stellschrauben wie diese, die in Summe viel ausmachen. Und die belegen, dass es den ganz großen Wurf für das Klima nicht gibt. Kritische Anmerkung aus dem Plenum: Die Versiegelung von Freiflächen findet sich im Konzept nicht wieder.

Welcher Stellenwert den Privathaushalten zukommt, das zeigte sich bei der Präsentation im Bürgerhaus Aegidienberg vor rund 60 Interessenten. Zur Erinnerung: Mitte 2022 war das Konzept angestoßen worden. Das Ziel: weitestgehende Klimaneutralität bis 2050. Im September fand die Auftaktveranstaltung zum Konzept statt, mehr als 130 Bürgerinnen und Bürger nahmen teil. Ermutigend auch, so Bürgermeister Otto Neuhoff am Dienstag vor der Präsentation: Eine Ideenkarte bekam 1000 Bewertungen. 70 konkrete Vorschläge gingen ein. Weiteres floss aus Workshops mit Experten und Jugendlichen, Informationsständen und Runden mit der Politik ein.

Was es braucht, um Strategien zu entwickeln, sind erst einmal Fakten, wie es um die Stadt steht: eine aktuelle Energie- und Treibhausgasbilanz und eine Potenzialanalyse, wie und wo Einsparungen möglich sind. Klar wurde: Die Stadtverwaltung kann es, trotz bereits umgesetzter und geplanter Maßnahmen wie Fotovoltaik auf öffentlichen Gebäuden oder dem geplanten Einstieg in die Produktion erneuerbarer Energie mit zwei Windrädern am Dachsberg, nicht alleine stemmen. Auch wenn aktuell schon 21 Prozent weniger Energie in öffentlichen Gebäuden verbraucht werden, so Erster Beigeordneter Holger Heuser.

Bad Honnefs Einsparpotenziale sind nicht leicht zu heben

Der Ist-Zustand, den Klimaschutzmanager Swen Schmitz und Lara Kiesau von der Gertec GmbH nach Einführung von Professor Wilfried Terlau vom städtischen Umweltbeirat darstellten, zeigt Spielräume auf, die aber nicht leicht zu heben sein dürften, wie die frisch gebackene Klimaschutzpatin Beate Kummer anmerkte.

So stellt der Verkehrssektor mit 44 Prozent den Löwenanteil am gesamtstädtischen Energieverbrauch inklusive des - Autobahnabschnittes auf der Höhe, auf den die Stadt keinen Einfluss etwa durch Geschwindigkeitsbeschränkungen hat, der nach allgemein gültigen Rechenmodellen aber auf das Bad Honnefer Konto voll einzahlt.

38 Prozent wiederum machen die genannten privaten Haushalte aus. Und hier kommt ins Spiel, was Neuhoff als „mühsamen Prozess“ bezeichnete: Verhaltensänderungen jedes Einzelnen sind es, die das Klima braucht. „Aber jeder weiß, das eigene Verhalten zu ändern, ist nicht einfach.“ Vergleichbar geringe 17 Prozent des Energieverbrauchs entfallen auf die Wirtschaft, kein Wunder in einer Stadt, die wenig Gewerbe hat.

Entsprechend kann der größte Anteil CO2 auf dem Sektor private Haushalte vermieden werden, mit Fokus auf den Treiber Nummer eins: die Heizwärme. Potenziale sehen die Experten aber auch mit weiteren Maßnahmen in und an öffentlichen Gebäuden, ebenso mit Verkehrslenkung und -reduzierung wie durch Stärkung des Radverkehrs und mehr.

Viel Luft nach oben bei erneuerbaren Energien

In puncto erneuerbare Energien ist noch viel Luft nach oben - „ernüchternd“ nannte ein Teilnehmer, dass aktuell in Bad Honnef nur 3,4 Prozent des Stroms aus regenerativen Energien kommen und geringe 5,4 Prozent auf den Wärmeverbrauch einzahlen. Hier wie auch bei der generellen energetischen Gebäudesanierung sind wieder die Privaten gefragt.

Beispiel: Würden bis 2025 etwa 73 Prozent der Wohnhäuser energetisch saniert, wäre dies eine Einsparung von 31 Kilotonnen CO2-Equivalenten und damit mehr als die Hälfte dessen, was laut vorliegendem Klimaschutzszenario eingespart werden muss. Würde es gelingen, die heute 15 100 zugelassenen Autos, davon nur 250 E-Autos und 570 Hybridantriebe, um die Hälfte zu reduzieren, entspräche dies wiederum einem Drittel der benötigten Einsparmenge.

Jeder Bad Honnefer und jede Bad Honneferin ist gefragt

Aber, so Neuhoff: „Keine Regierung, auch keine Kommune wird es schaffen, Ziele zu erzwingen. Um die Potenziale zu heben, braucht es unter anderem auch Fördermittel von Bund und Land.“ Die gute Nachricht, so der Bürgermeister: Würden alle Einsparpotenziale gehoben, so die Rechnung im Konzept, könnten die Energieverbräuche im Vergleich zu 1990 bis 2050 um 92 Prozent gesenkt werden. Neuhoff: „Aber entscheidend dafür wird sein, die Bürger zu informieren und vor allem auch zu aktivieren, daran aktiv mitzuwirken.“

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