Möderler huldigt Mila Röder Bad Honnefer Diva hat nichts von ihrem Charme verloren

Bad Honnef · Eine Gedenkanzeige und Kerzen für Mila Röder: Die Bad Honnefer Biographin Catrin Möderler erinnert an den 135. Todestag der schönen wie talentierten Sängerin.

 Autorin Catrin Möderler (links) hat über die in Bad Honnef beigesetzte Operndiva Mila Röder diverse Bücher geschrieben.

Autorin Catrin Möderler (links) hat über die in Bad Honnef beigesetzte Operndiva Mila Röder diverse Bücher geschrieben.

Foto: Roswitha Oschmann

Es ist eine Huldigung sondergleichen. Angehörige oder Freunde erinnern mit Gedenkanzeigen ihrer Verstorbenen, meist nach einem Jahr, manchmal zehn, zwanzig Jahre nach dem Tod. Ein Inserat weit mehr als 100 Jahre nach dem Ableben dürfte eher selten, wenn nicht gar einmalig sein. Im General-Anzeiger erschien eine solche Annonce am 31. Mai – exakt am Todestag der Koloratursopranistin Mila Röder zum 135. Jahrgedächtnis. Geschaltet von Catrin Möderler aus Bad Honnef „im Namen aller Freundinnen und Freunde der Schönen Künste“.

Was hat es auf sich mit diesem Beweis der Anerkennung? Der schönen Mila, wie sie in Honnef genannt wurde, setzte ihre Biographin Catrin Möderler auch auf diese Weise ein Denkmal. Das Bild der aparten Frau, deren Schönheit immer wieder in Erzählungen gepriesen wurde, ziert die Gedenkanzeige. Kurz nach Vollendung ihres 40. Lebensjahres war Mila Röder 1887 verstorben und fand auf dem Honnefer Alten Friedhof ihre letzte Ruhestätte im eigens für sie errichteten Mausoleum.

Mila Röder findet auf dem Alten Friedhof in Bad Honnef ihre letzte Ruhe

Als sich im Frühjahr die Geburt Milas am 6. April 1847 nach dem Gregorianischen Kalender zum 175. Mal jährte, hatte Möderler dort eine Kerze entzündet. Für sie ist Mila Röder längst so etwas wie ein „Familienmitglied“. In ihrer Schreibstube erweckte die Schriftstellerin die Sängerin zum Leben. Um die geheimnisvolle Schöne, die mit Stiefvater und Mutter eine Villa in Honnef bewohnte, rankten sich schillernde Erzählungen. Freilich, keiner wusste so recht, was es mit Familie Röder eigentlich auf sich hat. Eisern hielt sich die Mär, kurz vor der Hochzeit mit einem italienischen Grafen sei Mila verstorben.

Erst Catrin Möderler brachte bis ins Detail Licht in das Leben der jungen Frau und darüber hinaus in das Sein und Wirken der ganzen Familie – gerade ist das vierte Buch zu diesem Themenkreis erschienen, der tief in die Theatergeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts eindringt.

Kurios allein ist die Entdeckung Milas. Einst hatte die Autorin die sogenannte Carte de Visite einer unbekannten Schönen erworben. Nachdem Möderler nach einem Umzug auch Leserin des Bonner GA geworden war, entdeckte sie in der Bad Honnefer Lokalausgabe das Abbild ihrer Unbekannten – durch den begleitenden Beitrag erhielt sie einen Namen. Möderler, selbst ausgebildete Opernsängerin und Rundfunk- und Fernseh-Journalistin, recherchierte, wühlte in Archiven von Riga über London, Berlin und Prag bis Wien.

Catrin Möderler setzt Röder ein literarisches Denkmal

Das Ergebnis sind vier tolle Bücher. Es ist alles dabei: himmelhochjauchzende Liebe, Ehebruch, Intrigen, Freundschaft, Neid, Sternstunden und Misserfolge. Nicht nur das bühnenreife Leben der Mila ist nachzuvollziehen. Das Schicksal ihres Stiefvaters, der Theatergröße Ferdinand Röder, ist Thema des zweiten Buches. Roman drei widmete Möderler Carl Blasel und dem Wiener Bühnenleben, aus dem sie demnächst in der Mozartstadt liest. Und das druckfrische vierte Buch macht mit dem Geschick von Röders vorhergehender Frau Bertha vertraut. Ein Drama für sich.

Dass Mila noch immer berührt, zeigen auch die Trauerkerzen, die im GA von Lesern im Online-Portal angezündet wurden. Da heißt es etwa: „Sie schenkte der Welt ihre Kunst, Schönheit und Grazie!“

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