Veranstaltung im Rathaus Foto-Ausstellung in Bad Honnef zeigt Schattenseiten der Katar-WM

Bad Honnef · Was hinter der schillernden Fassade des Wüstenlands Katars steckt, ist jetzt anlässlich der WM in der beeindruckenden Fotoausstellung „Fußball Ja – Ausbeutung Nein“ im Bad Honnefer Rathaus zu sehen.

Sich mit den Schattenseiten der Fußball-WM in Katar auseinander zu setzen, dafür werben Wilfried Schneider (links) und Otto Neuhoff mit der Ausstellung „Das vergessene Team“ im Bad Honnefer Rathaus.

Sich mit den Schattenseiten der Fußball-WM in Katar auseinander zu setzen, dafür werben Wilfried Schneider (links) und Otto Neuhoff mit der Ausstellung „Das vergessene Team“ im Bad Honnefer Rathaus.

Foto: Frank Homann

Ein kleiner grüner Plastikeimer ersetzt die Dusche mit fließendem Wasser. Mohamed Khan sitzt auf der oberen Etage einer schlichten Holzpritsche mit dünner Matratze. In das pulsierende Wüstenland Katar ist der junge Mann aus Nepal gereist, um „seiner Mutter und seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen“. Harte, schlecht entlohnte Arbeit und abgelaufende Konserven bestimmen allerdings nach eigenen Angaben sein Leben. Welch ein Kontrast zum Bild des selben Mannes in einer gigantischen WM-Arena – einem Fußball-Palst, seinem Arbeitsplatz. Die aufwühlenden Bilder dieses und anderer Arbeitsmigrantinnen und -migranten hat Fotograf Mohamed Badarne gemacht. Im Bad Honnefer Rathaus sind seine Bilder über die Schattenseite der Fußball-WM jetzt zu bewundern.

„The forgotten Team“ (Das vergessene Team) lautet der Titel der unter die Haut gehenden Schau, die bis Freitag, 16. Dezember, im Foyer der Verwaltungszentrale, Rathausplatz 1, zu sehen ist. Zusammengestellt hat sie Amnesty International (AI). Die Menschenrechtsorganisation will das Weltturnier nutzen, um auf die Arbeitsbedingungen in Katar aufmerksam zu machen. „Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie Arbeitsmigrantinnen und Migranten in Katar trotz erster Reformen weiter ausgebeutet werden“, sagt Wilfried Schneider, Gruppensprecher Bad Honnef von Amnesty International. Die Arbeitsbedingungen in dem von reichhaltigen Öl- und Gasvorkommen geprägten Land kommen in vielen Fällen Zwangsarbeit gleich, so Schneider.

15 000 tote Arbeitsmigranten in Katar zwischen 2010 und 2019

Todesfälle würden nicht untersucht. So wie der eines Famiienvaters aus Nepal. Nicht auf einer WM-Baustelle sondern „im Schlaf“ sei er gestorben, lautete die kurze Mitteilung an die Familie, die Fotograf Badarne in Nepal besucht hat. Das Foto der dezimierten Familie im Hochgebirge Nepals bedrückt: Masali Sarki trauert um ihren Mann, die Kinder Samati und Samir um ihren Vater. Der wollte in das WM-Gastgeberland, damit die Familie ein neues Grundstück erwerben könne. Das bestehende war bei einem schweren Erdbeben zerstört worden. Wie Schneider berichtet, starben während der WM-Vorbereitungen „zwischen 2010 und 2019 mehr als 15 000 Personen nicht-katarischer Staatsangehörigkeit, deren Todesursachen nicht obduziert wurden“.

Die Bilderausstellung und die Schicksale, die sie zeigt, sollen dabei helfen, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter entschädigt werden. „Wir fordern Entschädigungszahlungen in Höhe von 440 Millionen US-Dollar – bei bei mindestens sechs Milliarden US-Dollar Gewinn für die FIFA sicherlich kein großes Opfer“, findet der AI-Sprecher. Und: „Wir sind froh, dass wir in Bad Honnef offene Türen einrennen.“

Bürgermeister Otto Neuhoff fasst in Worte, was vielen Fußballfreunden durch den Kopf geht: „Als Fußballfan würde ich die Spiele in Katar gerne sehen. Aber wenn ich die Umstände analysiere, kann ich nur den Kopf schütteln.“ Er appellierte: „Egal ob schauen oder nicht zu schauen – auf keinen Fall dürfen wir wegschauen.“ Schließe müsse dieses Weltereignis genutzt werden, bis die Zustände verbessert, geändert, beseitigt – und die Betroffenen entschädigt werden.“

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