Geburtsstation in Bad Honnef schließt „Die Situation war immer wieder mal eng“

Bad Honnef · Nun ist es amtlich: Die Geburtsstation in Bad Honnef schließt zum 1. Februar aus wirtschaftlichen Gründen. Die bereits angemeldeten Frauen müssen eine andere Klinik suchen.

 Der Klapperstorch ist bald Geschichte: Zum 1. Februar schließt die Geburtshilfe im Cura Krankenhaus in Bad Honnef.

Der Klapperstorch ist bald Geschichte: Zum 1. Februar schließt die Geburtshilfe im Cura Krankenhaus in Bad Honnef.

Foto: Frank Homann

Am Montag ist Florian Lanz zum ersten Mal Vater geworden. Seine Frau Kathrin brachte im Cura Krankenhaus Bad Honnef Tochter Luisa zur Welt. Das Mädchen wird eines der letzten Kinder sein, dass als Geburtsort einmal „Bad Honnef“ im Ausweis stehen hat.

Mit Blumen und Babytrage steht der 30-Jährige aus Unkel am Donnerstag im Klinikfoyer, um Frau und Kind abzuholen. Die Nachricht, dass die Geburtshilfe in Bad Honnef zum 1. Februar schließt, hat das Paar am Vortag völlig unvorbereitet getroffen – wie offenbar auch die Mitarbeiter auf der Station: „Die Stimmung war unterirdisch“, so Lanz.

Von einem „Schockzustand nach dem Tag X“ bei Pflegern, Hebammen und Ärzten spricht am Donnerstag auch Daniela Kreuzberg, kaufmännische Direktorin der GFO Kliniken Bonn. „Obwohl die Nachricht für die meisten wohl nicht überraschend kam. Die Situation war immer wieder mal eng.“

Fachkräftemangel und zunehmender finanzieller Druck

Fachkräftemangel und den zunehmenden finanziellen Druck auf Krankenhäuser nennen Hans-Joachim Ehrhardt, Regionaldirektor der GFO Kliniken Bonn, und Christoph Heller, Mitglied der Geschäftsführung, als Gründe für das Aus für die Geburtshilfe am Standort Bad Honnef. Ehrhardt legt Wert auf die Feststellung: „Wir schließen die Abteilung nicht, wir verlagern sie.“

Die kleinste der drei GFO-Abteilungen für Geburtshilfe und Gynäkologie im Rhein-Sieg-Kreis – Bad Honnef – wird in die rechtsrheinischen beiden Standorte der GFO Kliniken in Troisdorf und Sieglar sowie linksrheinisch in das Bonner Sankt Marien Hospital integriert. „Die Häuser haben starke Abteilungen, die Leistungen bleiben in der Region erhalten.“

Das lasse sich auch an der Zahl der Geburten ablesen: In Bonn sind es 2.500 pro Jahr, ebenso viele Kinder kommen an den beiden Standorten in Troisdorf zur Welt. In Bad Honnef sind es jährlich rund 500 Geburten. Allen elf fest angestellten Hebammen und 13 Pflegekräften werde angeboten, an die GFO-Standorte in Bonn oder Troisdorf zu wechseln. Das gelte im Übrigen auch für die 16 überwiegend in Teilzeit beschäftigten Ärzte. Kreuzberg: „Wir haben allen Mitarbeitern sofort Gespräche angeboten.“

Spekulationen bereits vor Weihnachten

Über ein drohendes Aus der Geburtshilfe in Bad Honnef war bereits vor Weihnachten spekuliert worden. Aufgrund von Personalengpässen waren die Kreißsäle über die Feiertage geschlossen, Anfang Januar aber wieder geöffnet worden. „Jetzt kamen erneut Krankheitsfälle hinzu, sodass wir bereits im Februar nicht mehr alle Dienste hätten besetzen können“, sagt Ehrhardt.

Und legt Zahlen auf den Tisch: Der Umsatz der Abteilung Geburtshilfe und Gynäkologie liegt im Jahr bei vier Millionen Euro bei einem konstant hohen Defizit von rund 700.000 Euro, das andere Abteilungen durch ihre Einnahmen mitgetragen hätten.

„Die GFO sind gemeinnützig, nicht maximal gewinnbringend orientiert“, so Heller. „Doch die Rahmenbedingungen drängen die Kliniken zur Verdichtung.“ Trotz der Defizite habe man viele Jahre an der kleinen Abteilung in Bad Honnef festgehalten. Der Fachkräftemangel stelle aber gerade kleine Kliniken vor Herausforderungen. Verschärft habe sich die Entwicklung durch den Tarifabschluss des Marburger Bundes für Ärzte, der zusätzliches Personal auch für gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilungen vorsieht.

Kostensteigerung um 550.000 Euro

Das sei verbunden mit einer deutlichen Kostensteigerung, um die neuen Vorgaben bei Arbeitszeiten, Bereitschaftsdiensten und Personal zu finanzieren.„Für Bad Honnef würde das zusätzlich 550.000 Euro bedeuten, das Defizit läge dann bei 1,2 Millionen Euro“, sagt Ehrhardt. Die Tarifregelungen seien bindend, die finanziellen Folgen für das Krankenhaus insgesamt und dessen Mitarbeiter nicht zu vertreten. Allerdings: Sollten sich mit dem neuen Krankenhausplan, der zum Jahresende verhandelt werde, die Rahmenbedingungen für die Kliniken verbessern, „betreiben wir gerne wieder die Geburtshilfe in Bad Honnef“, so Ehrhardt.

Dass die Schließung der Geburtsstation ein sehr emotionales Thema ist, sei ihm klar. Auch die Frage des Einzugsbereichs und der nun noch längeren Wege, die eine Schwangere unmittelbar vor der Niederkunft zurücklegen muss. „Für die Strecke von Bad Honnef nach Troisdorf oder Bonn braucht man rund eine halbe Stunde“, so Ehrhardt. „Das ist als Fahrtzeit akzeptabel, auch wenn es zu überprüfende Einzelfälle gibt.“

Die für nächste Woche geplanten OPs und Geburten werden noch durchgeführt. Die Frauen, die sich für Februar zur Entbindung in Bad Honnef bereits angemeldet haben – laut Kreuzberg sind es 25 bis 30 – müssen sich anders orientieren. „Es hätte nichts gebracht, die Schließung noch Wochen oder gar Monate hinauszuzögern“, so Kreuzberg. „Der Personalengpass und die wirtschaftlichen Themen trafen jetzt zusammen.“

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