Honnefer Heimatforscher feiert 90. Geburtstag Ein Heimatmuseum steht auf Willi Birenfelds Wunschzettel

Bad Honnef · Willi Birenfeld feiert an diesem Freitag seinen 90. Geburtstag. „Et Freudeblömche“ ist sein Steckenpferd.

 Ein profunder Kenner der Heimatgeschichte: Willi Birenfeld feiert seinen 90. Geburtstag.

Ein profunder Kenner der Heimatgeschichte: Willi Birenfeld feiert seinen 90. Geburtstag.

Foto: Frank Homann

Der Mann, der auch Stadtschreiber kann: Als Bad Honnef vor zehn Jahren „150 Jahre Stadtrechte“ feierte und ein Theaterstück zur Stadtwerdung gezeigt wurde, schlüpfte Willi Birenfeld in die historische Robe. Eine Rolle, wie auf den Leib geschneidert für den profunden Kenner der Heimathistorie. Zehn Jahre später steht mit „1100 Jahre Bad Honnef“ ein weiteres Jubiläum an. Und Willi Birenfeld freut sich, dass man diesem Wunsch inzwischen nähergekommen ist: einem Bürger- und Kulturzentrum in der ehemaligen Konrad-Adenauer-Schule, in dem Archivalien nicht nur bewahrt, sondern zugänglich gemacht werden. An diesem Freitag wird Birenfeld 90 Jahre alt.

Archivraum in der ehemaligen Schule

Zwei kleine Schilder weisen im Keller der ehemaligen Kasch darauf hin: Hier haben der Archivraum und das Lager des Vereins Gutenberghaus eine Heimat gefunden. Aber: Es soll eine Heimat der Stadtgeschichte als Ganzes entstehen. Da wäre die durch Zustiftungen nicht nur große, sondern an Materialien reiche Sammlung des Vereins Gutenberghaus, dem Birenfeld vorsteht: Sie drohte nach dem Verlust der ursprünglichen Räume an der Hauptstraße nicht nur zerstreut, sondern unsachgemäß gelagert zu werden. Nebenan soll das Stadtarchiv einziehen, auch dafür ist es „höchste Eisenbahn“, so Birenfeld. Denn das lagert in Kellerräumen oder unterm Dach des Rathauses.

Dass Historie keineswegs etwas für „ewig Gestrige“ ist, dafür tritt Birenfeld beständig den Beweis an. „Vorhandenes nicht nur bewahren, sondern vor allem jungen Leuten, Schülern erlebbar zu machen. Wer die Vergangenheit nicht kennt, weiß nicht, wo er steht und wo es hingeht in der Zukunft.“ Dieser Gedanke treibt ihn an. Und verbindet sein heimathistorisches Engagement mit dem Beruf, den er, wie er sagt, immer wieder ergreifen würde: Lehrer. „Ich war in der katholischen Jugend und bei den Pfadfindern. Und da habe ich schnell gemerkt, das ist meins, die Arbeit mit jungen Menschen.“

Lehramtsstudium in Bonn

1953 machte er am heutigen Siebengebirgsgymnasium sein Abitur – und kehrte, nach Lehramtsstudium Germanistik und Romanistik sowie vier Jahren Lehrtätigkeit in Bonn, 1966 dorthin als Lehrer zurück. Er blieb bis zum Ruhestand 1994. „Das Sibi, das ist wirklich meine Schule und ein Identifikationspunkt für die ganze Stadt. Familien sind dort in vierter Generation.“ Der Aufbau des Austauschs mit Berck-sur-Mer und vieles mehr trägt die Handschrift des Francophilen, der lange Jahre dem Partnerschaftskomitee Honnef/Berck vorstand und heute dessen Ehrenvorsitzender ist. Die Freundschaft in Europa, sagt er, ist eine der großen Errungenschaften. Sein Einsatz wurde vielfach gewürdigt, so 1986 mit der Ehrenmedaille der Stadt Berck-sur-Mer, die ihn 2003 zu ihrem Ehrenbürger machte. Neben der Dankmedaille des Deutsch-Französischen Jugendwerks, das früher in Rhöndorf beheimatet war, und der Dankmedaille der Heimatstadt erhielt Birenfeld zudem 2006 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Bad Honnef gehört Birenfelds Heimatliebe – wobei „Heimatliebe bitte niemals verbohrt sein darf“, sagt er. Kein Wunder, dass es ihm „Et Freudeblömche“ Franzjosef Schneider besonders angetan hat, jener Heimatdichter, der „Geschichte von unten“, nicht akademisch, sondern lebensnah an den Menschen überliefert hat. „Das war eine seiner ganz großen Leistungen“, so Birenfeld. Viele Male schon hat Birenfeld in Lesungen „Et Freudeblömche“ auferstehen lassen und Neuauflagen von dessen Schriften mit bearbeitet. Und wenn demnächst zum Stadtjubiläum Schneiders „Briefe von Hause“ vom Heimat- und Geschichtsverein Löwenburg herausgegeben werden, hat er im besten Sinne des Wortes wieder die Finger im Spiel.

Erste Lebensjahre im Westerwald und Koblenz

Dabei wuchs Birenfeld die ersten Lebensjahre im Westerwald und in Koblenz auf, wo sein Vater als Innenarchitekt tätig war. 1940 zog die Mutter, ein Honnefer Mädchen, mit den zwei Kindern zurück in ihr Elternhaus – der Vater aber kehrte nicht aus dem Krieg zurück. In Bad Honnef besuchte Birendfeld die Volksschule, hier lernte er seine spätere Frau Ulla, mit der er just 60 Jahre verheiratet ist, kennen. Beide gründeten die Familie, blieben im besten Sinne in Bad Honnef heimisch. „Für mich haben sich hier immer wieder Kreise geschlossen. Ich bin wirklich verflochten mit dieser Stadt.“ Und was steht heimatgeschichtlich noch auf dem Wunschzettel? Überlegen muss Birendfeld da nicht. „Ein richtiges Heimatmuseum.“

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