Nachlass von GA-Fotograf Günter Groote Visueller Schatz aus dem Siebengebirge zieht ins Kreisarchiv ein

Bad Honnef/Siegburg · 76.000 Fotonegative zu digitalisieren, das ist jetzt die Aufgabe des Kreisarchivs in Siegburg. Vom Bad Honnefer Verein Gutenberghaus haben sie den fotografischen Nachlass von GA-Fotograf Günter Groote bekommen, der mehr als fünf Jahrzehnte als Pressefotograf im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn tätig war.

Den fotografischen Nachlass von GA-Fotograf Günter Groote übergab Wilhelm Birenfeld vom Verein Gutenberghaus Bad Honnef (Mitte) an Kreisarchivin Claudia Maria Arndt und Kulturdezernent Thomas Wagner.

Den fotografischen Nachlass von GA-Fotograf Günter Groote übergab Wilhelm Birenfeld vom Verein Gutenberghaus Bad Honnef (Mitte) an Kreisarchivin Claudia Maria Arndt und Kulturdezernent Thomas Wagner.

Foto: Mario Quadt

Fleißkärtchen waren während der Schulzeit ein probates wie motivierendes Mittel der Lehrerinnen und Lehrer, ihre Schülerschaft für außergewöhnliche Leistungen, fernab des Üblichen, zu begeistern. Kistenweise Fleißkärtchen haben sich Christa Dohmann und Lilo Busch während der vergangenen Monate verdient. Die Ehrenamtlerinnen vom Verein Gutenberghaus Bad Honnef brachten in mühevoller wie zeitaufweniger Arbeit das Kunststück fertig, die Negative von 76.000 Fotografien in einer Exceltabelle zu erfassen. Es handelt sich nicht um irgendwelche Urlaubsfotos oder andere Schnappschüsse, sondern um den fotografischen Nachlass des Bad Honnefer Pressefotografen Günter Groote. Die von den 1950er-Jahren bis zu Grootes Tod 2017 entstandenen Motive, jedes für sich ein Stück Zeitgeschichte, werden nun Teil des Kreisarchivs.

Das beeindruckende an seinem Oeuvre ist, dass er alle Menschen mit der Grandezza behandelte und ablichtete – gleichgültig, ob er den seinerzeit amtierenden Bundeskanzler Konrad Adenauer, Bauarbeiter bei Abrissarbeiten oder einen Stadtmitarbeiter, der Rattenköder auslegt, fotografierte. Für die Honnefer Volkszeitung und den Bonner General-Anzeiger war er mehr als fünf Jahrzehnte im Siebengebirge, in Bonn sowie im rechts- wie linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis unterwegs. „Wer ihn kannte, bewunderte sein Können und seine Leidenschaft“, sagt Wilhelm Birenfeld, Vorsitzender des Vereins Gutenberghaus Bad Honnef.

 Friedensnobelpreisträger und Ex-Bundeskanzler Willy Brandt gewährte Günter Groote zusammen mit Brigitte Seebacher-Brandt private Einblick ins Unkeler Wohnhaus des Ehepaares.

Friedensnobelpreisträger und Ex-Bundeskanzler Willy Brandt gewährte Günter Groote zusammen mit Brigitte Seebacher-Brandt private Einblick ins Unkeler Wohnhaus des Ehepaares.

Foto: Günter Groote

Noch zu seinen Lebzeiten vermachte Groote im Jahr 2014 den virtuellen Schatz seines Schaffens dem Verein, der Dokumente wie Briefe, Karten und Akten sowie Bilder, Fotos, Film- und Tondokumente zur Geschichte der Stadt Bad Honnef und der Region sammelt und bewahrt. Aber: Dieses Geschenk bürdet dem Verein gleich zwei knifflige Aufgaben auf. 76.000 Bilder und Negative sind archivfachlich aufzubewahren sowie sie zu digitalisieren und inhaltlich zu erfassen.

76.000 Fotonegative warten darauf, digitalisiert zu werden

Diese Mammutaufgabe übernimmt nun das Kreisarchiv. Das Team um Kreisarchivarin Claudia Maria Arndt weiß um diesen Schatz – und die Größe der anstehenden Aufgabe. „Das ist ein ausgesprochen aufwendiges Projekt“, sagt sie und lacht. Die Arbeit habe bereits für ihr Team und sie begonnen. „Bei einigen Bilderstrecken müssen wir mehr recherchieren als gedacht“, räumt Arndt ein. Schließlich habe das Team den Ehrgeiz, genau zu erklären, was und wer auf den Bildern zu sehen ist.

„Für das Kreisarchiv ist es nicht ungewöhnlich, dass wir solche Nachlässe bekommen“, sagt Thomas Wagner, Kulturdezernent des Rhein-Sieg-Kreises. „Aber dieser Vertrag über den Nachlass von Günter Groote ist etwas Besonderes: Der historische Wert ist enorm“, findet er. „Die Digitalisierung von 76.000 Bildern in absehbarer Zeit wäre für uns als Verein nicht zu bewältigen gewesen“, erklärt Birenfeld. Der Verein Gutenberghaus behält aber die Eigentumsrechte und die Urheberrechte an den Fotos und hat vereinbart, dass die digitalen Bilder auch in die Datenbank des Vereins einfließen.

So manches Fleißkärtchen dürften sich auch Arndt sowie Josephine Mauden, Fachangestellte Medien- und Informationsdienste im Kreisarchiv, verdienen. Bei Fotostrecken wie etwa jener zur Eröffnung der Bonner Nordbrücke am 28. Juni 1967 sind viele Ehrengäste in feinen Anzügen zu sehen – aber bei Weitem nicht alle benannt. „Es dauert mitunter mehrere Stunden, bis eine Bilderstrecke benannt ist“, berichtet Josephine Mauden. Schier atemberaubend ist die Leere der Autobahnverbindung auch nach der Eröffnung im Lichte der täglichen Blechlawinen an gleicher Stelle rund 55 Jahre später. Kulturdezernent Wagner denkt bereits einen Schritt über die Digitalisierung hinaus: „Eine Ausstellung der Bilder böte sich an“, findet er. „Vielleicht erinnert sich jemand wieder.“

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