25 Jahre Ökumenische Hospizbewegung Bad Honnef Ehrenamtliche Helfer begleiten jährlich bis zu 60 Sterbende und deren Angehörige

Bad Honnef · Sie sind seit einem Vierteljahrhundert für Schwerstkranke und ihre Angehörigen da, begleiten Sterbende auf ihrem letzten Weg: die Akteure der Ökumenischen Hospizbewegung Bad Honnef. Zum Auftakt des Jubiläums berichten sie über ihre Erfahrungen.

 Sterbende begleiten: Die Ökumenische Hospizbewegung ist seit 25 Jahren für Schwerstkranke und ihre Angehörigen da.

Sterbende begleiten: Die Ökumenische Hospizbewegung ist seit 25 Jahren für Schwerstkranke und ihre Angehörigen da.

Foto: picture alliance/dpa/Felix Kästle

„Da sein, wenn die Zeit kommt“ ist das Credo der Ökumenischen Hospizbewegung Bad Honnef. Mehr als 1000 schwersterkrankten Menschen haben die ehrenamtlichen Helfer des Vereins seit Gründung 1997 auf ihrem letzten Weg beigestanden. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres stellt er sich am Sonntag, 13. März, unter dem Motto „Wir über uns“ vor.

Als eine Erfolgsgeschichte bezeichnen die Vorstandsvorsitzende Sylvia Wesser und die hauptamtlichen Koordinatoren Guido Jackson Wilms und Nicola Hamelmann die Entwicklung der Bewegung. „Derzeit führen wir pro Jahr 50 bis 60 Begleitungen durch“, so Wesser. Die erste Begleitung einer Sterbenden erfolgte 1998 durch Anneliese Dietz. Zuvor war der erste Ausbildungskursus für ehrenamtliche Sterbebegleiter erfolgreich abgeschlossen worden.

Lehrgang umfasst 100 Stunden

Zehn bis 15 Leute nehmen pro Lehrgang teil, der in sechs Monaten mit 100 Stunden absolviert wird. „Gelegentlich steigt mal ein Ehrenamtler vorzeitig während des Kurses aus.“ Die meisten bleiben der Hospizbewegung lange treu, bis sie sich zu alt für die Aufgabe fühlen, in der eigenen Familie gebraucht werden oder beruflich zu stark gefordert sind.

„Der Helfer muss im Gleichgewicht sein“, so Jackson Wilms. Deshalb sind die Koordinatoren für die Begleitung der Begleitung da. Regelmäßige Teamsitzungen finden statt. Sorgfältig wird ausgewählt, wer für wen zuständig ist. Hamelmann: „Die Chemie muss stimmen, deshalb ist es auch so wichtig, dass wir die Ausbildung der Begleiter selbst vornehmen, so lernen wir sie sehr gut kennen und entdecken ihre Stärken.“ Extrem selten wird während einer Begleitung der Helfer ausgetauscht.

Hauptamtliche begleiten die Begleiter

Der erste Besuch bei dem Schwerkranken findet mit dem Koordinator statt. Im Durchschnitt dauert eine Begleitung drei Monate, aber sie kann sich auch bis zu einer Zeit von zwölf Monaten oder zwei Jahren erstrecken. „Manchmal sind es auch nur einige Stunden.“ Am Schluss steht immer ein Gespräch mit dem Begleiter, der danach auch eine Pause einlegen kann, ehe er sich auf einen neuen Fall einlässt. Eine fordernde Aufgabe – und Wesser ist dankbar für die Leistungen der Ehrenamtler. Bereits von Beginn an sind Brigitte Molt, Erika Ost, Irmgard Kraft und Ernst Wermann aktiv.

Ein neuer Kursus wird bei Bedarf ausgerichtet. Derzeit bereiten sich neun neue Helfer vor. Hamelmann: „Das Interesse an dieser Ausbildung als Sterbebegleiter ist gleichbleibend.“ Der Anstoß, sich in den Dienst der Hospizbewegung zu stellen, hat häufig mit persönlichen Erfahrungen zu tun.

Aus diesem Grunde hat der Verein ein neues Angebot ins Leben gerufen: die „Letzte Hilfe“. Die Teilnehmer können sich bei dieser Veranstaltung mit dem Thema Sterben sehr kompakt auseinandersetzen. Dadurch sollen sie Sicherheit erlangen im Umgang mit dem Menschen aus der Familie, den sie pflegen. Die nächsten Termine sind am 19. März, 2. Juli, 17. September und 12. November.

Die Corona-Zeit veränderte auch das Wirken der Hospizbewegung. In Krankenhäusern und Seniorenheimen war bei der ersten Welle eine Betreuung nicht möglich. Nach wie vor sind die Anfragen geringer, privat und in Senioreneinrichtungen. Ursprünglich war die Hospizbewegung für die Begleitung in Privathaushalten gedacht. Erst das Hospiz- und Palliativmedizin-Stärkungsgesetz 2015 ermöglichte die Implementierung in Senioreneinrichtungen und Krankenhäusern. Durch Kooperationsverträge wurde die Sterbebegleitung dort möglich.

Alle Angebote sind kostenlos

Während der Pandemie hat Wilms in Höfen von Altenheimen mit seinem Duo „With four hands“ Musik gemacht. Denn die Isolation war für die Betagten sehr hart. Derzeit wünschen viele Menschen eine Trauerbegleitung, die der Verein ebenfalls seit 2000 durch Jutta Niederländer und mittlerweile fünf Helfer anbietet. Gerade das Versterben von wegen Corona abgeschotteten Patienten hinterließ bei Angehörigen seelische Not. Während die Hinterbliebenen von bis zum Tod betreuten Menschen eher selten eine Trauerbegleitung benötigen.

„Im Sterben hört das Leben ja nicht auf, für die Angehörigen sind wir genauso da wie für die Sterbenden“, so Wesser. So habe ein gestandener Herr so gar nichts wissen wollen von einem Beistand durch die Hospizbewegung, habe dann aber nach Skatspielern gefragt. Wilms: „Zwei alte Hasen sind dann einmal die Woche zu ihm zum Skat, die Ehefrau hatte einen freien Abend.“ Seine Kollegin: „Wir sind einfach da, defensiv.“ Wilms: „Auf passive Weise sind wir aktiv.“ Auch die schwierigen Themen am Ende des Lebens, die jemand endlich loswerden möchte, kommen manchmal zur Sprache.

Alle Angebote sind kostenlos; auch wenn die Trauerbegleitung finanziell nicht gefördert wird, soll sie ausgebaut werden. Wesser: „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, mit Themen um Sterben, Tod und Trauer, durch Vorträge, Gespräche mit Ratsuchenden zur Patientenverfügung sowie Projektwochen in Schulen den direkten Kontakt mit den Bürgern zu suchen.“

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