In Bad Honnef Endspurt bei der Sanierung der evangelischen Kirche

Bad Honnef · Feuchtigkeit setzte der denkmalgeschützten evangelischen Kirche in Bad Honnef zu. Und falsche Farbe. Derzeit erhält das Gebäude einen neuen Anstrich. Die Arbeiten kosten allerdings mehr, als ursprünglich geplant.

 Aufwendig eingerüstet ist die evangelische Pfarrkirche in Bad Honnef. Bis 2022 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Aufwendig eingerüstet ist die evangelische Pfarrkirche in Bad Honnef. Bis 2022 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Foto: Frank Homann

50.000 Krokuszwiebeln hat die evangelische Kirchengemeinde zusammen mit der Initiative Wirtschaft für Bad Honnef im vergangenen Herbst auf der Wiese vor der Erlöserkirche gepflanzt. „Es wäre schön, wenn die Kirche zur Krokusblüte fertig gestrichen ist“, sagt Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann. Aber noch ist die Fassade des Gotteshauses eingerüstet.

Über die Kosten der Sanierungsarbeiten kann der Pfarrer noch keine Auskunft geben. „Die Abschlussrechnung liegt noch nicht vor“, so Löttgen-Tangermann. Aber einige Mängel wurden erst entdeckt, als das Gerüst stand, insofern wird es teurer als die ursprünglich kalkulierten 200.000 Euro allein für Fassade und Turm, die bei dieser Maßnahme in Ordnung gebracht werden. Die restlichen Flächen des seit 1992 denkmalgeschützten Bauwerks sollen später frische Farbe erhalten.

Feuchtigkeitsschäden über dem Portal

Vor zwei Jahren waren Feuchtigkeitsschäden über dem Portal des Gebäudes an der Luisenstraße entdeckt worden. Wie sich herausstellte, war bei der Renovierung 2006 eine Farbe, die für Sandstein ungeeignet ist, aufgetragen worden. Mit fatalen Folgen – der Anstrich wirkte wie eine Plastikhaut und verhinderte das Verdunsten von Wasser. So konnte das Nass hinter einem Vorsprung über dem Portal eindringen, Teile wurden porös und brachen heraus.

Bevor das Malerunternehmen in Aktion treten durfte, hatte der Steinmetz an verschiedenen Stellen eine ganze Menge Arbeit zu erledigen. Vom Gerüst aus stellte Architekt Christoph Füllenbach fest, dass drei der vier Wasserspeier auf dem Gesims am Turm marode waren. „Die Speier haben keine Funktion mehr, weil mittlerweile ein großer Regenabfluss vorhanden ist. Aber die Denkmalschutzbehörde bestand darauf, dass sie bleiben. Und diese architektonischen Elemente sehen ja auch gut aus.“

Murks an den Absätzen am Turm

Es stellte sich ebenso heraus, dass an den kleinen Dächern über dem Portal bei der vorherigen Sanierung nicht fachgerecht vorgegangen worden war. „Uns wurde nicht gesagt, dass die Fugen alle zwei Jahre ausgekratzt und neu mit Silikon versehen werden müssen“, erzählt Uwe Löttgen-Tangermann. Jetzt kam Blei zum Einsatz und die Bleikeile wurden sorgfältig mit speziellem Mörtel befestigt - fast so wie im Mittelalter.

Murks auch an den Absätzen am Turm: Sie waren nur gestrichen worden und die Zinkbleche waren durchgerostet. Sie wurden nun mit Blei eingefasst. Auch das Kreuz an der Fassade musste neu verankert werden. Darüber hinaus wurden Zeiger und Zahlen der Turmuhr mit Blattgold belegt.

Nun muss also noch neue Farbe aufgetragen werden – diesmal durch Michael Braun. Der Honnefer Malermeister und staatlich geprüfte Gestalter ist auch mit Arbeiten im Bereich Denkmalschutz vertraut. Der neue Farbton, der am bereits vom Gerüst befreiten Turm zu sehen ist, gleicht dem früheren.

Hohe Spendenbereitschaft der Mitglieder

„Wir sind außerordentlich dankbar, das uns das Land und die Bundesregierung über den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien die Renovierung mit Denkmalschutzmitteln unterstützen“, so Pfarrer Löttgen-Tangermann. 80.000 Euro gab es vom Bund, 18.000 Euro vom Land NRW. Dankbar ist er aber auch für die großzügige Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder, die 2020 fast 25.000 Euro für die Renovierung beisteuerten. „Das ist nicht selbstverständlich.“

Dass die Mittel in dieser Höhe und von Bund und Land gleichzeitig fließen, war nicht von Beginn an klar. Zwar hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages 80.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) bewilligt, aber in deren bald darauf erfolgtem Schreiben war davon die Rede, dass „der Bund beabsichtigt, zu gegebener Zeit“ und „nach der Entscheidung über den Zeitpunkt der Förderung“ Mittel in einer Höhe „bis zu 80.000 Euro“ zur Verfügung zu stellen.

Das zuständige Landesdenkmalamt werde unter Berücksichtigung der Bewilligungsreife die noch notwendige zuwendungsrechtliche Prüfung vornehmen, auch Prüfungen an der Förderhöhe wären noch möglich. Unklar war ebenso, ob die avisierte Unterstützung des Landes extra kommt. Das kostete Zeit, aber das Geld wurde in voller Höhe gewährt.

Orgel musste wegen Schimmel renoviert werden

Reichlich Arbeit hat Löttgen-Tangermann mit dem Projekt. Es gab viel zu klären. „Immer wieder mussten vom Presbyterium formelle Beschlüsse zu den zusätzlich erforderlichen Maßnahmen vorgenommen werden.“ Hinzu kam: Die Orgel musste wegen Schimmel renoviert und die komplette Schließanlage erneuert werden, da der Generalschlüssel gestohlen worden war. „Beides wurde von Michael Huse konzipiert, der in diesen Fragen sehr versiert ist.“

Gottesdienste finden aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht statt. Löttgen-Tangermann und seine Kollegin Britta Beuscher gehen mit Online-Gottesdiensten und täglichen Andachten ins Netz. Auch Taufen oder Hochzeiten finden nicht statt. Löttgen-Tangermann: „Alles ist verschoben. 2022 wird das Jahr der Hochzeiten.“ In der schmucken Kirche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort