„Zukunftswerkstatt Kommunen“ Bad Honnef sucht Wege aus der Demografiefalle
Bad Honnef · Auch andere Kommunen kämpfen mit Überalterung. In Bad Honnef überlegen Vertreter verschiedener Städte und Gemeinden gemeinsam: Wie holen wir junge Leute zu uns und bleiben auch für Ältere attraktiv?
Bad Honnef ist nicht allein. Deutschlandweit sind Städte und Gemeinden mit den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft konfrontiert. Weil im Austausch mit anderen oft bessere Ideen entstehen als beim Brüten im eigenen Dunstkreis, haben sich Teilnehmer des Modellprojektes „Zukunftswerkstatt Kommunen“ (ZWK) in Bad Honnef getroffen, um zu diskutieren, wie es gelingen kann, junge Leute anzuziehen und auch der Generation Ü 65 gerecht zu werden. Bad Honnef ist eine von 40 Modellkommunen, die bis Ende 2024 durch externe Beratung Unterstützung unterhalten, um dafür Projekte zu entwickeln und anzustoßen. Ziel: „demografiefest“ werden.
Bad Honnef fehlt es an Wohnraum für junge Leute
Für Bad Honnef würde das bedeuten, mehr Wohnraum für junge Leute und Familien zu schaffen. „Die wollen her, aber das Wohnangebot fehlt,“ benennt Bürgermeister Otto Neuhoff (parteilos) bei der Eröffnung der Tagung ein großes Problem der Stadt, deren Gebiet zu 60 Prozent aus Wald besteht und wo Flächen für Wohnungen und Gewerbe Mangelware sind.
Und die, die bereits hier leben – knapp ein Drittel der Einwohner ist über 65 Jahre alt –, „altern hier mit Vergnügen vor sich hin“, formuliert es Neuhoff mit einem Augenzwinkern. Zudem würden Neubauprojekte immer wieder für Konflikte mit Anwohnern sorgen, etwa wegen des damit verbundenen Baulärms. „Wie kriegen wir junge Familien und Leute mittleren Alters hierhin?“ - das ist eine Frage, die das rheinische Nizza noch lange beschäftigen wird.
Beispiel Frühe Hilfen und Grafenwerth: Bad Honnef für alle Generationen
Welche Projekte und Vorhaben Bad Honnef für Jung und Alt schon umgesetzt hat, konnten sich die Vertreter der anderen Kommunen anschauen. So erfuhren die Gäste, die unter anderem aus Geest, Bergheim, Frankfurt am Main oder Herford angereist waren, mehr über das Beratungszentrum der Frühen Hilfen im Kurhaus. Die Anlaufstelle unterstützt junge Familien in der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren der Kinder. Aber auch Seniorentreff und Sozialberatung haben einen Platz unter dem Dach gefunden. Laut des Ersten Beigeordneten Holger Heuser gab es für die Frühen Hilfen seitens der Gäste „viel positives Feedback“. Denkbar, dass sich die ein oder andere Kommune von Bad Honnef hier etwas abschaut.
Wird Bad Honnef das „South Miami am Rhein“?
An der Nordspitze der Insel Grafenwerth erfuhren die Besucher mehr zum Bauprojekt, das mit der Schaffung von Barrierefreiheit, Sitzmöglichkeiten und Spiel- und Trainingsplätzen alle Generationen in den Blick genommen hat.
Bad Honnef steht laut Heuser an einem Scheideweg und könnte sich auch zu einem „South Miami am Rhein“ entwickeln, also zu einem Ort, in dem viele gut situierte Rentner leben und ihren Ruhestand genießen, aber wo sonst nicht viel los ist. Doch Bad Honnef will eine lebendige Heimat für alle sein. Laut Iris Schwarz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, braucht das vor allem das: „Einen langen Atem“.