Festival auf Grafenwerth "Bad Honnef tanzt" begeistert im Zirkuszelt

BAD HONNEF · Rund 400 Akteure interpretieren beim Tanzfestival „Bad Honnef tanzt“ das Thema Heimat auf ganz unterschiedliche Weise. Die Aufführungen sind noch am Wochenende im Zirkuszelt auf der Insel Grafenwerth zu sehen.

Ein großer Tisch steht in der Mitte der Manege, eine Lichtprojektion simuliert darauf das Tischgedeck. Vater und Mutter stehen sich gegenüber, das Kind ruhig zwischen ihnen. Wild gestikulieren die Eltern auf sich ein, es geht um den Jungen, wie ihre Bewegungen andeuten.

Doch bei Gesten allein bleibt es bei dieser Aufführung im Rahmen von „Bad Honnef tanzt“ nicht. Von zwei Seiten kommen Schüler der Klassen 2 a und b der Gebrüder-Grimm-Grundschule Rheinbreitbach auf die Bühne, unterstützen „Vater“ oder „Mutter“ und mischen sich ein in das Duell. Als sich dann auch noch der Junge erhebt, wird der Tisch endgültig zur wilden Tanzfläche.

„Familienstreit am Mittagstisch“ lautet der Titel dieser Szene, mit der das Stück „Meine Heimat in mir“ eröffnet wird. Es ist eines von insgesamt vier Choreografien, die an diesem Wochenende im Zirkuszelt auf der Insel Grafenwerth präsentiert werden. Zum fünften Mal findet das Festival „Bad Honnef tanzt“ bereits statt, rund 400 Tänzer jeden Alters sind insgesamt auf der Bühne zu sehen.

Probe seit Schuljahresbeginn

Seit Anfang des Schuljahres haben 20 Gruppen und Klassen aus verschiedenen Grundschulen und weiterführenden Schulen aus Bad Honnef und Umgebung mit professionellen Tänzern und Künstlern an den Auftritten gearbeitet, sich Inhalt und Choreografien gemeinsam ausgedacht und wöchentlich geprobt. „Es hat Spaß gemacht“, sagt Fabio. Der Neuntklässler der Realschule Schloss Hagerhof gibt aber auch zu, dass es schon mal „anstrengend und stressig“ wurde.

Die Interpretationen der großen und kleinen Tänzer drehen sich um das Thema Heimat, „ein bedeutsames“, wie der 14-Jährige findet und anfügt: „Heimat ist nicht nur das Haus, sondern auch Orte, Freunde, Familie.“ Und so bunt er den Begriff interpretiert, so unterschiedlich wird er in den Tanzstücken szenisch umgesetzt.

Projektionen an der Zeltwand

In einem Bild reisen die Schüler um die Welt, von der Großstadt auf eine Blumenwiese, von der Antarktis bis in die Wüste, von den Meerestiefen bis zur Wasseroberfläche – frei nach dem Motto: „In meiner Fantasie kann ich überall sein.“ Unterstützt werden die Tanztheatersequenzen von einer Lichtshow und einer 3 D-Videoprojektion. An der Zirkuszeltwand gegenüber dem Publikum werden die passenden Bilder projiziert.

Bei der Weltreise etwa sind weite Sand- und Schneelandschaften, Wolkenkratzer oder auch die Unterwasserwelt zu sehen, während die Schüler sich auf der Bühne durch die imaginäre Hitze quälen, durch Schneemassen kämpfen und den hektischen Alltag in der Großstadt bewältigen, bei dem jeder nur mit sich, der Uhrzeit oder seinem Handy beschäftigt ist. Andere Szenen zeigen, wie die Schule als Teil der Heimat sich in einem Tagtraum in einen Tanzraum verwandelt, wie Heimat in verschiedenen Sprachen verstanden wird und wie nonverbale Kommunikation Frieden und Gemeinschaft schaffen kann.

Mal ruhig, mal energiegeladen

„Wir wollen das Ganze professionell als Kulturerlebnis präsentieren“, erklärt Festivalleiterin Anna-Lu Masch, die neben „Meine Heimat ist in mir“ auch „Gebor(g)en“ choreografierte. Weitere Stücke des Festivals sind „Wohlfühlort“ von Mara Dewenter und „Heimat B“ von Miguel Angel Zermenio. Um das angestrebte Kulturerlebnis zu ermöglichen, wurden laut Masch „ganz eigene Kreationen“ geschaffen.

Auf der Bühne geht es mal ruhig und mal energiegeladen zu. Mit ihren kreativen Choreografien vereinen die Schüler Einflüsse aus den verschiedensten Tanzstilen. Bei weiteren Auftritten am Samstag und am Sonntag (siehe Kasten) können sich Zuschauer selbst ein Bild davon machen. Bad Honnef tanzt und zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig Tanz sein kann und wie unterschiedlich das Thema Heimat in Choreografien und kleinen Tanztheaterszenen dargestellt werden kann.

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