Radfahrer auf der Rommersdorfer Straße So könnte die Verkehrswende in Bad Honnef aussehen

Bad Honnef · Radfahrer vor: Die Bad Honnefer Politik gibt grünes Licht für Prüfung eines Szenarios, nach dem Autos auf der Rommersdorfer Straße künftig nur noch eine untergeordnete Rolle spielen sollen. Eine Quartiersgarage soll dabei wegfallenden Parkraum ersetzen.

 Schon heute ist die Rommersdorfer Straße eine Hauptroute für Fahrradfahrer, erlaubt ist das Fahren dort auch gegen die Einbahn. 

Schon heute ist die Rommersdorfer Straße eine Hauptroute für Fahrradfahrer, erlaubt ist das Fahren dort auch gegen die Einbahn. 

Foto: Frank Homann

Die Rommersdorfer Straße, sagt Bürgermeister Otto Neuhoff, sei so etwas wie „der Lackmustest, ob wir es ernstmeinen mit der Verkehrswende“. Der Ausschuss für Umwelt, Mobilität, Klimaschutz und Wald gab dann auch grünes Licht, die Rommersdorfer Straße besonders ins Zentrum der Überlegungen zu stellen. Ziel ist im Kern die Schaffung einer Verbindung mit Vorrang für Fahrräder. Ein Knackpunkt bei diesem Einstiegszenario für eine – laut Neuhoff überfällige – Verkehrswende vor Ort wurde gleich offenbar: Wird so geplant, wie vom Autor einer Machbarkeitsstudie, Sascha Baron von der Sweco Deutschland, visionär vorgezeichnet, fallen Parkplätze weg. Von 60 bis 70 war die Rede. Und das geht nicht ohne alternative Parkplätze für die Anlieger. Stichwort: Quartiersgarage.

Politisches Signal

Von konkreten Planungen ist freilich noch keine Rede. Um, salopp gesagt, nicht für die Tonne zu arbeiten, wünschte sich die Verwaltung gleichwohl ein verbindliches politisches Signal, in diese Richtung marschieren zu können. Dabei geht es um den gesamten Bereich, der durch den Neubau der Gesamt-
schule Sankt Josef samt 2022 fertiger Turnhalle ohnehin auf der Agenda steht. Und der, so betonte im Vorfeld der Sitzung Neuhoff, schon wegen umliegender Schulen und Kindergärten auf mehr Sicherheit dränge. Jutta Schmidt vom Tiefbauamt ergänzte, auch die Sanierung von Kanal und Versorgungsleitungen stehe im genannten Areal an.

Baron und seine Kollegin Michelle Ries, zugeschaltet per Videokonferenz, erläuterten die Eckpunkte ihres Papiers für die Rommersdorfer und die Bismarckstraße, die Königin-Sophie-Straße von der Haupt- bis zur Bismarckstraße sowie die Schülgenstraße vom Göttchesplatz bis zur Rommersdorfer Straße und den Göttchesplatz selbst. Immer im Fokus: die besondere Schutzbedürftigkeit im Umfeld der Schulen. Möglich wären zum Beispiel ein platzartiger Ausbau der Ecke Bismarck- und Rommersdorfer Straße, wo durch den Bau der Turnhalle ja Platz gewonnen ist.

Schutzwürdigkeit der Schulen

Mehr Rechte und Sicherheit für Fußgänger durch breitere Gehwege, herabgesetzte Richtgeschwindigkeiten und eine Hol- und Bringzone an der Königin-Sophie-Straße, die die Situation der „Eltern-Taxis“ entzerren soll, sind weitere Vorschläge. Hierbei werden die Funktionen der einzelnen Straßenabschnitte betrachtet. Beispiel: Während die untere Bismarckstraße wichtiger Zubringer zu Schulen und Wohngebieten ist, schwebt dem Experten für den oberen, sehr engen Teil der Bismarckstraße ein niveaugleicher Ausbau als Wohnstraße vor. Im Zentrum aber steht die Rommersdorfer Straße, die nach den Buchstaben der Straßenverkehrsordnung für die Einrichtung einer Fahrradstraße zwar nicht breit genug, zugleich aber eine der Hauptrouten für Radler sei – und das soll sich in der neuen Planung wiederfinden.

Daran führe kein Weg vorbei, so Baron: Bei einem Ausbau, der damit das Parken auf der Fahrbahn ausschließe, gehe es nicht ohne geeignete Alternativen für Kfz in direktem Umfeld. Für die Idee, den Bau einer Quartiersgarage, hat die Verwaltung mit dem heutigen Schwesternwohnheim der Cura ein potenzielles Grundstück in den Blick genommen.

Erste Kontakte mit der Eigentümerin und einem möglichen Investor seien aufgenommen, so Erster Beigeordneter Holger Heuser. Baron: „Das Areal würde sich aufdrängen, eine Quartiersgarage muss ja erreichbar sein.“ Zur Frage, ob die Anlieger fürs Parken dann einen Obulus würden leisten müssen, sagte Baron, dies sei richtig. Zwar werde kostenlos auf der Straße geparkt – kostenfrei sei der öffentliche Straßenraum aber eben nicht, sondern von einigen auf Kosten anderer blockiertes Allgemeingut. Im Ausschuss, der sich an diesem Abend auch mit verbindlichen verkehrsplanerischen Zielem beschäftigte und ein Eckpunktepapier zur Kenntnis nahm, das immer den Klimaschutzgesichtspunkt unterstreicht, kamen zugleich Fragen auf. Im Fokus ein vorgezeichneter Konfliktherd: das Thema Parken.

CDU-Ratsherr Werner Seifert sagte, er tue sich mit einem Grundsatzbeschluss „etwas schwer“, lediglich der Prüfung einer Quartiersgarage stehe zum jetzigen Zeitpunkt nichts entgegen: „Gleichwohl erkennen wir an, dass der Wandel Änderungen mit sich bringen muss.“ Jochen Agte von den Grünen hielt dagegen: Eine Garage zu bauen, ohne die Straße zur konsequent beruhigten Fahrradstraße zu machen, schaffe neue Probleme, ziehe gegebenenfalls noch mehr Autoverkehr ins ohnehin enge Quartier. Auch eine Verdrängung des Parkdrucks in umliegende Straße müsse vermieden werden. Agte: „Wer sich jetzt nur auf die Quartiersgarage stürzt, hat das Thema nicht verstanden.“

Das gewünschte Signal, zielgerichtet in die Prüfungen einzusteigen, fiel dann auch einstimmig aus. Konkretisierte Vorstellungen werden aber sowohl die Politik, als auch die Bürger in Beteiligungsverfahren ohne Frage noch intensiv beschäftigen.

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