Mobilitätsumfrage: Befragte wollen Seilbahn Wie entwickeln sich die Pendlerströme in Bad Honnef?

Bad Honnef · Im Rahmen des Wettbewerbs „#mobilwandel2035“ hat die Stadt Bad Honnef 150 000 Euro gewonnnen. Die Bürger der Stadt haben viele Ideen wie das Geld eingesetzt werden kann.

 Die Vorschläge zur Ideenwerkstatt 2035 werten Miriam Brackelsberg (v. l.), Holger Heuser und Jeanine Müllenschläder aus.

Die Vorschläge zur Ideenwerkstatt 2035 werten Miriam Brackelsberg (v. l.), Holger Heuser und Jeanine Müllenschläder aus.

Foto: Frank Homann

Seit August lädt Bad Honnef seine Bürger zur „#ideenwerkstatt 2035“ ein. Als eine von zehn Siegerkommunen des Bundeswettbewerbs „#mobilwandel 2035“ hat die Stadt über 150 000 Euro Förderung vom Bundesunweltministerium erhalten. „Das Projekt lebt. Die Rückmeldungen und das Interesse der Bürger sind eine gute Basis. Jetzt ist es wichtig, dranzubleiben“, sagte Erster Beigeordneter Holger Heuser bei einer ersten Zwischenbilanz.

Nur einer der sechs Arbeitsplätze im Coworking Space an der Bahnhofstraße ist an diesem Vormittag besetzt. Doch die Stadt ist mit der bisherigen Resonanz auf das kostenlose Angebot, das sie ihren Bürgern seit Anfang November macht, durchaus zufrieden. Das gilt auch für die Online-Umfrage und das Online-Pendlertagebuch, durch die sich die Verwaltung Informationen zur Pendlermobilität und zur Arbeitsplatzsituation verspricht. Als nächster Schritt des Projekts, das einen Beitrag zu Klimaschutz und Mobilitätswende leisten soll, sind ab Februar 2022 verschiedene Workshops geplant.

Am 21. August fand auf dem Kirchplatz ein „Tag der Mobilität“ statt. Damals startete auch die Online-Umfrage, an der knapp 800 Bürger teilnahmen. Die Schlüsselfragen lauteten: Wie kann sich die Mobilität in der Stadt in den nächsten 15 Jahren entwickeln? Und wie bereit sind vor allem die Bürger, an der Mobilitätswende mitzuwirken? Für die Beantwortung mussten sich die Teilnehmer 15 bis 20 Minuten teilnehmen. „Daher sind wir mit der Beteiligung hochzufrieden. Das ist ein sehr gutes Ergebnis“, meinte Citymanagerin Miriam Brackelsberg.

Nur sechs Prozent setzen auf E-Mobilität

Noch sind die Ergebnisse von der begleitenden Agentur für Bürgerbeteiligung nicht komplett ausgewertet, eine erste Bilanz konnten Brackelsberg und Heuser jedoch bereits ziehen. 85 Prozent der Befragten gaben an, ein oder mehrere Autos zu haben. Nur sechs Prozent setzen dabei bisher auf E-Mobilität. Die monatlichen Ausgaben für die Mobilität liegen bei 50 bis 149 Euro. 41 Prozent der Umfrage-Teilnehmer pendeln zurzeit noch an fünf Tagen pro Woche zur Arbeit. Und das trotz Corona. „Dieses Ergebnis hat uns überrascht und zeigt das Riesenpotenzial“, so Brackelsberg. Als Gründe für das eigene Auto gaben die Befragten unter anderem an, dass sie so schneller zur Arbeit gelangen oder das Fahrzeug auch beim Job brauchen. Auch die eigene Bequemlichkeit wurde als Argument genannt. 52 Prozent haben die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. 23 Prozent könnten sich die Arbeit in einem Coworking Space vorstellen. 16 Prozent zeigten sich bei dieser Frage unsicher, würden das Angebot aber ausprobieren.

Die Erfahrung einige Wochen nach dem Startschuss für den Coworking Space, der aus den Fördermitteln finanziert wird und den Bad Honnefer Bürger in den ersten fünf Monaten kostenlos nutzen dürfen, bewerten die Verantwortlichen ebenfalls positiv. 24 Nutzer wurden im ersten Monat gezählt. 13 von ihnen besuchten den Raum regelmäßig, das heißt mindestens zweimal. 58 Personen zeigten ihr Interesse oder besichtigten den Raum. „Ich spare Kilometer und komme trotzdem mal raus“, nannte ein Nutzer gegenüber der Stadt als Motiv. Andere bemängelten aber auch die fehlende Privatsphäre beim Telefonieren oder äußerten Bedenken wegen des Datenschutzes. Als Reaktion wurden die Arbeitsplätze bereits neu gruppiert und mit Sichtschutzwänden getrennt. Geplant ist auch eine Telefonbox für ungestörte Gespräche.

Klar ist aber auch, dass die Nutzerfrequenz in der Anfangsphase auf Dauer nicht ausreichen würde, um den Raum zu finanzieren. „Die Wirtschaftlichkeit ist im ersten Projektabschnitt nicht das Thema, aber später natürlich entscheidend bei der Umsetzung“, räumte Heuser ein. Hier setzt man auch auf die großen Arbeitgeber in der Region.

In der zweiten Projektphase winken pro Kommune noch einmal Fördermittel in Höhe von 800 000 bis eine Million Euro, mit denen weitere fünf Projekte gefördert werden. Hierzu müsste die Stadt voraussichtlich bis Herbst 2022 beim Bundesumweltministerium ein Konzept einreichen. Doch erst einmal sind am 5. und 19. Februar zwei Workshops mit Bürgerbeteiligung geplant. Bei den Bürger-Workshops sollen auf Basis der Umfrageergebnisse konkrete Maßnahmen entwickelt werden. Bei zwei weiteren Workshops im März sollen dann Arbeitgeber wie zum Beispiel die Telekom oder die Post sowie Investoren, Politik und Verwaltung eingebunden werden. „Wir versuchen, alle Akteure mit ins Boot zu holen“, so Heuser.

Vorschlag für Seilbahn von Insel Grafenwerth zum Rolandsbogen

Über 100 Bürger haben bereits signalisiert, dass sie dauerhaft an dem Projekt mitarbeiten wollen. Weitere 20 Interessenten führten vier Wochen lang ein Online-Pendlertagebuch, bei dem sie täglich eine Frage beantworten mussten. Zu ihren Vorschlägen gehören hier unter anderem Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet, ein Ausbau der Fahrradstraßen, eine bessere Berg-Tal-Verbindung für Radfahrer, aber auch exotisch anmutende Ideen wie ein Wassertaxi und eine Überbauung der B 42. Sogar eine Seilbahn von der Insel Grafenwerth zum Rolandsbogen wurde samt Skizze eingereicht. Keine Resonanz erhielt die Stadt hingegen auf den Digitalen Wettbewerb für Jugendliche ab 14 Jahren und Studenten. Offensichtlich fehlte den jungen Leuten die Muße, sich zu beteiligen.

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