Schutz vor Überschwemmungen Bad Honnef will Starkregen direkt in den Rhein leiten

Bad Honnef · Bad Honnef rüstet sich für die nächsten Unwetter und plant einen neuen Abschlagskanal. Der müsste Bundesbahntrasse, Stadtbahnlinie und B 42 unterqueren. Bohrungen sollen den idealen Verlauf zeigen.

„Nein“, sagt Martin Leischner und muss lachen. „Wir bohren nicht nach Öl.“ Stattdessen führt die Stadt Bad Honnef derzeit geotechnische Untersuchungen unter anderem entlang der B 42 im Bereich des Wirtschaftsweges an der unteren Girardetallee durch. Grund: Die Stadt braucht einen neuen Abschlagskanal. Doch dafür müssten die Bundesstraße, die Bundesbahntrasse und die Stadtbahnlinie unterquert werden.

Die Bilder der letzten Starkregenereignisse sind vielen Honnefern noch im Gedächtnis: Hochgedrückte Kanaldeckel, überspülte Straßen und kleine Bäche, die zu reißenden Gewässern werden. „Wenn es so stark regnet, dann können die Kanäle das gar nicht alles fassen“, erläutert der Fachmann vom Abwasserwerk Bad Honnef. Dafür gibt es dann die sogenannten Abschlagskanäle, die das Wasser ableiten und somit den Druck auf die anderen Leitungen vermindern.

Jetzige Lösung ist nicht mehr ausreichend

„Das Hauptabschlagsbauwerk der Bad Honnefer Kanalisation befindet sich unter der B 42“, erläutert Leischner. Unmittelbar am Ohbach, der an dieser Stelle verrohrt ist. Über ihn wird das Wasser dann in den Toten Rheinarm geleitet. „Diese Lösung war noch nie optimal“, sagt Leischner. Zudem haben sich mittlerweile die Gesetzeslage und dementsprechend die Anforderungen geändert. „Das Abschlagsbauwerk genügt den heutigen Anforderungen nicht mehr“, erklärt Leischner. „Aber unter der B 42 ist einfach kein Platz.“

Daher muss das Abwasserwerk im Rahmen seiner gesetzlichen Verpflichtungen neue Wege finden, vor allem bei Starkregen die Wassermassen schadlos in den Rhein zu leiten. Die beste Lösung aus Sicht der Experten: Ein neuer Abschlagskanal, der direkt in den Rhein führt. Das Problem: Wo immer das passieren soll, muss der neue Kanal die Bundesstraße und die beiden Schienenstränge unterqueren. Leischner: „Dazu gibt es in Honnef keine Alternative, die sind immer im Weg.“

Voruntersuchungen für Untertunnelung

Eine solche Untertunnelung ist durchaus machbar, es gibt sogar verschiedene Methoden. „Aber damit ich weiß, welche dafür infrage kommt, muss ich die Bodenverhältnisse kennen“, sagt Leischner. Und deshalb wird momentan am Wirtschaftsweg an der unteren Girardetallee und in den Grünflächen am Rheinufer im Bereich der Tennisanlagen gebohrt.

Doch auch wenn diese Fragen geklärt sind, kann es eine Weile dauern, bis der erste Bagger anrollt, auch wenn Leischner am liebsten sofort loslegen würde. „Für eine solche Maßnahme sind viele Gespräche und Genehmigungen notwendig.“ Besonders die Abstimmungen mit der Bundesbahn können sich hinziehen, wie man im Siebengebirge weiß.

Einen konkreten Zeitpunkt für einen Bau kann Leischner daher noch nicht nennen, nur: „Irgendwann in den nächsten Jahren.“ Und wie muss sich der Laie eine solche Baustelle vorstellen? So ähnlich wie den Kanalbau in der Hauptstraße, der ja weitestgehend unterirdisch vonstatten ging? „So ähnlich“, sagt Leischner und muss wieder lachen. „Nur einen Ticken größer.“

Fragen hierzu beantwortet Martin Leischner, Abwasserwerk Bad Honnef, 0 22 24/18 42 19, E-Mail: martin.leischner@bad-honnef.de

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