Firmengelände von ABB Bad Honnefer Feuerwehr probte den Katastrophenfal

BAD HONNEF · Die Sirene heulte. Zeitgleich piepsten die digitalen Meldeempfänger aller Honnefer Feuerwehrleute. Minuten später: Mit Blaulicht und Signalhorn jagten zwölf Einsatzwagen der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef durch die Straßen. Ziel: das Firmengelände von ABB.

Zweimal in den vergangenen Jahren wurde es in dem Großunternehmen brenzlig. Diesmal rückten 73 Feuerwehrleute zu einer Großübung an. Quasi "nachgespielt" wurde der Brand im Transformatorenwerk von November 2009, als eine Riesenrauchwolke über dem Lohfeld hing und sogar der Verkehr auf Bundesstraße und Schiene gestoppt werden musste.

Eine Kondensatorbatterie in einem Großtransformator hatte damals Feuer gefangen. In kurzer Zeit breiteten sich die Flammen auf ein benachbartes Dach aus. In ersten Meldungen war von mehreren vermissten ABB-Mitarbeitern die Rede. Das bestätigte sich glücklicherweise nicht.

Wie solch ein Einsatz noch optimiert werden kann - daran arbeitete die Feuerwehr. Und nun wurde der Katastrophenfall geprobt. "Wir testen uns selbst", sagte Pressesprecher Marcel Gilbert. Auch der komplette ABB-Führungsstab war auf dem Gelände und beobachtete, wie die Drehleiter in Positur gebracht wurde und Brandmeister Manfred Hitz im Korb bald über dem Dach "schwebte", während andere Kräfte die Schläuche legten.

Wasser marsch! Sämtliche Löschgruppen aus dem Tal und der Löschzug Aegidienberg waren alarmiert. Stadtbrandinspektor Torsten Budde nahm "nur" eine Beobachterrolle ein, war mit Notizblock unterwegs. Den Einsatz leitete Hans-Heribert Krahe, Chef der Rhöndorfer Löschgruppe. Er kennt sich bei AAB aus, denn er ist hier Brandschutzbeauftragter.

Martin Piederstorfer und Frank Quadflieg koordinierten die beiden Abschnitte der Brandbekämpfung. Erstmals lenkte aber auch ein Atemschutzkoordinator die Männer, die ins Innere der Halle vordringen sollten. "Ich hab einen Trupp für Dich, ich schicke Dir den jetzt rüber", meldete Thomas Brodesser über Funk. Die Männer hatten die Flasche mit Atemluft auf dem Rücken und hielten die Atemschutzmaske parat.

Zur Ausrüstung gehört auch der "Totmann-Warner". Bewegt sich der Feuerwehrmann nicht mehr, werden die Kameraden draußen alarmiert. "Ihr seid die Nummer fünf ", sagte Brodesser zu Jan Kurtenbach und Dirk Großhenrich. "Bei so einer großen Übung sind wir etwas aufgeregt", meinte Kurtenbach. "Ich habe Respekt vor der Aufgabe."

Auch Christian Ziegert und Christian Becker standen vor der ersten großen Übung als ausgebildete Atemschutzträger. Thomas Brodesser: "Es funktioniert sehr gut. Einige Punkte müssen wir noch verbessern. Wir brauchen mehr Atemschutzträger, Sitzmöglichkeiten, warme Bekleidung, mehr Funkgeräte."

Neue Wege auch beim Wasser: Aegidienberger Kameraden zapften diesmal den Rhein an, legten rund 200 Meter Schlauch. Marcel Gilbert machte Fotos - für die Manöverkritik. Dann kreuzten 16 Helfer vom Honnefer Roten Kreuz auf. Sie hatten gekocht: Steaks, Bratkartoffeln, Gurkensalat.

Für den Ernstfall halten sie stets für 150 Leute Essen vor. Dauert ein Einsatz länger, kann das DRK 23 Stunden am Tag Nachschub bei einem Händler einkaufen. Das war diesmal nicht erforderlich. Nach vier Stunden waren die Schläuche wieder eingerollt.

Kurz gefragt

Die Leitung der Großübung der Feuerwehr hatte Hans-Heribert Krahe. Mit dem Chef der Rhöndorfer Löschgruppe und mit ABB-Werkleiter Matthias Reinhold sprach Roswitha Oschmann.

Hat alles geklappt?

Krahe: Ich bin sehr zufrieden. Vor allem die Zusammenarbeit der Einheiten war sehr gut. Ebenfalls die mit dem Roten Kreuz und mit dem Management von ABB, das hier heute mit zehn Leuten vertreten war. Wir sind dankbar, dass es Unternehmen gibt, bei denen wir solch eine Übung durchführen können.

Was hat Ihnen der Einsatz gebracht?

Reinhold: Wir haben eine Struktur für Notfälle. Wir haben heute gesehen, wie sich die Feuerwehr organisiert und davon etwas gelernt. Immer wieder sind Klagen zu hören, dass Unternehmen Mitarbeiter, die der Feuerwehr angehören, ungern für Einsätze freistellen. Bei ABB steht sogar ein ausrangierter Mannschaftswagen der Honnefer FF, mit dem die Männer direkt ausrücken. Immerhin zehn Leute der Honnefer Wehr sind bei ABB beschäftigt.

Reinhold: Wir haben Tagesalarm und Tagesrufbereitschaft eingeführt. Sechs, sieben Leute von hier gehen dann zum Außeneinsatz. Wir sind ein großer Arbeitgeber in Bad Honnef, wir tragen auch eine Verantwortung in der Stadt. Und wir haben eine lange Tradition bei der Unterstützung der Feuerwehr. Das wollen wir auch beibehalten.

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