Festival „Lieder.Freude.Miteinander“ in Bad Honnef Beethoven im dritten Anlauf

Siebengebirge · Konrad Beikircher ist Kabarettist, Auto, Musik- und Beethoven-Kenner. Kaum jemand also hätte besser das Festival zu Ehren Beethovens eröffnen können, das jetzt mit einem Jahr Verspätung in Bad Honnef gefeiert wird.

 Start für das Festival zu Ehren Beethovens: Zum Auftakt gab es Anekdoten aus dem Leben des Komponisten in den Weinbergen unterhalb des Drachenfels.

Start für das Festival zu Ehren Beethovens: Zum Auftakt gab es Anekdoten aus dem Leben des Komponisten in den Weinbergen unterhalb des Drachenfels.

Foto: Frank Homann

Beim dritten Anlauf klappt es doch: Bereits zwei Mal musste die Beethoven-Geburtstagsparty in Bad Honnef coronabedingt verschoben werden. Nun, im Spätsommer, startete das Festival „Lieder.Freude.Miteinander“ am Samstag mit Bravour.

Zum Auftakt ging’s mit Konrad Beikircher und Hans Peter Lindlar, dem Vorsitzenden des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), am Fuße des Drachenfels durch die Weinberge. Nach der Devise: „Was wäre naheliegender, als den Naturfreund Beethoven im wunderschönen Siebengebirge zu ehren.“

Humor und Infos über das Siebengebirge

Bürgermeister Otto Neuhoff dankte Christian Kunze für diese Idee, den Komponisten Beethoven im Siebengebirge mit Natur, Musik und Literatur zu verbinden. Das Stadtoberhaupt: „Und er hat gleich gesagt: Beikircher muss es machen!“ Die Wahl war vorzüglich: Der Kabarettist, Musiker, Musik-Kenner und Autor ließ die zwei Stunden zum Vergnügen werden.

Und: VVS-Chef Lindlar hatte zum Auftakt auf dem Ziepchensplatz tiefgestapelt, als „derjenige, der für den trockenen Teil zuständig“ sei. Tatsächlich fanden die beiden Solisten zum perfekten Duo zusammen und unterhielten das Publikum köstlich.

Der frühere Regierungspräsident informierte nicht nur über das Siebengebirge, sondern überließ auch das Feld des Humors nicht allein dem Kabarettisten.

Beethoven-Fan Beikircher und den VVS-Chef verbindet darüber hinaus ähnlicher Schmerz: Nicht nur die Feierlichkeiten zu Beethovens 250. Geburtstag mussten verlagert werden, auch der VVS konnte sein bereits 2020 fälliges 150. Jubiläum nicht begehen und holt das nach. Die Gastgeber punkteten bei Beikircher: Im Siebengebirge laufe es besser als in Bonn, Beethoven zu ehren und ihm zum Zugpferd des Rheintourismus zu machen.

„Wir haben Feuer unterm Hintern!“

Bereits beim Start am Pavillon holte Beethoven-Kenner Beikircher eine Rheinsagen-Ausgabe von 1850 heraus, um das berühmte Gedicht „Warnung vor dem Rhein“ des Poeten Karl Simrock zu rezitieren: „An den Rhein, an den Rhein, zieh’ nicht an den Rhein, mein Sohn, ich rate dir gut: da geht dir das Leben zu lieblich ein …“

Die „Warnung“ Lindlars klang da doch ganz anders: „Wir haben Feuer unter dem Hintern, respektive unter den Füßen!“ Schließlich ist das Siebengebirge vulkanischen Ursprungs. Das Ergebnis: wertvolle Steine wie das Tuffgestein, das in Königswinter den berühmten Backofenbau hervorbrachte.

Beim Aufstieg mit Blick auf den Siegfriedfelsen die erste Rast und das befreiende „Tatatataaaa“. Konrad Beikircher: „Es gibt so viele Legenden zur Fünften Sinfonie.“ Und er berichtete schalkhaft, warum die Fünfte auch als „Rheinische Sinfonie“ bezeichnet wird. Er hatte Soloklarinettist Klein vom Beethoven-Orchester in einer Pause diese Frage gestellt. Die Antwort: „Weil die immer mit einem Päuschen beginnt, das ist rheinisch.“

Beethoven mochte Klatschzeitschriften

Beethoven habe Spaß an Klatschzeitschriften gehabt wie am „Leipziger Journal für Luxus und Mode“. Und mit einem Augenzwinkern erzählte der Kabarettist die Geschichte von dem Töchterchen, das auf der Straße ungebührlich Pipi machte, weshalb eine Passantin die Mutter zur Rede stellte: „Darf dat denn dat?“

Und nach der Bestätigung durch die Mama wunderte sich die Dame: „Dat dat dat darf …“, ein Zitat, das Beikircher für sein Beethovenbuch nutzte. Beethoven, immer an Verstopfungen leidend, las diesen Satz im Journal und hatte die Idee zum Thema der Fünften: „Tatatataa“. Lindlar steuerte auch gleich noch einen stubenreinen Witz dazu bei.

Weinbau, Drachenloch und Jung-Siegfried

Die Teilnehmer erfuhren an dieser Stelle, „an der Beethoven einst gestanden hat“, wie Beikircher schmunzelnd zum Besten gab, von Lindlar etwas über den Weinbau, das Drachenloch, Jung Siegfried oder den Felsbrocken, der den Winzern vor einigen Jahren das Leben schwer und einen Schutzzaunbau erforderlich machte. Mit bei der Wanderung dabei war auch der frühere NRW-Staatssekretär Horst Becker, der sich damals für die Winzer engagiert hatte.

Lindlar erinnerte an das letzte größere Erdbeben 1992. Bis in 10 000 Jahren sei das laut der Geologen nicht wieder zu erwarten. Also keine Angst – „aber es könnte mal das Bett mal wackeln“. Weiter ging es auf dem Weg durch den Weinberg. Und als der Blick zum Rolandsbogen sich eröffnete, erzählte Beikircher im schönsten Rheinisch die Sage von Ritter Roland.

Ausklang mit Heinrich Heine

Mit Heinrich Heine endete er nach dem Abstieg literarisch: Heine hatte sich in einer kalten Nacht auf dem Drachenfels bekanntlich Husten und Schnupfen zugezogen, wie das vorgetragene Gedicht verriet. Die Beethoven-Wanderer indes genossen den Sonnenschein – und im Tal empfahl Bürgermeister Neuhoff noch einen Schoppen bei einem der Winzer des Siebengebirges zu nehmen. Das hätte auch Beethoven gefallen.

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