Heinrich und Ludmila Friesen Beginn unter schwierigen Umständen
BAD HONNEF · Vor 20 Jahren kamen Heinrich Friesen und seine Frau Ludmila an den Rhein. Hier feiern sie nun am zweiten Weihnachtsfeiertag ihre Diamanthochzeit. Und Vizebürgermeister Klaus Munk wird den Jubilaren gratulieren.
Sie hatten eine weite Reise zurückgelegt, ehe sie hier ihren ruhigen Lebensabend antreten konnten.Heinrich Friesen, der am 18. Dezember 1932 in Nord-Ossetien im Kaukasus geboren wurde, erlebte das typische Schicksal eines Russlanddeutschen. Als er neun Jahre alt war und die deutsche Wehrmacht in die Sowjetunion einmarschierte, wurde seine Familie nach Kasachstan ausgesiedelt, sein Vater musste in die Arbeitsarmee, die Trudarmee, in Tscheljabinsk am Ural.
Nach dem Zweiten Weltkrieg holte er seine Familie nach. Dann ging es in die neue, geschlossene Stadt Tscheljabinsk 40, die seit 2001 den Namen "Osjorsk" trägt. "Alle standen unter Kontrolle des Kommandanten", sagt der Jubilar. 1951 zog die Familie weiter - nach Kirgisien. Und hier traf er Ludmila. Beim Tanz lernte er sie kennen. "Ich hatte schon einen Tanzkursus gemacht. Sie nicht. Aber sie war jung und hübsch."
Ludmila stammte eigentlich aus Sankt Petersburg, wo sie am 17. Januar 1934 das Licht der Welt erblickte. Da ihr Vater in deutsche Gefangenschaft geraten war, stand er nach dem Weltkrieg weiter unter Bewachung - nun hatten ihn allerdings die eigenen Leute im Auge. Er war im Uranbergbau beschäftigt. Heinrich Friesen arbeitete ebenfalls als Elektriker im Uranbergwerk. Ludmila absolvierte die Krankenschwesternschule und wurde nach Sibirien in ein Holzfällerdorf geschickt.
"Wir hatten eigentlich Abschied genommen. Ihre Freundin bat mich, ihr einen Brief zu schreiben, und ich erhielt eine Antwort", erzählt Heinrich Friesen. Er bekam die Erlaubnis, sie abzuholen. "Am 10. November 1954 wurden wir zusammengeschrieben." Es gab dann dort ein kleines Fest und bei der Rückkehr in Kirgisien ebenso. "Das war irgendwann im Dezember."
In Kirgisien blieb die Familie bis 1961, dann war der Bergbau erschöpft. Neue Arbeit fand Heinrich Friesen in Usbekistan im Uranbergbau. Seine Frau arbeitete weiter als Krankenschwester. Zwei Söhne bekamen sie; einer ertrank im Fluss. In Usbekistan wurde ihnen noch eine Tochter geboren, die mit ihren Eltern 1995 nach Deutschland ausreiste. "So viele von uns waren damals schon hier."
Der Sohn ist Ingenieur am Institut für Bergbau in Jekaterinburg. Er kommt nun von dort, um mit der Familie, zu der mittlerweile sieben Enkel und sieben Urenkel zählen, die Diamanthochzeit zu feiern, die von der Tochter organisiert wird. Regelmäßig fahren die Jubilare auch zu Besuch in die alte Heimat. Ihr Rezept für eine so lange Ehe? "Immer zusammenhalten."