Bad Honnef und Königswinter Begleitung für Familien von Anfang an

Siebengebirge · Seit Jahren gibt es in Bad Honnef und Königswinter ein besonderes Angebot für junge Eltern: die "Frühen Hilfen". Das interkommunale Netzwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, den Kinderschutz voranzubringen.

Für Rita Rixen-Willmann vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) und ihr ehrenamtliches Team war es ein großes Kompliment. „Niemand kommt hierher, um einen Kaffee zu trinken“, habe eine junge Mutter den Dank dafür formuliert, dass sie im Elterncafé in Selhof weit mehr findet als genanntes Heißgetränk: Begleitung und Beratung für den ganz neuen, so komplett anderen Lebensabschnitt mit Kind.

Das Elterncafé ist ein Angebot der „Frühen Hilfen“, wie es sie in Bad Honnef und Königswinter seit Jahren gibt, in Kooperation mit Trägern wie dem SKF. Zugleich sind die „Frühen Hilfen“ ein Beispiel funktionierender interkommunaler Zusammenarbeit. Gemeinsam haben die Siebengebirgsstädte das „Netzwerk Frühe Hilfen“ gegründet.

Donnerstagabend im Bad Honnefer Rathaus. Die Stuhlreihen im Sitzungsraum sind gut gefüllt. Neben den Koordinatorinnen des Netzwerkes in den Jugendämtern beider Städte, Marion Kramer (Bad Honnef) und Ute Berledt-Dörr (Königswinter), sind Vertreter von Sozialverbänden und Jugendhilfeeinrichtungen gekommen, ebenso Kinderärzte, Hebammen und weitere Experten aus dem Gesundheitswesen sowie Vertreter von Familienzentren.

Mitglieder des Netzwerkes sind auch Träger außerhalb des Siebengebirges, etwa die Arbeiterwohlfahrt Rhein-Sieg oder das Sozialpsychiatrische Zentrum Eitorf, am Donnerstag vertreten durch Leiter Gerd Weisel und Mitarbeiterin Claudia Ersfeld, die für das Projekt „Kinder im Mittelpunkt“ verantwortlich zeichnet. Was sie alle eint, so betont Christian Weuthen, Pädagogischer Leiter des Königswinterer Jugendamtes und Mitglied der Steuerungsgruppe des Netzwerkes: Alle Anwesenden haben mit Kindern und Familien zu tun.

Und sie alle, so Helga Martini, Leiterin des Bad Honnefer Jugendamtes, sind angetreten, um den „Kinderschutz voranzubringen“. Ein wichtiger Baustein hierzu sind die „Frühen Hilfen“. Wie der Name es sagt, geht es darum, dort anzusetzen, wo das Leben von Frauen und Männern eine tiefgreifende Wendung erfährt: mit der Schwangerschaft und Elternschaft. Im Fokus: Familien mit Kindern bis etwa drei Jahre. Wie entscheidend diese Art der Begleitung – ob nun mit Besuchsdiensten wie „Hallo Baby“ im Krankenhaus, mit Elterncafés in beiden Städten oder Angeboten der gemeinsamen Familien- und Erziehungsberatungsstelle – ist, hat auch der Gesetzgeber goutiert.

Mit Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes vor vier Jahren wurden die „Frühen Hilfen“ sowie eine verbindliche Netzwerkzusammenarbeit im Kinderschutz gesetzlich verankert. Bereits vier Jahre zuvor, 2008, startete die Netzwerkarbeit im Siebengebirge, gibt es Treffen wie am Donnerstag viermal jährlich – dieses Mal zum Thema Selbsthilfe. Eine Kooperationsvereinbarung ist entworfen und wird nun mit allen Partnern verbindlich abgestimmt.

Wenn sich auch die Schwerpunkte der „Frühen Hilfen“ in den Städten etwas unterscheiden, vom Erfolg sind die Verantwortlichen beiderseits des Drachenfels überzeugt. Beispiel Baby-Willkommensbesuch in Königswinter: Alleine damit wurden laut Berledt-Dörr seit 2013 gut 89 Prozent aller Familien mit einem Neugeborenen und 78 Prozent aller zugezogenen Familien mit einem Kind unter einem Jahr persönlich besucht. Im April 2016 wurde das erste Eltern-Kind-Café in Königswinter Altstadt eröffnet; bis jetzt sind dort 180 Besucher – Mütter, Väter und Kinder – verzeichnet.

Das Angebot „längerfristige Betreuung durch eine Familienhebamme“ befindet sich im Aufbau. In Bad Honnef bekommen alle Eltern ein Begrüßungsschreiben und den „Wegweiser Frühe Hilfen“. 54 Prozent der jungen Mütter wurden 2015 über den Krankenhausbesuchsdienst auf der Entbindungsstation erreicht. Darüber hinaus gibt es drei Elterncafés. Beispiel Selhof: Dort resultierten 2015 aus 669 Besuchen knapp 80 intensivere Beratungen durch den SKF. 2015 gab es in allen drei Elterncafés zusammen rund 1800 Besuche.

Wichtig ist: Alle Angebote basieren auf Freiwilligkeit, das heißt, die Eltern entscheiden, ob und welches Angebot sie wahrnehmen. Selbstredend unterliegt alles dem Datenschutz. Niederschwellige Angebote seien wichtig. Um sie optimal zu vermitteln und die Betroffenen zu erreichen, sei Vernetzung ein Muss, betonen alle Beteiligten.

„Das Netzwerk erfüllt eine wichtige Lotsenfunktion“, so Berledt-Dörr. Bedeutet: Indem man voneinander weiß, vernetzt ist, sind die Wege kurz, um im Falle eines Falles Hilfen vermitteln und anbieten zu können. Und die betreffen keineswegs nur sozial schwächere oder problembehaftete Familien. Schließlich beginnt für jeden ein ganz neues Leben – mit Kind.

Für alle Fragen rund um die „Frühen Hilfen“ stehen (Honnef) Marion Kramer, 02224/184271, E-Mail marion.kramer@bad-honnef.de und (Königswinter) Ute Berledt-Dörr, 02223/29865318, E-Mail ute.berledt-doerr@koenigswinter.de zur Verfügung.

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