Unterkunft in Rottbitze Besuch im Flüchtlingsdorf

Rottbitze · Viele Honnefer schauen sich die Wohncontainer in Rottbitze an. Die 36 Mobilwohnheime für maximal 288 Personen stehen mittlerweile an Ort und Stelle. Die Bewohner kommen Ende Mai.

 Info Fluechtlingsuntekunft Rottbitze Foto: Frank Homann

Info Fluechtlingsuntekunft Rottbitze Foto: Frank Homann

Foto: Frank Homann

Vier schmale Schlafkammern, ein kleines Bad und ein Wohnraum mit Küchenzeile und Platz für einen Esstisch mit Stühlen. Alles ist einfach und zweckmäßig – ein behagliches Heim sieht anders aus. Aber die neue Flüchtlingsunterkunft in Rottbitze bietet den Asylsuchenden, die voraussichtlich ab Ende Mai hier einziehen werden, immerhin ein Mindestmaß an Privatsphäre in vier „eigenen“ Wänden. Zahlreiche Bürger nutzten am Sonntag die Gelegenheit, die Wohncontainer anzuschauen und sich über die bevorstehende Flüchtlingsunterbringung zu informieren.

Die 36 Mobilwohnheime für maximal 288 Personen stehen mittlerweile an Ort und Stelle – auch wenn auf dem Areal noch weiter fleißig gearbeitet wird. Der graue Schotter wird so bald nicht verschwinden, erst nach und nach soll im Zuge der Integration versucht werden, das Gelände gemeinsam mit den Flüchtlingen etwas zu verschönern. „Viele Ideen dazu sind aber bereits unterwegs“, sagte Nadine Batzella vom Fachbereich Soziales der Stadt Bad Honnef. „Bis Ende Januar haben wir in Bad Honnef ja in einer Art Notfallmodus gearbeitet, das hat sich mit dieser Unterkunft hier geändert“, so Bürgermeister Otto Neuhoff. „Die Unterkunft ermöglicht uns, mit den ankommenden Menschen vernünftig umzugehen und unserem Anspruch einer Willkommenskultur genügen zu können.“

Er freue sich, dass so viele Bürger das Angebot zu der „offenen Dialogveranstaltung“ in Rottbitze angenommen hatten – eine Veranstaltung, bei der jeder Gelegenheit hatte, sich zu informieren, Fragen zu stellen und ins Gespräch zu kommen. Insbesondere auch mit den Asylbewerbern, die bereits in Aegidienberg leben – die nämlich hatten für die vielen Besucher eigens Spezialitäten aus ihrer Heimat vorbereitet.

„Wir waren dafür gestern in einem arabischen Lebensmittelgeschäft einkaufen“, berichtet Klaus-Jürgen Hütten, der sich als Flüchtlingspate engagiert. 30 bis 40 Paten gibt es bereits allein in Aegidienberg; weitere, insbesondere männliche, werden dringend benötigt. Einige Interessenten hätten sich schon bei ihm erkundigt, so Hütten erfreut.

Von überwiegend positiver Resonanz seitens der Bevölkerung berichteten auch Gerrit Schöne-Warnefeld vom Fachdienst Ordnung der Stadt Bad Honnef und seine Kollegin Batzella: „Viele Leute fragen, wie sie helfen können.“ Es interessiere die Leute vor allem, wann es denn konkret losgehe. „Wir gehen derzeit von Ende Mai oder Anfang Juni aus.“ Ursprünglich hieß es, die ersten Bewohner könnten in Rottbitze Ende April einziehen. Ursache der Verzögerung sind immer noch Probleme mit der alten Infrastruktur des früheren Wochenendhausareals: „Die Leitungen zum Beispiel sind völlig konfus verlegt, Pläne existierten gar nicht“, erläuterte Projektleiter Herbert Klein. „Ein Baggerfahrer hat mal gesagt: Egal wo man hier die Schaufel reinrammt, man hat immer eine Leitung dran hängen.“

Am wichtigsten jedoch sei die Akzeptanz seitens der Bevölkerung, die sich gut zu entwickeln scheine. Viele hätten allerdings nach wie vor die Befürchtung, dass hier zu viele Asylbewerber auf einem Fleck untergebracht werden, und dass es in dem kleinen Ortsteil zu einer Art „Ghettobildung“ komme. „Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass 288 Personen die absolute Maximalbelegung ist.“ Das Areal biete einen Puffer, „um flexibel reagieren zu können“.

Auch das geplante Begegnungszentrum, das ganz bewusst nicht auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkünfte, sondern neben dem nahe gelegenen Supermarkt am Rederscheider Weg entstehen wird, soll zu einer guten Integration beitragen.

Das Gemeinschaftshaus soll Raum sowohl für Flüchtlinge als auch für die einheimische Bevölkerung bieten und für Veranstaltungen, Kurse, Treffen und ähnliches dienen. Fabiano Pinto vom städtischen Geschäftsbereich Gebäude und technische Infrastruktur hofft, dass das kleine Bauvorhaben noch in diesem Jahr realisiert werden kann. „Zunächst möchten wir nun einen Ideenwettbewerb für Planer ausloben und schauen, wie wir das Projekt aufziehen können.“

Zu denen, die am Sonntag die neue Flüchtlingsunterkunft in Rottbitze unter die Lupe nahmen, gehörte Andrea Quast. Die Aegidienbergerin engagiert sich bereits in der Flüchtlingsarbeit, kümmert sich einmal wöchentlich um ein neunjähriges Flüchtlingsmädchen. Das Areal und die Mobilheime gefallen ihr „ganz gut“, doch wie viele andere hofft auch sie, dass hinter der hohen Hecke „kein Ghetto entsteht“.

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