Bad Honnef gibt Tipps für den Stromausfall Rettungsdienste bereiten sich auf einen Blackout vor

Bad Honnef · Vorbereitet sein, aber ohne Panikmache: In einer Broschüre hat die Stadt Bad Honnef Hinweise zusammengefasst für den Fall eines länger anhaltenden Stromausfalls. Die Rettungsdienste bereiten sich in gemeinsamen Übungen vor.

 Stadt und Rettungsdienste übten in Bad Honnef den Erstfall eines Blackouts. Weitere Übungen sollen folgen.

Stadt und Rettungsdienste übten in Bad Honnef den Erstfall eines Blackouts. Weitere Übungen sollen folgen.

Foto: Nico Gay/DRK

Ohne Strom geht fast nichts in der übertechnisierten Welt von heute. Licht, Wasserkocher, Kühlschrank, Ampelanlagen, Computer am Arbeitsplatz, Kassen der Supermärkte: Damit es trotzdem „läuft“, ist gute Vorbereitung Trumpf, sowohl im Privaten wie auch seitens all derer, die im Falle eines Falles ausrücken, um anderen zu helfen. Die Stadt Bad Honnef hat eine Broschüre mit Tipps und Hinweisen erarbeitet. Die Stadtverwaltung und sämtliche Rettungsdienste haben zudem in einer gemeinsamen Übung Abläufe geprobt und feinjustiert. Und es wird nicht die letzte Übung dieser Art gewesen sein.

Vorbereitet sein, wenn auch ohne Panikmache: Das ist der Kern der Broschüre, die an die Haushalte verteilt wurde und unter anderem auch zum Download zur Verfügung steht. Die Checkliste all dessen, woran man im eigenen Haushalt denken sollte, reicht von F wie Fieberthermometer über K wie Kerzen bis W wie Wunddesinfektionsmittel. Auch der Vorrat an Getränken und Lebensmitteln wird thematisiert. Die Listen orientieren sich an den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, teilt die Stadt mit.

„Leuchttürme“ auf Karten verzeichnet

Auf Karten sind zudem die sogenannten Leuchttürme verzeichnet. Diese Anlaufstellen für den Ernstfall werden laut Verwaltung erst eingerichtet, wenn zweifelsfrei feststeht, dass es sich um einen flächendeckenden und lang anhaltenden Ausfall handelt; dann allerdings sind sie im Notfall erste Adresse. Im Tal sind dies das Feuerwehrgerätehaus Rhöndorf, die ehemalige Konrad-Adenauer-Schule, Rheingoldweg, und die „Blaulichtmeile“ mit Deutschem Roten Kreuz und Technischem Hilfswerk an der Quellenstraße, in Aegidienberg das Feuerwehrgerätehaus an der Aegidienberger Straße sowie die Sporthalle an der Theodor-Weinz-Schule, Burgwiesenstraße.

Um unter realen Bedingungen üben zu können, hatte die Bad Honnef AG tatsächlich für die Zeit der Übung an den Feuerwehrhäusern den Strom abgestellt.

Um unter realen Bedingungen üben zu können, hatte die Bad Honnef AG tatsächlich für die Zeit der Übung an den Feuerwehrhäusern den Strom abgestellt.

Foto: Nico Gay/DRK

Blackout wird nicht kategorisch ausgeschlossen

„Mehrstündige Stromausfälle oder gar ein mehrtägiger, überregionaler Blackout gelten weiterhin als äußerst unwahrscheinlich, werden aber nicht kategorisch ausgeschlossen“, so Bad Honnefs Erster Beigeordneter Holger Heuser. Gleichwohl heiße es, vorbereitet zu sein – und das schließt nicht nur die Hilfe zur Selbsthilfe der Bürgerinnen und Bürger ein, sondern auch die Rettungsdienste, die das zum Anlass einer gemeinsamen Übung nahmen.

Licht ins Dunkle bringt dieses leistungsstarke Aggregat.

Licht ins Dunkle bringt dieses leistungsstarke Aggregat.

Foto: Nico Gay/DRK

Mit großer Beteiligung: Rund 100 Einsatzkräfte von Freiwilliger Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz, Malteser-Hilfsdienst, DLRG und der Stadt Bad Honnef kamen jetzt zusammen, um die technische Zusammenarbeit und die Kommunikation in Katastrophenlagen zu überprüfen. Mit im Boot waren auch die Bad Honnef AG, das Technische Hilfswerk und die Polizei Bonn.

„Vor dem Hintergrund von zunehmenden Extremwetterereignissen sowie Cyberattacken auf Energieversorger und Angriffen auf die Energieinfrastruktur in Europa ist uns allen vor Augen geführt worden, wie abhängig unser Alltag von der uneingeschränkten Verfügbarkeit von Energie und Kommunikation geworden ist“, erklärte Heuser, der auch Leiter des Stabs für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) ist. Aus der Mitte des Arbeitskreises Bevölkerungsschutz der Stadt, der regelmäßig tagt, sei der Wunsch formuliert worden, Notfallpläne und insbesondere Notfallkommunikationspläne unter reellen Bedingungen unter die Lupe zu nehmen. Letztgenannte Pläne kämen zum Tragen, wenn etwa das Telefon- und Mobilfunknetz großflächig und längerfristig ausfalle.

Grau ist alle Theorie, deshalb wurde ein Stromausfall nicht nur angenommen, sondern während der Übung wirklich simuliert. Heuser: „Wir haben mit Unterstützung der Bad Honnef AG die Stromleitungen ins Rathaus und beispielsweise auch zum Feuerwehrgerätehaus in Rhöndorf, wo die Führungsstelle der Feuerwehr untergebracht ist, technisch unterbrechen lassen.“ Im Rathaus wurde der Stromausfall sogleich durch einen kurzfristigen Batteriepuffer (USV) aufgefangen, bis der Stromerzeuger gestartet war. Server, Netzwerk, hausinterne Telefonie und mehr liefen also ungestört weiter - und ermöglichten dem Krisenstab, dort seine Basis einzurichten.

„Wärmepunkt“ in der Sporthalle

Geprobt wurde auch die Einrichtung eines der genannten Leuchttürme, im vorliegenden Fall in der Sporthalle in Aegidienberg. Notstrom, eine ölbetriebene Notheizung, Licht, Stühlen und Feldbetten wurden eingerichtet – im Ernstfall wäre man somit gerichtet, Bürgerinnen und Bürger dort am sogenannten „Wärmepunkt“ zu versorgen. Heuser: „Dank der Routine der Hilfsorganisationen im Umgang mit den Einsatzmitteln ging das in der Praxis erheblich schneller als in der Theorie erwartet. Das zeigt einmal mehr, wie wertvoll und unersetzbar die Arbeit im Ehrenamt der Hilfsorganisationen ist: Die Einsatzkräfte erwerben und vertiefen in ihrer Freizeit ihr Fachwissen mit großem Aufwand, um im Notfall Dienst am Nächsten leisten zu können. Dafür kann man nicht oft genug danken.“

Die Freiwillige Feuerwehr nutzte die Übung zudem, um ihren von der Feuerwehr-Führung erstellten Sonder-Einsatz-Plan (SEP) Energiemangel zu überprüfen. Die Gesamteinsatzleitung übernahm Stadtbrandmeister Frank Brodesser. Die Feuerwehrgerätehäuser wurden mit Notstromgeneratoren versorgt, eine sogenannte Rückfallebene für den Digitalfunk aktiviert und mit den Fahrzeugen der verschiedenen Hilfsorganisationen Meldepunkte angefahren.

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