GA-Sommer-Interview Bruchhausens Bürgermeister Fischer: "In der Ruhe liegt viel Kraft"

Bruchhausen · Kein Ort in Bruchhausen ist in der Region so beliebt wie die Laurentiushütte. Ausgebucht ist sie, von Mai bis Oktober. Ortsbürgermeister Markus Fischer setzt sich auf eine Holzbank, sein Blick schweift ins Tal seiner Heimat.

Ruhig ist es hier oben, sehr ruhig sogar. Ein Ort, wo sich Hase und Igel sprichwörtlich "Gute Nacht" wünschen. Nur: Wo sagen sie sich "Guten Morgen"? Wo brummt das Leben in dem 900-Seelen-Dorf? Eine Frage, die Markus Fischer beantworten darf - im GA-Sommerinterview mit Dennis Betzholz.

Herr Fischer, es ist ruhig in Bruchhausen ...
Markus Fischer: Es kommt darauf an, was Sie unter ruhig verstehen.

In Bruchhausen passiert wenig.
Fischer: Das ist der ewige Widerstreit zwischen Journalist und Politiker. Politisch ist es tatsächlich ruhig. Wir pflegen hier halt keine parteipolitische Kultur, sondern versuchen, die Probleme vor Ort gemeinsam zu lösen. Das nennen Sie vielleicht langweilig oder ruhig, das verstehe ich. Ändern werde ich das nicht.

Empfinden Sie Ihren Ort abseits der Politik als lauter?
Fischer: Ich finde zumindest nicht, dass es ruhig ist. Wir haben ein reges, reichhaltiges Vereinsleben und ein attraktives Dorf, in dem es sich gut wohnen und leben lässt. Natürlich haben wir nicht die Infrastruktur wie eine Stadt, und natürlich ist es bei uns ruhiger als etwa in Unkel. Aber in der Ruhe liegt ja auch viel Kraft.

Wo wir schon über Kraft sprechen: Wie boxt man sich als Ortschef der mit Abstand kleinsten Gemeinde gegen die großen Brüder in der Verbandsgemeinde durch?
Fischer: Als kleinster Ort hat man nie automatisch Anspruch auf anteilsgleiche Stücke von irgendeinem Kuchen. Wichtig ist, dass es sich mit der Zeit ausgleicht und dass wir auf Augenhöhe diskutieren. Und beides ist der Fall. Wir kommen gut miteinander aus. Mal hat der eine, mal der andere Standortvorteile.

Wer auf der Stadt-Homepage von Bruchhausen auf Tourismus klickt und nach Restaurants und Gaststätten sucht, erhält 22 Treffer. Nur einer ist in Bruchhausen selbst ansässig, der Rest bei den drei Nachbarn Unkel, Erpel und Rheinbreitbach. Was sagt das über Ihre Ortsgemeinde aus?
Fischer: Dass wir verschiedene Markenkerne haben. Wir sind nicht der Touristenort. Das ist Unkel. Doch der Tourist nimmt die Verbandsgemeinde als Ganzes wahr. Deshalb müssen wir uns gegenseitig unterstützen. Wo Sie schon unsere Homepage ansprechen: Die ist fast identisch mit der von Unkel. Die haben wir gemeinsam entworfen. Die VG ist in den vergangenen Jahren noch näher zusammengerückt.

Der gemeinsame Kampf um den Windpark dürfte dies noch weiter fördern. Es gibt unterschiedliche Einschätzungen unter den Bürgermeistern, wie sicher es denn nun ist, dass der Windpark kommt.
Fischer: (lacht) Ich werde jetzt nicht das Interview von Frau Adenauer kommentieren.

Gut, dann frage ich anders: Für wie sicher halten Sie es?
Fischer: Fragen Sie mich Ende des Jahres noch mal. Wir haben noch einige Hausaufgaben vor uns. Ich kann Ihnen aber sagen: Ich hoffe sehr, dass er kommen wird. Ich wäre dann auch zuversichtlicher. Wir haben nämlich Einnahmequellen zu generieren. Das gibt uns unsere Haushaltsordnung vor.

Bruchhausen profitiert aber am wenigsten. Sie werden nur mit zehn Prozent an den Erträgen beteiligt.
Fischer: Das ist doch ein sehr gutes Verhandlungsergebnis. Kein einziges Windrad wird auf unserem Gebiet stehen, das nächstgelegene ist voraussichtlich 2,5 Kilometer entfernt.

Reden wir über die Zukunft von Bruchhausen. Was tut sich bei Ihnen?
Fischer: Mitte August wird im Rahmen der Bürgerkirmes der Brunnenplatz eingeweiht. Da schlägt das Herz von Bruchhausen für, ein wichtiges Projekt. Zudem haben wir kürzlich eine Fläche im Bohnengraben ausgewiesen, auf der 66 Wohneinheiten entstehen werden. Schon jetzt kann ich sagen: Das wird sehr stark angenommen. Hier helfen uns die Randlage zu NRW und die günstigen Grundstückspreise.

Wo sehen Sie Bruchhausen in fünf Jahren?
Fischer: Als Ort mit einem Gemeinwesen, das blüht, und einer Infrastruktur, die verbessert worden ist. Ich würde mir zum Beispiel einen Arzt im Dorf wünschen. Aber das ist wahnsinnig schwierig. Dafür müssten wir schon die 1000-Bürger-Grenze knacken.

Letzte Frage: Mögen Sie eigentlich Ruhe?
Fischer: Oh ja. Mein dienstliches Büro liegt an einer stark befahrenen Straße. Da genieße ich abends umso mehr die Ruhe.

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