Neue Pläne Bürgerstiftung Bad Honnef soll eine Mitmach-Stiftung werden

Bad Honnef · Die Bürgerstiftung Bad Honnef, gegründet vor 28 Jahren, soll als Mitmach-Stiftung auf eine breite Basis gestellt werden. Für ihr Wirken erhält die Einrichtung nun das Gütesiegel des Bundesverbands Deutscher Stiftungen.

 Mit der Enthüllung der Tafeln in Aegidienberg war der Geschichtsweg 2018 komplett. Die Bürgerstiftung plant nun, mit Führungen neue Akzente zu setzen.

Mit der Enthüllung der Tafeln in Aegidienberg war der Geschichtsweg 2018 komplett. Die Bürgerstiftung plant nun, mit Führungen neue Akzente zu setzen.

Foto: Frank Homann

Hohe Auszeichnung für das Engagement um das Gemeinwohl in der Heimatstadt: Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat der Bürgerstiftung Bad Honnef das Gütesiegel für Bürgerstiftungen verliehen. Das teilte der Vorstand mit. Das Siegel, das aktuell 263 der 420 Bürgerstiftungen tragen, basiert auf einer umfangreichen Prüfung und wird vergeben für drei Jahre – ein Zeitraum, für den sich die Akteure ohnehin wieder viel vorgenommen haben. Ziel ist es unter anderem, die Stiftung mehr als bisher in der Bürgerschaft zu verankern – weniger als eine „Geldverteilstelle“, vielmehr zusätzlich als eine Plattform für aktives Mittun für die lebenswerte Stadt.

Gründung vor 28 Jahren

Seit etwa eineinhalb Jahren steht die Bad Honneferin Annette Stegger dem Vorstand vor – ein Novum, denn bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Stiftung stets geleitet von den Vorstandsvorsitzenden der Stadtsparkasse. Vor 28 Jahren gegründet vom seinerzeitigen Sparkassenchef Hellmuth Buhr und dem damaligen Bürgermeister Peter Brassel, änderten sich nach der Fusion der Stadtsparkasse vor zwei Jahren die Modalitäten.

Die historisch gewachsene enge Bindung zur Stadtsparkasse lockerte sich, „die Bürgerstiftung musste erwachsen werden“, so der Vorstand – wenn auch bei gleichzeitiger Kontinuität der Hilfe in Finanzfragen durch die Kreissparkasse sowie nun auch räumlicher und organisatorischer Hilfe durch die Stadt. „Dafür sind wir sehr dankbar“, so Stegger.

Bekenntnis zur Heimat

Aber was ist das eigentlich, so eine Bürgerstiftung? Für Stifter und Spender stellt sich diese Frage freilich nicht: Mit ihren Stiftungen sowie Spenden geben sie ein „Bekenntnis zu ihrer Heimatstadt“ ab, so Stegger. Die Vorsitzende: „Genau das ist es, was Stifter uns immer wieder als Grund nennen. Es geht um die Verbundenheit und darum, sich erkenntlich zu zeigen.“

Zugleich hat die Stiftung für manch anderen bislang eher im Verborgenen gewirkt, erlangte nur dann die gebührende Aufmerksamkeit, wenn Erträge des Stiftungskapitals von aktuell etwa 920.000 Euro sowie zusätzliche Spenden an Organisationen oder Vereine für deren gemeinnützige Arbeit übergeben wurden. Und Corona hat es nicht eben leichter gemacht, „durch die Pandemie war es schwer, Dinge umzusetzen“. Treffen in Präsenz mit Stiftern und Spendern, wie sie geplant waren, ließen sich (noch) nicht umsetzen.

„Die Stifter und das Stiftungskapital bleiben natürlich das Herzstück der Bürgerstiftung, ebenso die vielen Spender, die uns zusätzlich unterstützen“, sagt Stegger. Allerdings: Eine Bürgerstiftung könne so viel mehr, ist der vor eineinhalb Jahren gewählte neue Vorstand um Stegger sicher. Bedeutet: „Wir wollen die Bürgerstiftung von einer reinen Förder- zu einer Mitmach-Stiftung entwickeln“, erläutert Stegger: Eine Stiftung von Bürgern für Bürger, die sich nicht im Ausschütten von Erträgen an gemeinnützige Zwecke erschöpft, sondern allen Bürgern die Möglichkeit bietet, aktiv zu sein – als „Zeitstifter“ also, die eigene Projekte anstoßen und umsetzen.

Ein erstes Projekt ist bereits im Wortsinn auf dem Weg: Zum Jubiläum 1100 Jahre Bad Honnef 2022 soll der Bad Honnefer Geschichtsweg, seinerzeit ein „Kind“ von Bürgerstiftung und Heimat- und Geschichtsverein, wieder mehr ins Bewusstsein gebracht werden. Geplant sind Stadtführungen mit „historischen Innenansichten“ von Häusern entlang des Geschichtsweges mit seinen interessanten Stationen. Ein weiteres Projekt ist das Sprachförderprojekt, das Stiftung und Stadtjugendring an der Löwenburgschule ins Leben gerufen haben. Problematik aktuell: Es fehlen qualifizierte Lehrkräfte. Auch hier hofft Stegger, voranzukommen.

Vier Themenschwerpunkte

Das wichtige Thema Bildung ist nur eines von vielen, die die Bürgerstiftung sozusagen im Köcher hat. Grundsätzlich gilt: Bürgerstiftungen decken das gesamte Spektrum der Gemeinnützigkeit ab; das unterscheidet sie von anderen Stiftungen, die sich meist auf einen festgelegten Stiftungszweck fokussieren. Entsprechend breit ist auch das Engagement der Bad Honnefer Stiftung. Genannt seien  Beispiele aus den eineinhalb Jahren mit dem neuen Team. Unterstützt wurden etwa die Beethoven-Gala von „Bad Honnef tanzt“, eben das Sprachförderprojekt, aber auch das Krokusprojekt, das in diesem Jahr auf die Stiftung als Hauptsponsor zählen kann.

Grundsätzlich wurden die Förderschwerpunkte in vier Paketen gebündelt: Kinder, Jugend und Chancen, Senioren, Soziales und Gesundheit, Natur und Umwelt sowie Heimat, Kunst und Kultur – viel Raum für Projekte, die nicht nur finanziell, sondern eben auch mit tätiger Hilfe der „Zeitstifter“ unterstützt werden können.

Lokale Verankerung ist das A und O

Dass Stiftungen es in der Niedrigzinsphase nicht eben leicht hatten und haben, verhehlt Stegger nicht. Trotzdem seien in den vergangenen 18 Monaten gut 35.000 Euro für gemeinnützige Zwecke ausgeschüttet worden. Die lokale Verankerung sei „das Wesen der Bürgerstiftung“ – und erlaube durch Nähe und Verbundenheit im Falle eines Falles schnell und  zielgerichtet zu reagieren. Ein Beispiel: Bekanntlich konnte die Bad Honnefer Tafel ihre Kunden vor allem zu Beginn der Pandemie nicht wie gewohnt mit Lebensmitteln versorgen. Die Bürgerstiftung sprang in die Bresche, sammelte zweckgebundene Spenden für Lebensmittelgutscheine.

Die Zweckvielfalt ist auch eines der Kriterien, die bei der Prüfung für das Gütesiegel herangezogen werden. Wichtig ist auch die Unabhängigkeit von politischen Gremien und der strategische Aufbau des Stiftungskapitals. Insofern untermauere das Gütesiegel das Vertrauen in die Stiftung, wie es Stifter und Spender mit ihren Beiträgen ebenfalls bewiesen, so Stegger.

Weitere Informationen unter www.buergerstiftung-badhonnef.de

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