Turnier in Bad Honnef Carrom-Eurocup ist "wie ein Familientreffen"

Bad Honnef · Zum Carrom-Eurocup in Bad Honnef sind 140 Spieler aus 13 Nationen gekommen, das deutsche Team ist Vierter geworden. Neben dem Sportlichen war das Zusammensein fast genauso wichtig.

 Spannende Partien: Mit Konzentration und Geschick agieren die Carrom-Spieler.

Spannende Partien: Mit Konzentration und Geschick agieren die Carrom-Spieler.

Foto: Frank Homann

Die Fenster sind abgedunkelt, nur die Lampe über dem Spielbrett spendet den Akteuren Licht, um das Board stehen einige Zuschauer, es ist mucksmäuschenstill – trotz einiger weiterer Spiele in dem Raum. Das Carrom-Duell im Team-Event zwischen Deutschland und Italien liegt in den letzten Zügen, doch Nationalspieler Johannes Jörg ist gar nicht mehr am Zug. Sein Kontrahent macht den entscheidenden Punkt, das Spiel geht 0:3 verloren. „Ich habe viele leichte Fehler gemacht, mein Gegner war auch einfach gut“, bilanziert Jörg.

Drei Tage lang war die Jugendherberge in Bad Honnef Schauplatz des Carrom-Eurocups (der GA berichtete). 140 Spieler aus 13 Ländern traten in den Wettbewerben Team-Event, Doppelturnier sowie im Swiss League Singles gegeneinander an. Mit großen Ambitionen war das deutsche Team an den Start gegangen, doch einen erneuten Erfolg nach dem Sieg vor drei Jahren in Prag gab es nicht. Deutschland belegt in der Teamwertung den vierten Platz, Italien wird Zweiter hinter den Briten und vor den Schweizern. „Die Begegnungen sind sehr schwer vorherzusagen“, sagt Dirk Polchow, Präsident des Deutschen Carrom-Verbandes, am ersten Turniertag.

Das Zusammensein ist fast wichtiger als der Sieg

Trotz des vorhandenen Ehrgeizes – von Rivalität ist in den Räumen der Jugendherberge nichts zu spüren. „Es geht noch mehr ums Zusammensein nach dem Sport“, findet etwa der Schweizer Kurt Scherrer. „Es zählt der olympische Gedanke: Dabei sein ist alles“, sagt er und lacht. Ähnlich sehen es auch Pim van der Schee und Laura Vollebregt, die einzigen Teilnehmer aus den Niederlanden. „Es ist nicht so wichtig zu gewinnen, sondern es geht um das Spielen an sich.“

Und um das Wiedersehen. „Es ist wie ein Familientreffen“, sagt Gunter Seibert vom deutschen Verband. „Das ist das, was Carrom ausmacht.“ Seibert ist für die Turnierleitung zuständig. Bei ihm und seinen Kollegen laufen die Ergebnisse ein, sie haben die Spielzeiten im Blick und hängen die Ergebnisse an die Tafeln. „15 Minutes left“, hallt plötzlich die Ansage durch die Räume. Thorsten Kullmann erinnert die Spieler daran, wie lange noch zu spielen ist. „Es ist ein bisschen stressig“, sagt Seibert. An diesem Tag müssen sie mit dem Team-Event und dem Doppelturnier zwei Wettbewerbe managen, das Single-Event folgt an den beiden weiteren Spieltagen.

Weltmeisterliche Unterstützung

Bei der Turnierleitung werden auch die Striker unter die Lupe genommen, mit denen die Spieler ihre eigenen Holzsteine in die Löcher schnipsen. Die Schusssteine aus Kunststoff können leicht unterschiedliche Gewichte haben, erklärt Polchow. Mit einer Waage wird überprüft, dass sie auch nicht zu schwer sind.

Obwohl es der Eurocup ist, hat der deutsche Verband weltmeisterliche Unterstützung aus Asien nach Bad Honnef geholt. Chamil Cooray ist 14-facher National- sowie amtierender World-Champion und kommt aus Sri Lanka, wo Carrom als Volkssport zählt. „Europäische Spieler haben sich sehr verbessert“, sagt Cooray. „Es gibt viele Spieler mit einem hohen Standard, allerdings nicht so hoch wie der Standard in Sri Lanka“, sagt er und lacht. Aber das kann ja vielleicht noch kommen.

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