Infos zum Welt-Alzheimertag in Bad Honnef Corona erschwert Arbeit mit Demenzkranken

Bad Honnef · Anlässlich des Welt-Alzheimertages informieren in Bad Honnef mehrere Institutionen über das Thema Demenz. Die Pandemie hat die Arbeit mit Demenzkranken verändert.

 Im Kursaal in Bad Honnef  gab es anlässlich des Welt-Alzheimertages Vorträge und Musik.

Im Kursaal in Bad Honnef  gab es anlässlich des Welt-Alzheimertages Vorträge und Musik.

Foto: Frank Homann

Bernd Bollig arbeitet schon lange mit Demenzkranken. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört es, Betroffenen Mut zu machen. Der Diplom-Sozialarbeiter von der LVR-Klinik Bonn sagt: „Demenz bedeutet nicht das Ende des Lebens.“ Teilhabe und Aktivität seien weiter möglich.

Eine weitere wichtige Aufgabe für Bollig ist: Er will über Demenz aufklären. Das hat er auch jetzt anlässlich des Welt-Alzheimertages in Bad Honnef gemacht. Im Kursaal hatten Demenzkranke und Angehörige die Möglichkeit, sich über alles, was das Thema Demenz ausmacht, zu informieren. Mehrere Institutionen waren mit Ständen vertreten, unter anderem die LVR-Klinik Bonn.

Nachholbedarf bei Informationen über Versicherungen

Bernd Bollig spricht zum Beispiel über Versicherungen. In diesem Bereich gibt es nach seinen Angaben noch viel Nachholbedarf. Seine Beobachtung: „Viele Angehörige und Versicherte sind nicht richtig informiert. Sie erleben, dass Versicherungen über Leistungsansprüche nicht aufklären.“ Zum Beispiel über Entlastungsleistungen.

Der Arbeitskreis Demenz Bad Honnef/Königswinter hat die Veranstaltung im Kursaal organisiert. Verantwortlich für den Ablauf waren Christiane Hülder vom AWO-Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg und Iris Schwarz, Seniorenbeauftragte der Stadt Bad Honnef.

Depression in der Pandemie

Die Pandemie hat die Arbeit von Hülder sehr verändert. Sie ist im Sozialpsychiatrischen Zentrum Eitorf/Siebengebirge tätig, einer Beratungsstelle der AWO. Auch sie arbeitet mit Demenzkranken. Während der Lockdowns war es schwer, Gespräche zu führen und Ratschläge zu geben. In der Regel ging das nur telefonisch. Erst später, als immer mehr Menschen gegen das Virus geimpft waren, gab es wieder vermehrt Einzeltreffen mit Abstand und 3G.

Am Anfang von Corona habe es keine Anfragen mehr für Beratungen gegeben, im Laufe der Pandemie dafür umso mehr, berichtet Hülder. Viele haben sich gemeldet mit Depressionen wegen der Einsamkeit – und Gedanken an Selbstmord. Einige ihrer Klienten sind in der Zeit gestorben. Jetzt spricht Hülder von einer Aufbauphase. Sie plant gerade wieder Angebote wie Selbsthilfegruppen und Gesprächskreise.

50 Besucher informieren sich

Eine Seniorin aus Bad Honnef findet – und damit ist sie nicht allein – das Angebot im Kursaal toll. Sie ist gekommen, um sich zu erkundigen, welche Möglichkeiten sie und ihr Mann haben – „in Bezug auf Pflege, aber auch in Bezug auf Unterhaltung, zum Beispiel Gesprächskreise“. Ihr Mann ist 81, Pflegestufe eins. Er ist seit sechs Jahren alzheimerdement. Sie sagt, sie merke zunehmend, dass es schwer werde. Ihr Mann ist „sehr vergesslich“. „Im Moment schaffe ich es noch alleine, aber wahrscheinlich nicht mehr lange“, sagt sie.

Mit Blick auf die rund 50 Besucher im Kursaal stellt sie fest: „Ich bin überrascht, wie viele Menschen betroffen sind in so einer kleinen Stadt wie Bad Honnef.“ Seniorenbeauftragte Iris Schwarz ist erfreut über die Resonanz. „Denn Demenz ist oft ein Tabuthema – keines, bei dem man einfach so sagt: Du, ich gehe anlässlich des Welt-Alzheimertages ins Kurhaus, kommst du mit?“ Sie ermuntert pflegende Angehörige, über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Wichtig: Beziehungen und Lebensqualität

Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff betont, dass bei Demenz die Gemeinschaft und Beziehungen wichtig sind. Kommunikation ist das Thema eines Vortrags von Maria-Theresa Schmitz. Sie macht deutlich, dass es im Umgang mit dementen Menschen auch um Lebensqualität geht. Wenn der Demenzkranke zum Beispiel mal drei Nachtische will, dann lautet ihr Rat: „Geben Sie ihm drei.“ Doch auch sich selbst sollen die pflegenden Angehörigen nicht vergessen: „Nicht nur den Erkrankten sollte es gutgehen, sondern auch den Pflegenden“, so Schmitz.

Svenja Benzel begleitet die Veranstaltung musikalisch. Und abschließend bietet die Theater- und Tanzpädagogin Monika Thöne ein Improvisationstheaterstück mit dem Titel „Humor trotz(t) Demenz – Wie das Leben so spielt“.

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