Integration in Bad Honnef Das Begegnungszentrum Oase schließt

Selhof · 2016 wurde in der ehemaligen Sparkasse Bad Honnef-Selhof mit der Oase ein Treffpunkt für Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer geschaffen. Mit Blick auf die fortschreitende Integration wird der Trägerverein den Mietvertrag für die Räume aber nicht verlängern.

Im Mai 2016 war das Projekt gestartet, genau zwei Jahre später wird es im Frühjahr auslaufen: Das Begegnungszentrum Oase in der ehemaligen Filiale der Sparkasse am Dellenweg schließt Ende April. Das bestätigte Hans-Joachim Ewald, Vorsitzender des Ökumenischen Netzwerkes Integration, auf GA-Anfrage. Als Grund nannte er unter anderem den sinkenden Bedarf auf Seiten der Flüchtlinge. Gemessen daran seien der finanzielle Aufwand und auch das Risiko zu groß. Der Verein Ökumenisches Netzwerk setze seine Arbeit gleichwohl fort, unter teils geänderten Vorzeichen. Anfang des Jahres wollen die Mitglieder dafür die Weichen stellen.

„Die Arbeit des Vereins und dessen Schwerpunktsetzung richtet sich nach den aktuell geltenden Bedarfen der Akteure in der Flüchtlingshilfe und denen der Flüchtlinge und Migranten“, heißt es auf der Internetseite des Ökumenischen Netzwerkes Integration – und genau das, so Ewald, trage nun zum Abschied von der Oase bei.

„Wir merken, dass immer weniger Flüchtlinge zu uns kommen. Neue Flüchtlinge werden seltener. Und wer zwei Jahre hier ist, hat mittlerweile schon viele Angebote durchlaufen und ein eigenes Netzwerk aufgebaut.“ Vor zwei Jahren, als zunächst der Verein in Trägerschaft von katholischer und evangelischer Kirche aus der Taufe gehoben wurde und ein halbes Jahr später die Oase in den von Privat gemieteten Räumen an den Start ging, war das noch anders. Ewald: „Das war wie ein großer Wust.“

"Das ist Teil der Integration"

Dazu zählte nicht nur die Zahl der Menschen, die aufzunehmen waren, sondern auch die Vielzahl der Probleme und Fragestellungen, die alle gleichzeitig auf die Flüchtlinge und damit auch auf die ehrenamtlichen Helfer einstürmten. Von alltäglichen Dingen wie dem Einkauf über Sprachkurse bis zu Hilfen bei Behördengängen oder, nach erfolgter Anerkennung, der Wohnungssuche. Das alles galt es zu kanalisieren, Flüchtlingen und Ehrenamtlichen das Rüstzeug zu geben, dies zu durchblicken.

Für Seminare, Angebote wie das internationale Familiencafé und einfach Begegnung bot die Oase den Raum. Heute stellt sich die Situation anders dar, so Ewald. Immer mehr Asylverfahren würden abgeschlossen, Geflüchtete arbeiteten, verdienten eigenes Geld oder würden vom Jobcenter betreut. Sie seien zudem oft angekommen in der Nachbarschaft, in Vereinen, in Schulen. „Das ist Teil der Integration. Es ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, wenn wir in bisheriger Form nicht mehr gebraucht werden.“

Auch der Unterstützungsbedarf habe sich geändert. Anders als zu Beginn der Flüchtlingswelle, als alle Ankommenden zunächst dieselben Hürden zu nehmen hatten, müssten die Hilfen heute viel passgenauer sein. „Und da sind Profis gefragt.“ Angesichts der zurückgehenden Besucherzahlen stelle sich auch die Frage nach dem Verhältnis von Kosten und Nutzen. Zur Finanzierung: Der gemeinnützige Trägerverein erhielt für den Aufbau des Begegnungszentrums Landesförderung, im ersten Jahr waren es 18 000 Euro. Dies sowie viele Spenden aus der heimischen Wirtschaft und von Bürgern – diese teils sogar im vierstelligen Bereich – deckten Miete und Nebenkosten.

Die Förderlandschaft hat sich geändert

Aber, so Ewald: Die Förderlandschaft habe sich geändert. Nachdem vor allem im ersten Jahr der Aufbau von Begegnungsstätten bedacht worden sei, flössen öffentliche Mittel mittlerweile fast ausschließlich in Einzelprojekte. Auch die Spenden gingen zurück. Eine Verlängerung des Mietvertrages müsste zugleich für weitere zwei Jahre erfolgen – Verpflichtung und finanzielles Risiko, für das ein selbsthaftender Vereinsvorstand nicht geradestehen könnte. Ewald: „Wir sind froh, dass wir mit etwas mehr als einer schwarzen Null rausgehen.“

Sein Fazit in puncto Oase fällt sehr positiv aus: Sie sei das richtige Angebot gewesen zur richtigen Zeit. Ein Wermutstropfen für Selhof: „Wir haben schon gemerkt, dass ein Begegnungszentrum hier generell fehlt.“ Schließlich hätten auch andere Gruppen die Räume genutzt.

Kommende Woche treffen sich die Mitglieder, um zunächst organisatorische Fragen zu klären. Im Frühjahr dann stehe die konzeptionelle Neuausrichtung des Vereins an, so Ewald.

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