Villa Schaaffhausen in Bad Honnef „Das Denkmal muss im Zentrum stehen“

Rommersdorf · Widerstand formiert sich erneut gegen die Bebauung an der Villa Schaaffhausen. Rund 40 Anlieger haben sich nach Angaben mehrerer Mitglieder in einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen.

 Ein prägendes Ensemble: Die Villa Schaaffhausen steht seit Jahren leer. Baupläne bereiten den Anwohnern Sorge. FOTOS: FRANK HOMANN

Ein prägendes Ensemble: Die Villa Schaaffhausen steht seit Jahren leer. Baupläne bereiten den Anwohnern Sorge. FOTOS: FRANK HOMANN

Foto: Frank Homann

„Wir haben die Sorge, dass die geplante Bebauung nicht ins Ortsbild passt und die Qualität des Denkmals mindert“, sagt Thomas Rein. Architekt Rein und Mitstreiter wie Wolfgang Ziegert führen zudem unter anderem die schwierige Verkehrssituation ins Feld. Auch gelte: Alle Überlegungen müssten vom Denkmal Villa Schaaffhausen ausgehen, das es zu bewahren gelte.

Mit-Investor Christian Boettcher hielt der Kritik im Gespräch mit dem GA entgegen: „Das Denkmal steht im Zentrum, auch für uns. Räumlich, inhaltlich wie wirtschaftlich gruppiert sich alles um die Villa Schaaffhausen.“ Die Investoren planen die Bebauung von Teilen des Parks und die Sanierung des Denkmals Villa Schaaffhausen.

Im Dezember hatte sich der Planungsausschuss mit neuen Entwürfen beschäftigt. Die Bauherrin, die MBM Immobilien Treuhand GmbH, hatte in Absprache mit Stadt und Denkmalbehörden Pläne für vier freistehende Appartementhäuser am Finkenpfad erarbeitet. 35 Wohnungen sollen entstehen in drei Bauten, davon zwei zweigeschossig, einer dreigeschossig. Den Bewohnern stünden 37 Stellplätze in einer Tiefgarage zur Verfügung, mit Zufahrt östlich der Villa von der Schaaffhausenstraße aus. Für die Villa selbst stehen gastronomische Nutzung, Praxen oder Büros in Rede sowie36 oberirdische Parkplätze.

Die Investoren hatten immer wieder ausgeführt, die Sanierung des Denkmals müsse auch ökonomisch dargestellt werden. Das gelinge nur, wenn man moderate Wohnbebauung realisiere, so Boettcher. Die Pläne seien mehrfach überarbeitet und angepasst worden; zwei Verkehrsgutachten seien schon erstellt worden. Der Ausschuss nahm den neuen Planungsentwurf wie berichtet durchaus zustimmend zur Kenntnis.

Allerdings solle das Nutzungskonzept der Villa stärker herausgearbeitet werden, hieß es. Zudem wurde ein neuerliches Verkehrsgutachten gefordert; laut Böttcher werden die Ausarbeitungen zu Verkehr und Parken entsprechend überarbeitet. Alle Ergebnisse sollen Planungs- und Verkehrsausschuss beraten, bevor es ins weitere Verfahren geht. Boettcher: „Wir sind in einem sehr konstruktiven Dialog mit der Verwaltung. Wir möchten das Projekt voranbringen und sind zuversichtlich, dass eine gute Lösung kommt.“

Städtebaulicher Konflikt in Sicht

Die IG hat trotzdem Bedenken und will sich einbringen, „bevor eventuell etwas nicht mehr zu korrigieren ist“, so Rein. Ein eigener Bebauungsvorschlag wurde erarbeitet, mit einer nach eigenen Angaben „städtebaulich, sozial verträglichen Lösung und einer verkehrstechnisch verträglichen Erschließung mit der Einbeziehung des Finkenpfades und des Briebrichsweges“. Rein: „Wir sind nicht grundsätzlich gegen Neubauten. Aber die Gebäudestruktur des Ortes und die soziale Struktur müssen erhalten bleiben.“

„Hier bahnt sich ein städtebaulicher Konflikt an“, konkretisieren Rein sowie Ziegert, Christine Mehlem, Dieter Buchmann und Alexandra Kappels ihre Bedenken. Die Verquickung von Neubauten mit dem Erhalt des Denkmals führe dazu, dass man die Fläche baulich ausnutzen müsse.

Genau darauf hatte die IG bereits im Sommer 2015 die Politik hingewiesen – bislang ohne Reaktion, so Ziegert. Die IG fordert ein Umdenken. Ein zweckgebundener Bebauungsplan, der den Erhalt des Denkmals vorschreibt, wäre laut Buchmann der richtige Weg. „So etwas macht aber nur Sinn, wenn im Grundbuch festgeschrieben ist, dass das Denkmal erhalten werden muss“, so der Richter a.D. und Rechtsanwalt. Rein: „Zuerst muss man schauen, was die Nutzung des Denkmals sein soll.“

Dann erst stehe die Frage an, „wie viel Geld muss ich erzielen“ – und eine zentrale Frage sei, was Neubauten für den Ortsteil bedeuteten. Denn, so die IG in ihrem Brief: „Rommersdorf ist der letzte sozial und städtebaulich halbwegs intakte Ortsteil der Stadt Bad Honnef. Das soziale Leben findet, wie sonst nur noch in dörflichen Bereichen feststellbar, auf unseren Dorfstraßen statt.“ Nicht zuletzt: Die Betrachtung des Denkmalschutzes müsse auch das benachbarte Fachwerk einbeziehen. Ein ganz wichtiger Punkt: die Verkehrssituation. Schon heute sei Rommersdorf stark belastet. Ziegert: „Das Wichtigste ist, dass die Verkehrs- und Parksituation geregelt wird. Bevor das nicht passiert ist, braucht man hier gar nicht anzufangen.“

Eine Zusatzbelastung von 200 bis 300 Verkehrsbewegungen täglich „kann für ein Dorf wie Rommersdorf schnell eine Verdopplung oder mehr bedeuten“, so Rein. Auch gebe es die Sorge, dass durch Ausbauten der Schaaffhausenstraße Kosten auf die Anlieger zukommen könnten.

Die Villa Schaaffhausen

Die Ursprünge der Villa Schaaffhausen gehen auf das 18. Jahrhundert zurück. Der Kölner Notar Peter Gottschalk Wasserfall vereinte 1770 zwei ehemalige Land- und Weingüter. Der englische Kapitän Lewis Agassiz baute 1843 den nördlichen Teil des Wohnhauses im Tudorstil und verkaufte den Besitz 1846 an den Fabrikanten Hubert Schaaffhausen, der den Südflügel anbaute.

Sein Sohn Hermann Schaaffhausen fügte 1856 den Turm und 1874 einen Rundtempel im Park hinzu. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte das Haus das Kinderheim zur heiligen Theresia und von 1988 bis 2012 ein Familien- und Gesundheitszentrum. An der Mauer der Villa liegt die Römerquelle, die Hubert Schaaffhausen 1847 anlegen ließ.

Mehrfach hat die Zukunft des Geländes, das dem Erzbistum Köln gehört und für das 1984 ein Erbbaurecht (Laufzeit 66 Jahre) vergeben wurde, die Politik beschäftigt. 2009 wurde Veränderungssperre erlassen; Pläne eines Bonner Investors zerschlugen sich. 2011 erwarb der aktuelle Antragsteller das Erbbaurecht (Laufzeit bis 2050).

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