Bad Honnef Das Haus der Jugend verwirklicht ein Musikprojekt

BAD HONNEF · Aus dem Haus der Jugend dringt Musik. Unverkennbar, das ist der Refrain von "Price tag": "It's not about the money, money, money. We don't need your money, money, money", schallt die Stimme von Jessie J auf den Parkplatz. Doch nicht die Stimme der britischen Sängerin dringt aus dem Lautsprecher, nicht die Klänge ihrer Band. Abgespielt wird eine CD von "Black & White", so der Arbeitstitel der jungen Haus der Jugend-Formation. Es ist das erste fassbare Ergebnis des Projekts "Musik und Tanz verbindet - Hass verschwindet".

 Die Band (v. l.) Alex Peterse, Mevlüt Canbakan, Christopher Groß, Matthias Imming, Monique Silva dos Santos mit Markus Biehler.

Die Band (v. l.) Alex Peterse, Mevlüt Canbakan, Christopher Groß, Matthias Imming, Monique Silva dos Santos mit Markus Biehler.

Foto: HOMANN

Ermöglicht vom Aalkönigskomitee, das jährlich fünfstellige Summen für Jugendprojekte aufbringt, startete das Haus um Leiter Markus Biehler das Projekt. Ein Höhepunkt: die Arbeit der Band im Tonstudio mit dem professionellem Tontechniker Andi Mulack von M-Music Niederpleis. Ein anderer: Die Musik, die die Jugendlichen lange geprobt und an vier Sonntagen aufgenommen haben, wird Basis eines Tanzprojektes mit eigener Choreographie. Sie wird von Jugendlichen mit Unterstützung von Fachkraft Tanja Görlich erarbeitet und umgesetzt.

Eher zwischen den Zeilen wird im Gespräch klar, wohin die Reise geht - und gehen soll - bei dem Projekt: Bei aller Unterschiedlichkeit, über die Musik haben sich die Bandmitglieder gefunden. Sie besuchen unterschiedliche Schulen oder sind berufstätig, zwischen ihnen liegen bis zu acht Jahre Altersunterschied und sie haben verschiedene nationale Wurzeln. Doch die Liebe zur Musik verbindet sie alle.

Ein bisschen braucht die Truppe, um warm zu werden im Interview. Es wird geflachst, sich gegenseitig gefoppt, viel gelacht. Wie um zu zeigen: Was ist schon so besonderes an dem, was wir tun? Jede Menge, findet Biehler. Nicht nur die Proben, vor allem die Arbeit im Studio verlange "viel Disziplin und Konzentration". Stimmt schon, sagt Alex Peterse (23). Seit acht Jahren spielt er Schlagzeug. Aber die Arbeit im Tonstudio? Da war alles neu. Jeder einzelne ist ein Rädchen in diesem Laufwerk, einer ohne den anderen - geht gar nicht. "Es ist schon ein komisches Gefühl, ganz alleine in diesem Raum. Kalt war es. Und zu wissen, die anderen sitzen draußen und hören genau, ob man sich verspielt", sagt Alex. Ungewöhnlich war das auch für Mevlüt Canbakan (16). Erst vor einem Jahr saß er das erste Mal am Keyboard. Und er entpuppte sich als talentierter Beatboxer, das heißt, er imitiert Instrumente und Klänge mit dem Mund, der Nase und dem Rachen. "Da bist du der Meister", sagt Markus Biehler.

Ob Beatboxing, Schlagzeug, Bass, Gitarre oder Vocals: "Black & White" spielt nicht einfach nach, sondern drückt jedem Song einen ganz eigenen Stempel auf. Wie etwa Monique Carolaine Silva dos Santos: Kaum zu glauben, was für eine Stimme aus der zierlichen 15-Jährigen mit brasilianischen Wurzeln herauskommt. "Ich wusste überhaupt nicht, dass ich singen kann", sagt Monique. Sechs Wochen habe Schulkamerad Mevlüt gebraucht, um sie zu überreden, "seitdem verpasse ich keine Probe". Das gilt auch für Matthias Imming (20) und Christopher Groß (22): Matthias spielt seit zehn Jahren Gitarre, Christopher seit fünf. Aber: "Wir haben alle dazu gelernt, sind irgendwie musikalischer geworden", sagt Matthias.

Stolz? Ja, auch das sei man, irgendwie. "Ich habe es meiner Familie vorgespielt. Die wollten gar nicht glauben: Das bin ich", sagt Monique. Moderne Zeiten: "Ich hab's auf dem Handy, als Klingelton", ergänzt Alex. Und: "Es ist schon toll, etwas eigenes in der Hand zu haben." Und was kommt nun? "Auf jeden Fall weitermachen", sagt Christopher. Und vielleicht, hoffentlich, live spielen, ergänzt Matthias. Das ist fest geplant. Natürlich gemeinsam.

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