Kosten bis zu 18 Millionen Euro Das Honnefer Rathaus bröckelt gewaltig

Bad Honnef · Der Sanierungsstau am Bad Honnefer Rathaus ist größer als gedacht. Ein Gesamtgutachten soll nun Klarheit über den Zustand bringen. Auch ein Neubau der Amtsstube wird geprüft.

Ein Fass ohne Boden. Das könnte es in der Tat werden, das Bad Honnefer Rathaus. 4,2 Millionen Euro wurden seit 2011 bereits investiert. Und ein Ende scheint nicht in Sicht. Auf grob zwölf bis 18 Millionen Euro schätzt die Verwaltung das Gesamtpaket Schürmann-Bau inklusive bereits erfolgter Reparaturen – je nachdem, ob man „nur“ Schäden beseitigt, den Werterhalt sichert oder gleich investiert in energetische Sanierung, Technik, Beleuchtung oder Belüftung sowie zeitgemäße Arbeitsstandards. Ein dicker Brocken, so oder so.

Politik und Verwaltung zogen, um mit Bürgermeister Otto Neuhoff zu sprechen, „die Notbremse“. Einstimmig bei einer Enthaltung stimmte der Haupt- und Finanzausschuss für eine externe, gutachterliche Gesamtbetrachtung. Gutachten wie zur Geologie des Baugrunds, dem Experten übrigens jüngst eine nur teilweise Eignung für das Gebäude attestierten, gibt es schon und sollen einfließen. Zeitgleich soll die Verwaltung dem eine erste Einschätzung gegenüber stellen, was ein Rathaus-Neubau an anderer Stelle kosten könnte.

"Wir müssen erklären, wo wir stehen"

Vor allem letztgenannter Punkt treibt Teile der Politik um. So hätten SPD, Grüne und FWG gerne darauf verzichtet, einen Neubau in den Blick zu nehmen. Entsprechend knapper passierte dieser Verwaltungsvorschlag das Gremium: zwölf zu sieben. „Wir müssen erst klären, wo wir stehen“, so SPD-Fraktionschef Guido Leiwig. Klaus Wegner (Grüne) sagte, der langfristige Erhalt des Rathauses müsse Priorität haben. Und seine Kollegin Gabi Clooth-Hoffmeister: Ein Rathaus gehöre mitten in die Stadt. Barbara Schubert (FWG): „Ein Neubau wäre den Bürgern nicht zu vermitteln.“ CDU, FDP und Bürgerblock folgten dem Verwaltungsvorschlag. Martina Ihrig (FDP): „In dieser Situation darf es keine Denkverbote geben.

Neuhoff und Fabiano Pinto, Leiter Städtebau, warben ebenfalls dafür, den Neubau mit zu betrachten – keineswegs als Planung, sondern als groben „Referenzrahmen“ (Pinto). Neuhoff: „Vielleicht kommen wir schon damit in eine Dimension, die alles sprengt. Aber wir sollten uns die Chance nicht verbauen, neben einer detaillierten Sanierungsplanung eine erste Hausnummer für einen Neubau zu haben.“

Zustand macht Experten sprachlos

Dass es schlecht steht ums Rathaus ist der Politik spätestens seit einem Bericht in der jüngsten Ratssitzung klar. Pinto fasste es im Ausschuss überspitzt so zusammen: „Das Rathaus fällt auseinander, aber es macht zumindest nicht krank.“ Denn: Das Thema Schadstoffbelastung durch Baustoffe sei so gut wie abgehakt.

Wie berichtet, hatte hierauf bisher ein Fokus gelegen – und alle Kräfte gebunden. Weitere Probleme baulicher Art ließen nicht auf sich warten, die Verwaltung prüfte und prüfte. Und was da Stück für Stück ans Tageslicht kam, machte teils auch Experten wie Jörg Sudmann, Architekt im technischen Gebäudemanagement, sprachlos. Baugrund, Stützen, Wände, Decken, Fugen, Fassade, Dach: Fast überall gibt es als Kombination aus Defiziten aus der Bauzeit und unterlassener Instandhaltung und Modernisierung „gravierende Mängel“, so die Verwaltung in der Vorlage.

Riesenprobleme mit Schichtwasser

„Wir haben zum Beispiel Riesenprobleme mit Schichtwasser. Die gesamte Entwässerungssituation muss neu überdacht werden“, so Sudmann zum GA. Wegen schadhafter Dehnungsfugen trat Wasser in Tiefgarage ein – inwieweit sogar die Verbindungsbolzen dort in Mitleidenschaft gezogen wurden, muss sich erst zeigen. Um weitere Unbill abzuwenden, wurden Gräben gezogen und die Stellen vorläufig abgedichtet. Der Bauschutt werde in den nächsten Tagen entfernt, die Gräben aber blieben vorerst. Sudmann: „Wir wollen nicht zumachen und dann wieder aufmachen müssen.“

Klar ist: Die Sanierungen der Vergangenheit waren nur die Spitze des Eisbergs. Laut Verwaltung würden weitere absolut erforderliche Arbeiten mit 6,2 bis 8,2 Millionen Euro zu Buche schlagen. Damit liege man schon bei 10,4 bis 12,4 Millionen Euro. Eine wirkliche Ertüchtigung des Rathauses käme deutlich teurer – eben je nach Art und Umfang bis zu 18 Millionen Euro. Genaueren Aufschluss soll das Gesamtgutachten geben – mit hoffentlich nicht noch mehr bösen Überraschungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort