Zu teuer Siebengebirgsgymnasium soll nicht neu gebaut werden

Bad Honnef · Das Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef ist ein Sanierungsfall. Von dem Gedanken, die Schule abzureißen und komplett neu zu bauen, rät ein Gutachter aber ab: zu teuer. Selbst eine Sanierung dürfte ein finanzieller Kraftakt werden.

 Das Siebengebirgsgymnasium aus der Vogelperspektive: Das „Sibi“ soll saniert werden.

Das Siebengebirgsgymnasium aus der Vogelperspektive: Das „Sibi“ soll saniert werden.

Foto: Frank Homann

Aus der Traum. Zwar steht die finale Entscheidung noch aus. Und doch scheint es nach Beratungen im Schulausschuss unausweichlich: Einen Neubau des Siebengebirgsgymnasiums, ob am jetzigen oder an einem neuen Ort, wird es nicht geben. Stattdessen wird es darum gehen, die einzige weiterführende Schule in städtischer Hand von Grund auf zu sanieren. Die Zahlen, die Gutachter Michael Schultze-Rhonhof im Gepäck hatte, lassen zugleich den Schluss zu: Jahre, Jahrzehnte gar ist am „Patienten“ Sibi herumgedoktert worden, ohne wirklich zu seiner Genesung beizutragen. Denn auch für Sanierung und Modernisierung schätzt der Gutachter die reinen Baukosten auf schwindelerregende 32,7 Millionen Euro.

Folgekosten sind erheblich

Die Folgekosten wie für Zinsen, Betriebskosten & Co., vom Gutachter gerechnet über 30 Jahre, sind da noch gar nicht drin. „Und die werden leider viel zu oft vergessen“, so der Geschäftsführer der DKC Kommunalberatung GmbH, der im Auftrag der Stadt alle Varianten – von der von Vornherein ausgeschlossenen Null-Lösung über Sanierung bis eben zum Neubau – durchgeprüft hatte. Ziel sei eine „weitgehend objektive Bewertung“ anhand bewährter Systematiken und eine ebensolche wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse. Fazit des Gutachters: „Vor dem Hintergrund der Zahlen können und wollen wir nichts anderes empfehlen, als Variante zwei weiterzuverfolgen.“ Und das ist eben die Sanierung von Schule und Feuerschlösschen.

Ziel ist es wie berichtet, den „Sanierungsfall“ Sibi erstmals komplett zu durchleuchten. Bekanntlich war immer wieder repariert worden, einiges wie der Aula-Boden gar mehrfach, ohne die Probleme auszumerzen. Das ging auch zu Lasten anderer Schulen. So floss Geld aus der Landes-Schulpauschale zum größten Teil ins Sibi. Zuletzt im November wurde beschlossen, 416 000 Euro von knapp 570 000 Euro Landeszuschuss ins Sibi zu stecken.

Reine Baukosten 32,7 Millionen Euro

Genau darum war 2017 entschieden worden, den baulichen Dingen erstmals auf den Grund zu gehen. Auf Initiative der CDU sollte auch ein Neubau betrachtet werden, inklusive möglicher Gegenfinanzierung oder alternativer Finanzierungsmodelle – eine „interessante Idee“, wie damals auch SPD-Mann Werner Sünnen befunden hatte, wohl aber Utopie. Und eine Vari­ante, die nun auch für die CDU „in weite Ferne rückt. Das ist zu akzeptieren“, so der baupolitische Sprecher Hansjörg Tamoj.

Denn als hätte der Blick auf die reinen Baukosten für die Sanierung – zumal in Corona-Zeiten, da Steuereinbußen zwangsläufig folgen – noch nicht gereicht: Beim Anblick der Zahlen für „all das, was man an Geld auch in der Zukunft braucht“ (Schultze-Rhonhof), um „nur“ die Sanierung zu ermöglichen, fuhr den Mandatsträgern erkennbar der Schreck in die Glieder: Auf 66 Millionen Euro kam der Gutachter da. Ein Neubau auf dem heutigen Gelände läge ihm zufolge sogar bei Baukosten von knapp 59 Millionen Euro, ein Neubau etwa auf dem Hockeygelände in Selhof bei 57,4 Millionen Euro. Stemmen müsste die Stadt dafür in den kommenden Jahrzehnten insgesamt 93 beziehungsweise 90 Millionen Euro.

Substanz ist in Ordnung

Bekanntlich baut das Erzbistum in Bad Honnef gerade eine Gesamt­schule für knapp 35 Millionen Euro – eine hochmoderne Schule nur einen Steinwurf entfernt vom Sibi und Richtgröße vielleicht für ein eigenes Neubau-Projekt. Weit gefehlt. Erster Beigeordneter Holger Heuser: „Als wir die Zahlen gehört haben, haben wir uns zunächst einmal gefragt, ob eine Sanierung überhaupt noch möglich ist.“ Die gute Nachricht: Die bauliche Grundsubstanz lasse das zu.

Zum Vorschlag der Verwaltung, direkt Nägel mit Köpfen zu machen und für die Sanierung zu stimmen, mochten sich CDU und FDP nicht durchringen. Grund: Zu komplex das Zahlenwerk, zu kurzfristig da erst in dieser Woche den Fraktionen vorgelegt. Dem Antrag, noch eine Sondersitzung einzuziehen, wurde gefolgt. Im August hat dann der Stadtrat das letzte Wort.

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