Kommentar Der falsche Weg

RHEIN-SIEG-KREIS · Es gibt ein System, das sich seit Jahren bewährt. In integrativen Kindergärten leben Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam ihren Alltag.

Ob jemand im Rollstuhl sitzt, das Downsyndrom hat oder verhaltensauffällig ist, ist den Mädchen und Jungen ebenso egal wie ihre Haar-, Augen- oder Hautfarbe. Sie spielen einfach miteinander - und leben damit das, was der Landschaftsverband Rheinland mit seinem neuen Fördersystem für Kinder mit Behinderung in Kitas erreichen möchte.

Der Grundgedanke des LVR ist gut, aber er schlägt den falschen Weg ein. Warum nimmt er diejenigen, die Integration seit Jahrzehnten leben, nicht mit? Warum macht er sich in ihren Einrichtungen nicht selbst ein Bild? Stattdessen stößt er sie vor den Kopf, indem er bewährte Konzepte wie die Einbindung von Therapeuten in den Kindergartenalltag durch die neu gestaltete Finanzierung aushebelt.

Dass künftig die Krankenkassen für Therapeuten zahlen sollen, kritisiert niemand. Wohl aber, dass darüber das bewährte Prozedere der Finanzierung verloren geht.

Da bleiben viele Fragen offen. Auch diese: Ob die Regelkindergärten ausreichend auf die Betreuung von Kindern mit Förderbedarf vorbereitet sind, ist zumindest anzuzweifeln.

Daher ist es nur zu begrüßen, wenn der LVR sich nun selbst mehr Zeit gibt - Zeit, in der er auch sein neues System noch einmal überdenken könnte. Am besten mit den Betroffenen.

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