Interview "Der Kontakt passiert auf Augenhöhe"

Bad Honnef · Namhafte Künstler wie Markus Lüpertz haben bereits in der Vergangenheit für die Sommer-Kunst-Akademie zur Verfügung gestanden. Das ist auch diesmal wieder so. Am Dienstag fällt der Startschuss. Mit Renate M. Goretzki, der Referentin für Kunst und Kultur des KSI, sprach Roswitha Oschmann.

 "Die Teilnehmer schätzen das gemeinsame Schaffen, das Zusammensitzen mit den Dozenten danach, diesen intensiven Austausch, die Diskussionen", sagt Renate M. Goretzki.

"Die Teilnehmer schätzen das gemeinsame Schaffen, das Zusammensitzen mit den Dozenten danach, diesen intensiven Austausch, die Diskussionen", sagt Renate M. Goretzki.

Foto: Oschmann

Sechs Tage lang mit namhaften Künstlern unter einem Dach leben, mit ihnen arbeiten, von ihnen lernen, sich mit ihnen auseinandersetzen - das bietet das Katholisch-Soziale Institut (KSI) auch in diesem Jahr unter dem Motto "Kunst und Kultur".

Worin liegt der Reiz der Akademie, Kunstinteressierte, die mehr oder weniger Laien sind, mit Meistern ihres Faches zusammenzubringen?
Renate M. Goretzki: Dieser Kontakt hier passiert auf Augenhöhe. Es ist mir ein großes Anliegen und mein persönliches Glück, wenn sich Interessierte hierarchiefrei über Kunst austauschen können. Die Teilnehmer stehen im Austausch mit dem Dozenten, und dies oft noch über diese Woche im KSI hinaus. So kommuniziert zum Beispiel Harald Naegeli mit seinen Akademie-Schülern per E-Mail, er hat sie schon in sein Atelier eingeladen. Es bilden sich zwischen den Teilnehmern Freundschaften, es entstehen Netzwerke. Leute, die sich hier kennengelernt haben, organisierten später bereits gemeinsame Ausstellungen.

Kurse für Maler, Bildhauer oder für Autoren gibt es viele - aber sie bleiben in der Regel in ihrer Sparte unter sich.
Goretzki: Wir haben hier Bildende und Darstellende Kunst sowie Literatur unter einem Dach und pflegen so den Crossover-Gedanken, nehmen das Interdisziplinäre stärker in den Blick. Wir setzen unter dem Oberbegriff "Touch" auf den Einfluss, die Vernetzung und die Inspiration durch andere Künste. So findet auch künstlerische Weiterentwicklung statt, das Verständnis, was Kunst überhaupt ist, wird geweckt. Dieser Gedanke setzt sich auch im Begleitprogramm an den Abenden fort. Der Künstler als politisch denkender Mensch wird gefördert.

Welche Höhepunkte gibt es an den Abenden?
Goretzki: Zum Beispiel wird Kunsthistoriker Justinus Maria Calleen über den Maler, Zeichner und Grafiker Georg Meistermann sprechen. Der Titel: "Ohne die Freiheit des Geistes ist die Kunst weder machbar, denkbar, noch erfahrbar. Die Interdisziplinarität im Leben und Werk von Georg Meistermann." Calleen ist der Enkel des Malers und verwaltet seinen Nachlass. Oder: Am Mittwoch findet ein Mitsingkonzert mit Markus Stockhausen unter dem Motto "Singen und Stille" statt. Durch seine intuitive Musik will Stockhausen den Menschen in innere Harmonie bringen, etwas in ihm zum Klingen bringen. Auch Nichtteilnehmer der Akademie können an den Abendveranstaltungen teilnehmen. Und wer sich jetzt ärgert, die Anmeldung für die Sommer-Akademie verpasst zu haben, kann mich anrufen. Vielleicht bekommen wir, quasi in letzter Minute, noch eine Aufnahme in einen Kursus hin.

Was schätzen die Teilnehmer besonders an der Akademie?
Goretzki: Das gemeinsame Schaffen, das Zusammensitzen mit den Dozenten danach, diesen intensiven Austausch, die Diskussionen. Es ist ein spannendes Projekt, bei dem durch Künstler mit Renommee Kunst ganz anders vermittelt wird. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, etwas zu lernen und daran zu wachsen. Es gibt sonst kaum eine Möglichkeit, mit solchen Persönlichkeiten so intensiv in Kontakt zu kommen. Sie erzählen aus ihrem Leben. Es herrscht eine einmalige Atmosphäre. Kunst bietet Orientierungshilfe im Leben und einen Kompass bei der Auseinandersetzung mit sich selbst. Am Samstagabend besteht dann für Teilnehmer und Besucher die Möglichkeit, in den Ateliers in Anwesenheit der lehrenden Künstler Arbeiten aus allen Bereichen zu besichtigen und zu feiern.

Welche Berühmtheiten sind dabei?
Goretzki: Da stellt sich die Frage, was ist berühmt. Wir haben zehn Dozenten, sie alle haben eine beeindruckende Vita, sie sind international bekannt. Ich nenne nur zwei Beispiele. Milan Sládek, der Professor für Pantomime, ist wieder dabei, der eine bemerkenswerte Lebensgeschichte hat. Franziskus Wendels, der mit seinen Schülern dem "Klang der Bilder" nachgehen wird, erhält im August in der ehemaligen Abtei Prüm den Kaiser-Lothar-Preis.

Kontakt: Katholisch-Soziales Institut, Telefon: 0 22 24/95 50.

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