Historische Zeitschrift Aus der Historie des Pax-Heims in Unkel

Unkel · Auf großes Interesse stieß die Vorstellung des 29. Unkeler Geschichtsbotens „Der Wittgenstein’sche Hof und seine Nachfolgebauten bis zum heutigen Pax-Heim“.

 Stellen den neuen Geschichtsboten vor (v.l.): Wilfried Meitzner, Piet Bovy und Werner Geißler.

Stellen den neuen Geschichtsboten vor (v.l.): Wilfried Meitzner, Piet Bovy und Werner Geißler.

Foto: Horst-Dieter Küsters

„Nach sechs Jahren Forschung unseres Vorsitzenden Piet Bovy widmen wir uns in dieser Reihe erstmals speziell einem Gebäude unserer Stadt, das für Unkel von großer historischer Bedeutung ist“, sagte Archivar Wilfried Meitzner am Original-Schauplatz im großen Speisesaal des Hauses. Zuvor hatte der zweite Vorsitzende, Werner Geißler, die Gäste begrüßt, darunter auch den Geschäftsführer der Pax-Gesellschaft, Fabrizio Capobianco.

„Im Herbst 2013 gab der frühere Stadtarchivar Rudolf Vollmer mir den Brief des Unkeler Winzers Wilhelm Winnen“, erinnerte sich Bovy an die Initialzündung für seine Forschungen. „Den hatte dieser Mitte des 19. Jahrhunderts ohne genaue Adresse seinem Dienstherrn, Hubert Seydlitz, Wohlgeboren in Maastricht, geschrieben. Dieser Name war mir in meiner Heimatstadt völlig unbekannt und ich begann nachzuforschen.“ Bovys Arbeit war zunächst auf Personen ausgerichtet, bis ihn der bis dahin in der Forschung noch gänzlich unbekannte Seydlitz zu dessen Schwiegervater, dem Kölner Unternehmer Paul Heinrich Merkens, führte. Dieser wiederum war der Schwiegersohn des Kölner Bürgermeisters Johann Jakob von Wittgenstein, dem als ersten mit Sicherheit seit 1794 das Ursprungsgebäude des Pax-Heims an der Rheinpromenade zugeschrieben werden kann.

„Schon auf der Federzeichnung der Unkeler Rheinfront von Wenzel Hollar aus dem Jahr 1637 ist ein langgestrecktes Gebäude zu sehen, das damals noch hinter der Stadtmauer lag“, so der Autor. Im ersten Teil des Geschichtsbotens widmet er sich der bauhistorischen Entwicklung des gesamten Anwesens. Zu dem zählten neben dem landwirtschaftlich genutzten Langhaus mit Kammern für das Gesinde und dem früheren Querflügel neben dem ehemaligen Wineckenhaus unter anderem ein hochwassersicheres Gebäude an der Kirchstraße für die Herrschaften. „Auf dem Rheinpanorama von Roidkin aus dem Jahr 1733 ist das Haus deutlich höher, hat viele Fenster zum Fluss hin und besitzt Dachgauben“, berichtete Bovy.

Landgut und Arztpraxis

Auch auf die Besitzer geht Bovy ein. Seiner Ansicht nach hat Wittgenstein das Gebäude nicht gekauft. In den Besitz dessen Familie gekommen sei es vielmehr durch seine Heirat mit der verwitweten Theresia De Haes. „Diese vermachte es nicht dem gemeinsamen Sohn Heinrich, sondern 1835 ihrer Tochter aus erster Ehe, Elisabeth von Coels, die als 16-Jährige von ihrem Hilfslehrer, dem protestantischen Peter Heinrich Merkens, aus Köln entführt und im preußischen Altena geheiratet worden war“, so der Autor. Diese habe es ihrer Tochter Johanna Merkens vermacht, der Ehefrau von Hubert Seydlitz. Nach deren Tod sei es in den Besitz der Tochter Sibylla gekommen, die mit dem Unkeler Arzt Matthias Kirchartz verheiratet war. Mit dem Verkauf an die Pax-Gesellschaft 1909, zwei Jahre nach dem Tod des Arztes, endet die Vererbung des Wittgenstein‘schen Landgutes über die weibliche Linie.

Ausführlich wird der Wandel vom Wittgenstein’schen Sommersitz über ein landwirtschaftliches Gut zur Arztpraxis bis zum Pax-Gästehaus beschrieben. Dabei erfährt der Leser in dem reich bebilderten Geschichtsboten auch Wissenswertes über Unternehmerfamilien vom 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts.

Info: Erhältlich ist der 29. Geschichtsbote zum Preis von fünf Euro im Geschäft von Stefan Florian-Schädlich, Frankfurter Straße 25, und im Vorteil-Center.

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