Clemens Bittlinger inBad Honnef Der "Quotenkönig der Kanzel"

BAD HONNEF · Die "Perlen des Glaubens" hatte Clemens Bittlinger in der Erlöserkirche bereits vor zwei Jahren "poliert". Nun trat er erneut hier auf - diesmal mit seinem Programm "Bilder der Passion".

 Mit Gesang und Gitarre gestaltete Clemens Bittlinger den ganz besonderen Gottesdienst in Bad Honnef.

Mit Gesang und Gitarre gestaltete Clemens Bittlinger den ganz besonderen Gottesdienst in Bad Honnef.

Foto: Frank Homann

Und wie groß seine Fangemeinde auch in Bad Honnef ist, bewies eine restlos besetzte Kirche, in der sich das Publikum am Schluss zum Applaudieren erhob, um dem "Quotenkönig der Kanzel", wie die Boulevardpresse den erfolgreichen Liedermacher taufte, zu huldigen.

In der Kirche brannten nur die Kerzen am Altar, durch die bunten Kirchenfenster drang das Licht des frühen Abends. Auf einer Leinwand wurden zur Passion passende Bilder gezeigt und Liedtexte. Denn Mitsingen war ausdrücklich erwünscht.

"Hosanna - wir sollten es auch mal im Kanon probieren. Die Frauen fangen an, wir Männer hinken demutsvoll hinterher", scherzte der evangelische Pfarrer, der Bestseller schreibt, rund hundert Konzerte im Jahr gibt, 25 CDs veröffentlichte und den Glauben musikalisch verkündet.

Mit verschiedenen Programmen wie "Perlen des Glaubens" oder eben ganz aktuell mit "Bilder der Passion". Zusammen mit Keyboarder David Plüss, mit dem er bereits seit 33 Jahren auf der Bühne steht, und Bettina Alms als Sängerin, Flötistin und Violinistin gestaltete Bittlinger diesen ganz besonderen Gottesdienst, in dem er die biblische Geschichte darstellte und auch aktuelle Bezüge herstellte.

"Also, dieser Jesus, ich bin total begeistert von ihm. Reitet auf einem Esel nach Jerusalem ein. Zu Tausenden haben wir am Straßenrand gestanden", sagte er über den Palmsonntag. Mit Texten und Liedern beschrieb er den Leidensweg Christi. Clemens Bittlinger sang: "Geld regiert die Welt, wir sind jetzt schon eingekauft ...", nahm Bezug auf Bankensystem und Börse und meinte kritisch: "Banken sind die Kathedralen. Geld regiert die Welt, wir haben nie genug."

Das letzte Abendmahl, die Fußwaschung, Jesu Gefangennahme. Dramatische Melodien. "Allein, wir sind allein, die Kreuzwege des Lebens gehen wir allein", sagte Bittlinger. Und er fragte die Konzertgemeinde: "Singt Ihr mit?" Es erklang die Melodie des Trauerchorals "So nimm denn meine Hände und führe mich".

Immer um diese Zeit, wenn er mit seinem Passionsprogramm unterwegs sei, spiele die Welt verrückt. "Am 11. März jährte sich zum fünften Mal der Amoklauf von Winnenden, am 11. März 2011 ereignete sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima. "Und heute tobt der Krieg in Afrika, und der Diktator in Syrien lässt seine Kinder verhungern. Wir schauen sorgenvoll auf die Krim. Herr erbarme dich. Menschen quälen andere Menschen ... Mensch, du bist ein Ungeheuer."

Angst, Trauer, Wut, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit - all das sei Golgatha. "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", so habe Jesus im Angesicht seines Todes gebetet. Clemens Bittliner: "Vergebung ist der Schlüssel zum Leben, ohne Vergebung können wir nicht leben, können Völkergemeinschaften nicht miteinander auskommen." Beim Empfang im Gemeindehaus im Anschluss lieferten Bittlingers Feststellungen ausreichend Gesprächsstoff.

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