Sommer:Ferien im Siebengebirge Der Urlaub muss noch warten

SIEBENGEBIRGE · Während ihre Schüler längst faulenzen dürfen, haben die Lehrer in der Jugenddorf-Christophorusschule noch alle Hände voll zu tun: Inventur, aufräumen und Stundenpläne schreiben. Sie bereiten zurzeit das nächste Schuljahr vor.

 Nur kleidungstechnisch auf Ferien eingestellt (v.l.): Michael Krause, Andreas Breitenstein, Silke Josten und Wilhelm Meyer bei der Arbeit.

Nur kleidungstechnisch auf Ferien eingestellt (v.l.): Michael Krause, Andreas Breitenstein, Silke Josten und Wilhelm Meyer bei der Arbeit.

Foto: Frank Homann

Michael Krause trägt Shorts und T-Shirt. So haben die Schüler ihren Mathematik- und Physiklehrer an der Jugenddorf-Christophorusschule (CJD) vermutlich noch nie gesehen. Ferien eben. Ferien? Krause ist keineswegs unterwegs zum Strand, sondern sitzt in der Schule am Computer. Und arbeitet. Denn Sommerferien bedeuten für die Pädagogen keineswegs sechs Wochen Urlaub. „Höchstens vier Wochen“, sagt er.

Seit Beginn der Ferien sitzt er mit seiner Kollegin Silke Josten daran, den Stundenplan für das kommende Schuljahr aufzustellen. Das heißt: 100 Kollegen und 1500 Schüler unter einen Hut bekommen. Vorausgesetzt, das Programm stürzt nicht wieder ab. Überhaupt ist der Lehrerparkplatz am Ende der ersten Ferienwoche gut gefüllt. „Ich würde sagen, wir haben in etwa so viel Urlaub wie alle Beamten“, sagt Astrid Karres, die am CJD Deutsch und Religion unterrichtet. Und erklärt. „Oster- und Herbstferien sind keine Ferien.“ Da müssten Klausuren und andere Schülerarbeiten korrigiert werden. Das könne sich eigentlich niemand vorstellen, der nicht einen Lehrer im Bekannten- oder Verwandtenkreis habe.

Silke Josten ist an diesem Tag damit beschäftigt, das Jahresprogramm fertigzustellen, das alle Schüler nach den Ferien erhalten und das das vergangene Schuljahr Revue passieren lässt. „Vor allem muss ich die Kollegen animieren, dass sie mir ihre Texte schicken“, sagt sie und schmunzelt. In der Chemie läuft unterdessen die Inventur. Gleiches gilt für Biologie, Physik und die Bücherei.

Jeder räumt sein Klassenzimmer auf

Überhaupt wird viel geräumt. Da im CJD die Lehrer feste Klassenzimmer haben und die Schüler von Raum zu Raum ziehen, müssen die Lehrer aufräumen. Auch das Lehrerzimmer muss auf Vordermann gebracht werden. Noch stapeln sich überall Unterlagen, vieles, was in der Hektik des Schulalltags liegengeblieben ist, muss nun bearbeitet, ergänzt und abgeheftet werden. Und die Schulleitung, so Karres, die für die Lehrer bei Fragen immer zu erreichen ist, stellt die neuen Kollegen ein.

Nicht alle Kollegen kommen in die Schule, „manche arbeiten von zu Hause“. Zum Beispiel an der Unterrichtsvorbereitung für das kommende Schuljahr. Und nicht nur Schüler diskutieren in den Ferien darüber, welche neuen Lehrer sie im kommenden Schuljahr haben. Auch die Lehrer, weiß Karres, informieren sich schon einmal über ihre neuen Schüler. Erstellt werden auch Vertretungs-, Klausur- und Arbeiten-Pläne. „Wir versuchen es zu vermeiden, dass die Schüler mehr als zwei Klassenarbeiten pro Woche schreiben“, erläutert Karres.

Auch müssen sie um besondere Veranstaltungen wie Projekt- und Praktikumswochen herumgelegt werden. Wirklich verwaist ist der Schulcampus nur in der Mitte der Sommerferien. In der letzten Woche geht die Arbeit wieder los, an den letzten Tagen vor Unterrichtsbeginn finden die Fachkonferenzen statt.

Spezielle Computerprogramme erleichtern die Planung

Bis dahin muss Krause fertig sein, der immer noch über seiner „Mission Impossible“, wie er es nennt, brütet. Früher wurden Stundenpläne an großen Tafeln mit Hilfe kleiner Klötze erstellt, heute gibt es spezielle Computerprogramme. Allerdings: „Wir versuchen, Rücksicht auf die Wünsche der Kollegen zu nehmen“, sagt Krause. Beispielsweise, wenn jemand kleine Kinder hat und diese von der Schule abholen muss.

200 bis 300 Stunden wird er vermutlich am Ende mit der Planung für den Schulalltag von Gymnasium und Realschule zugebracht haben, ebenso wie seine Kollegin. „Aber wir können nicht alle Wünsche erfüllen“, sagt er. Manchmal müsse man auch noch mal eine Nacht drüber schlafen.

„Und irgendwann ist dann Schluss, dann heißt es: Augen zu und durch.“ Mancher Kollege habe dann einen sehr unschönen Stundenplan, „aber über die Jahre gleicht sich das aus“, glaubt Michael Krause. Anschließend werden die Pläne versandt. Dann setzt er auf die „Schwarmintelligenz, die Intelligenz der Masse. Die finden dann schon die Fehler“.

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