Nachwuchs kämpft um den Titel Deutsche Physikmeisterschaft in Bad Honnef

BAD HONNEF · 14- bis 19-jährige Cracks aus ganz Deutschland haben im Physikzentrum knifflige Aufgaben gelöst und die Besten ermittelt. Die bilden die deutsche Nationalmannschaft beim Weltcup in Warschau.

 Im Hörsaal: Manche harte Nuss knacken die Teilnehmer.

Im Hörsaal: Manche harte Nuss knacken die Teilnehmer.

Foto: Frank Homann

Wie bringt man eine Luftblase in einem Wassergefäß dazu abzusinken, statt aufzusteigen? Ist es zu schaffen, dass bei zwei Gewichten, die an den Enden einer Schnur hängen, das leichtere sein schwereres Gegenüber auf gleicher Höhe „festhält“? Und wie würde es aussehen, wenn man dieses Experiment auf dem Mond durchführt? Mit solchen Fragen beschäftigten sich Nachwuchswissenschaftler am Wochenende im Physikzentrum in Bad Honnef.

77 Physik-Cracks im Alter zwischen 14 und 19 Jahren aus ganz Deutschland hatten sich über Regionalrunden für das Finale des „German Young Physicists' Tournament 2019“ qualifiziert, die Deutsche Physikmeisterschaft für Schüler, die von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) organisiert und durchgeführt wird.

Nur eine Teilnehmerin aus Nordrhein-Westfalen

Nun ging es nicht nur darum, einen der begehrten ersten, zweiten oder dritten Preise zu ergattern, sondern auch, sich für das sogenannte „Workshopteam“ zu qualifizieren. Aus seinen zehn Mitgliedern formiert sich später die fünfköpfige Nationalmannschaft, die Deutschland beim Physik-Weltcup im Juli in Warschau vertreten wird. Antonia Westphal vom Humboldt-Gymnasium in Solingen war die einzige Teilnehmerin aus Nordrhein-Westfalen, die den Sprung in die Auswahlmannschaft schaffte.

Beim Finalwettkampf galt es, in Dreier-Teams eine von insgesamt 17 physikalischen Nüssen zu knacken. Die Aufgaben waren offen formuliert und ließen sich auf unterschiedlichen Niveaus angehen. „Man kann sie mit Schulkenntnissen beantworten, aber auch eine Doktorarbeit draus machen“, sagte Jurymitglied Simeon Völkel.

Im Anschluss wurden nicht nur die Ergebnisse präsentiert, eine gegnerische Mannschaft versuchte auch, Schwachstellen in der Argumentation zu finden. Alle Teams führten danach eine kurze wissenschaftliche Debatte. Die Jury aus Wissenschaftlern bewertete letztlich nicht nur Fachwissen, sondern auch Fairness und Teamgeist.

Wissenschaftlicher Diskurs auf hohem Niveau

„Die Schüler sollen zeigen: Wir haben Physik verstanden“, so Völkel. Es sei durchaus bemerkenswert, was die jungen Leute leisten: „Das Niveau reicht durchaus bis zum Bachelor-Studenten.“ Sogar die eine oder andere wissenschaftliche Publikation ist aus Wettbewerbsbeiträgen entstanden.

Saskia Drechsel vom Glückauf-Gymnasium in Dippoldiswalde bei Dresden ist eine, die Physik verstanden hat: Die 16-Jährige sicherte sich mit ihrem Team „Coefficient of Confusion“ nicht nur die Goldmedaille, sondern auch den Sprung in die Auswahlmannschaft – und das nicht zum ersten Mal. 2018 hat sie bereits die deutschen Nationalfarben beim Weltcup in Peking vertreten. Dem deutschen Team gelang dabei als einzigem nichtasiatischen der Einzug ins Finale und mit Platz drei sogar der Sprung auf das Treppchen.

„Mir hat der Physik-Unterricht in der Schule von Anfang an immer viel Spaß gemacht, vor allem das Experimentieren“, erzählte Saskia, die sich generell für Naturwissenschaften interessiert. Wieso sich viele Mädchen gerade mit Physik nur schwer anfreunden können, kann sie sich nicht erklären. Auch in der Finalrunde der Deutschen Physikmeisterschaft betrug der weibliche Anteil nur 30,8 Prozent.

Lehrer wecken Begeisterung - oder eben nicht

Ob junge Leute – ganz gleich ob Mädchen oder Jungen – sich für Physik begeistern können, hängt nach Ansicht von Rudolf Lehn von mehreren Faktoren ab: „Zum einen sollte natürlich eine gewisse Grundintelligenz für mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer vorhanden sein, aber auch ein Interesse aus dem Freundes- und Familienkreis heraus ist wichtig“, sagte der Pädagoge, der auch Gründer des Schülerforschungszentrums Südwürttemberg und „Vater“ des Bundeswettbewerbs ist.

Das A und O allerdings seien Lehrer, denen es gelinge, Begeisterung zu wecken, denen es nichts ausmacht, wenn Schüler mehr wissen als sie selbst, und die, wenn sie einmal keine Antwort wissen, sagen: „Das finden wir gemeinsam heraus.“

Neben Saskia Drechsel wurden am Wochenende Berin Becic (17) und Frederik Gareis (18) vom Frankenwald-Gymnasium in Kronach deutsche Physikmeister.

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