Integration in Bad Honnef Deutschkurse speziell für Frauen

Bad Honnef · Vor 15 Jahren fand in Bad Honnef der erste Deutschkursus für Frauen mit ausländischer Muttersprache statt. Das wurde jetzt gefeiert.

 Eine Torte zum Geburtstag: Organisatoren und Teilnehmerinnen trafen sich im Bad Honnefer Rathaus zur Feierstunde.

Eine Torte zum Geburtstag: Organisatoren und Teilnehmerinnen trafen sich im Bad Honnefer Rathaus zur Feierstunde.

Foto: Frank Homann

„Sprache ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, ja sogar der Schlüssel für eine gelungene Integration“, sagte Cigdem Bern, Erste Beigeordnete Bad Honnefs. Ihre Aussage kam nicht von ungefähr: Zahlreiche Sprachbegeisterte hatten sich im Rathaus versammelt, um im Raum 001 den 15. Geburtstag des Deutschkurses für Frauen mit ausländischer Muttersprache zu feiern. Als die Gleichstellungsbeauftragten von Bad Honnef und Königswinter, Inge Reiche und Frauke Fischer, den Kursus vor 15 Jahren in Kooperation mit dem Ausländerbeirat und der Volkshochschule (VHS) Siebengebirge ins Leben riefen, war Berns Mutter eine der ersten türkischen Frauen, die das Angebot wahrnahmen.

In ihrer Kindheit habe sie ihre Mutter regelmäßig bei Arztbesuchen begleitet – als Übersetzerin. „Das habe ich gern gemacht“, so Bern. „Aber es hat mich auch traurig gestimmt.“ Sie habe nicht gewollt, dass ihre Mutter für immer auf fremde Hilfe angewiesen war. In der internationalen Nähstube habe ihre Mutter schließlich gemeinsam mit anderen türkischen Frauen den Entschluss gefasst, besser Deutsch zu lernen. Vor diesem Hintergrund seien im Januar 2003 schließlich zwei Intensivkurse für Frauen aus der Türkei entstanden. „Am Ende flüsterte meine Mutter mir ins Ohr: 'Ich brauche dich jetzt nicht mehr' und fragte, ob mich das glücklich macht. Das tat es“, erinnerte sich Bern.

Intensivkurse für Frauen

„Das Thema Gleichstellung war damals relativ fremd“, sagte die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte Reiche. Der damalige Bürgermeister Hans-Peter Brassel, bei der Feierstunde gleichfalls unter den Gästen, habe das Projekt damals trotzdem direkt unterstützt. Bei zwei Intensivkursen sollte es nicht bleiben. Mittlerweile haben Frauen aus fast 60 Ländern – von Ägypten über Großbritannien bis nach Vietnam – an den Kursen teilgenommen. Von Anfang an mit dabei ist Deutschlehrerin Charlotte Gracher. Trotz ihrer sehr unterschiedlichen Voraussetzungen verbinde die Frauen vor allem eines, so Gracher: „Das ist der Wille, Deutsch zu lernen.“ Themen wie Herkunft, Religion, Kochen oder Kinder seien gute Anknüpfungspunkte. „Ich bin einfach da und die Frauen machen schon“, sagt sie bescheiden. Dass sie ihren Job offensichtlich sehr gut macht, zeigte sich an der Dankbarkeit der Gäste bei der Feierstunde.

Die Praxis steht im Mittelpunkt

Dazu gehörte Marwa Bahoumi-Plaetrich aus Tunesien. Obwohl sie erst seit Kurzem dabei ist, erklärte die mit einem Deutschen verheiratete Mutter stolz: „Ich spreche ein bisschen Deutsch. Das brauche ich zum Arbeiten und zur Kommunikation.“ Ein Buch liegt dem Kursus nicht zugrunde, stattdessen steht die Praxis im Mittelpunkt, indem sich Lehrer und Teilnehmerinnen inhaltlich an den Themen des Alltags orientieren. Besonders: Im Gegensatz zu vielen anderen Sprach- und Integrationskursen kann der Nachwuchs jederzeit mitgebracht werden. „Dadurch wird einigen Damen die Teilnahme an dem Deutschkursus überhaupt erst ermöglicht“, erklärt Rafaela Branzei, pädagogische Mitarbeiterin der VHS. Es sei unglaublich, wie viel Selbstbewusstsein die Teilnehmerinnen dadurch gewännen, ergänzt Gleichstellungsbeauftragte Fischer. Auch Fragen zur Integration würden hier beantwortet. Iris Schwarz, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Honnef, wünscht der Gruppe noch mindestens 15 weitere Jahre, Kontinuität und viele Sponsoren.

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