Hilfsorganisation "German Doctors" Die Gynäkologin Monika Euler arbeitet in Entwicklungsländern

KÖNIGSWINTER · Ab und zu muss Monika Euler "raus aus der Wohlstandsmedizin". Dann reist die Gynäkologin aus Bad Honnef für die Hilfsorganisation "German Doctors" in Entwicklungsländer, um dort einige Wochen lang den Ärmsten der Armen zu helfen.

 In ihrem Element: Monika Euler (r.) mit einer Frau, die gerade entbunden hat.

In ihrem Element: Monika Euler (r.) mit einer Frau, die gerade entbunden hat.

Foto: Privat

Vor kurzem ist sie von einem solchen Einsatz in einem Armenhospital auf den Philippinen zurückgekehrt. Vom Taifun "Haiyan" ist das Krankenhaus nach Eulers aktuellen Informationen allerdings nicht so dramatisch betroffen, da es sich auf einer der südlichen Inseln befindet.

Wohin genau hat Ihre Reise hingeführt?
Monika Euler: Dieses Jahr bin ich zum fünften Mal nach Buda gereist. Buda liegt in Mindanao, der großen südlichen Insel der Philippinen. Dort betreibt "German Doctors" seit 2005 ein kleines Krankenhaus, das zunächst für mangelernährte Kinder gedacht war. Schon bald kamen aber auch immer mehr Frauen, um dort zu entbinden. Da kein einheimischer Gynäkologe gefunden werden konnte, arbeiten dort jetzt ehrenamtlich deutsche Frauenärzte.

Wie sieht es dort aus?
Euler: Buda liegt quasi im Nirgendwo auf 1000 Metern Höhe. Es gibt dort nur Hütten, ein paar Häuser und nur eine zweispurige Straße mit vielen Löchern. Die Menschen dort haben nichts. Frauen, die zu uns kommen, laufen stundenlang zu Fuß, reiten auf einem Esel dorthin oder sitzen hinten auf einem klapprigen Motorrad. Es ist abenteuerlich.

Wie ist die Abteilung ausgestattet?
Euler: Es gibt ein Labor, ein Ultraschallgerät, einen Gynäkologenstuhl und einen Kreißsaal, der so aussieht wie in Deutschland vor 50 Jahren. Einen Wehenschreiber haben wir nicht, die Herztöne werden nach den Wehen abgehört. Wir haben keine Möglichkeit, Blutkonserven zu geben oder einen Kaiserschnitt zu machen.

Und was passiert im Notfall, wenn etwa bei der Geburt unvorhergesehene Komplikationen auftreten?
Euler: Dann müssen wir die Frauen in ein anderes Krankenhaus transportieren. Einen Krankenwagen gibt es aber nicht, sondern nur einen Bus, in den hinten eine Matratze reingelegt wird. Die Fahrzeit dauert dann zwei bis drei Stunden - dann kann es manchmal aber schon zu spät sein.

Und die Frauen haben sicher auch kein Geld für einen teuren Eingriff, oder?
Euler: Wer dort einen Kaiserschnitt braucht, muss selbst bezahlen. Und wer kein Geld hat, hat Pech. Die "German Doctors" kooperieren aber mit einem Krankenhaus und die Kosten werden dann übernommen.

Wird das geburtshilfliche Angebot in Buda gut angenommen?
Euler: Die Bereitschaft, für die Geburt in ein Krankenhaus zu gehen, nimmt zu. Wir haben vor sechs Jahren mit 157 Geburten angefangen und sind jetzt bei 600 bis 700 im Jahr. Ich habe in drei Wochen allein 43 Geburten betreut. Viele Frauen haben mehr als vier Kinder, auch zehn sind keine Seltenheit. Oft sind sie bereits mit 14 Jahren das erste Mal schwanger.

Wie hat Ihr Tag ausgesehen?
Euler: Ich habe in den drei Wochen gearbeitet und geschlafen. Da bleibt keine Zeit für anderes.

Haben Sie auch schon schlimme Erlebnisse gemacht?
Euler: Bislang hatte ich Glück und habe noch keine Mutter verloren. Ich wüsste auch nicht, ob ich damit umgehen könnte.

Was motiviert Sie an diesen Auslandseinsätzen?
Euler: Mir macht es viel Spaß. Die Menschen, so arm sie auch sind, haben oft eine Freude in ihren Augen, die ich in Deutschland viel zu selten finde. Jedes Mal nach einem Einsatz denke ich mir, wie froh, dankbar und zufrieden ich mit meinem Leben doch sein sollte.

Zur Person

Monika Euler, 52 Jahre alt, ist promovierte Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und arbeitet als Oberärztin am Bad Honnefer Cura Krankenhaus. Dort ist sie mit einer Unterbrechung von zwei Jahren seit 1993 tätig. Monika Euler ist seit 16 Jahren verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 15 und 16 Jahren. In ihrer Freizeit joggt und wandert sie gerne.

"German Doctors"

"German Doctors" ist eine international tätige Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Bonn. Die Organisation entsendet unentgeltlich arbeitende Ärzte in Projekte auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch, Sierra Leone, Kenia und Nicaragua. Seit 1983 hat "German Doctors" mehr als 6000 Einsätze mit mehr als 2800 Ärzten durchgeführt. www.german-doctors.de.

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