Buchholzer Moor Die Königslibelle kehrt zurück

Siebengebirge · Im Buchholzer Moor im Landkreis Neuwied sind dank jahrelanger Biotoppflege wieder zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen beheimatet.

 Axel Schmidt (l.) und Günther Hahn (r.) präsentieren die Fortschritte im Buchholzer Moor.

Axel Schmidt (l.) und Günther Hahn (r.) präsentieren die Fortschritte im Buchholzer Moor.

Die Libelle macht es Axel Schmidt nicht leicht. Mit einem großen Kescher in der Hand stakst er vorsichtig über die Wiese, das große Insekt immer im Blick. „Eine Königslibelle“, sagt er, und es schwingt ein bisschen Bewunderung in seiner Stimme mit.

Schmidt ist Referent für Biotop- und Naturschutz bei der rheinland-pfälzischen Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) Nord. Vor allem aber ist er Naturliebhaber. Und als solcher freut ihn die Erfolgsgeschichte, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten im Buchholzer Moor geschrieben wurde, ganz besonders.

Insgesamt 67 Hektar groß ist das Naturschutzgebiet, das seit 2007 offiziell den Namen „Buchholzer Moor mit Lökestein und Sauerwieser Heide“ trägt. Es zählt zu den letzten, zugleich größten zusammenhängenden Heidegebieten im vorderen Westerwald, liegt westlich von Buchholz im Landkreis Neuwied und grenzt bei Eudenbach unmittelbar an das Naturschutzgebiet Komper Heide und an den Rhein-Sieg-Kreis an.

Die Bezeichnung „Moor“ könnte dabei leicht in die Irre führen: Das Buchholzer Moor ist eine atlantische Feuchtheide, gekennzeichnet durch feuchte Sommer und milde Winter, und bietet zwar wenigen, dafür aber sehr charakteristischen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum, darunter seltene Torfmoose und Pilze in einem für Rheinland-Pfalz einzigartigen Vorkommen.

Das war nicht immer so. „Nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte man Baumaterial“, sagt Schmidt. „Der Mensch griff in die alte Kulturlandschaft ein, was teils drastische Folgen für Flora und Fauna hatte.“ Das änderte sich erst Mitte der 1990er Jahre. Eine Fläche von etwa einem halben Hektar war da von der ursprünglichen Landschaft noch übrig. Auf dem übrigen Gebiet hatte sich Fichten- und Kiefernwald ausgebreitet, Springkraut und Adlerfarn wucherten an vielen Stellen.

Der Landkreis Neuwied, der SGD Nord, die Ortsgemeinde Buchholz und der Verein Arbeitskreis Natur- und Umweltschutz Asbacher Land (Anual) vereinbarten damals Biotoppflegemaßnahmen, berichtet Günter Hahn, der heute als Biotopbetreuer im Auftrag des Landes in dem Naturschutzgebiet arbeitet. Unterstützt werden die Arbeiten unter anderem vom Land Rheinland-Pfalz, das etwa 2015 8000 Euro beisteuerte. Finanziert und organisiert werden die Pflegemaßnahmen von der SGD Nord.

Vor allem aber sind es die ehrenamtlichen Helfer, die im Buchholzer Moor die Ärmel hochkrempeln und zum Spaten greifen. „50 bis 60 Leute waren hier zeitweise im Einsatz“, erinnert sich Robert Klein, Vorsitzender des Anual. „Heute sind es immer noch 25 bis 30 Helfer, die auf rund 600 Arbeitsstunden im Jahr kommen.“

Von Hand rücken sie Springkraut und Adlerfarn zu Leibe, graben den Birkennachwuchs aus, befreien zugewachsene Gewässer, entfernen durchwurzelte Erdoberflächen – plaggen, wie es in der Fachsprache heißt – um etwa der rosa blühenden Glockenheide wieder Platz zu schaffen. Und auch ein Schäfer beweidet seit rund drei Jahren regelmäßig mit seiner Herde die Flächen im Buchholzer Moor.

Das Ergebnis, das Schmidt, Hahn und Klein vor Kurzem auch Ulrich Kleemann, Präsident der SGD Nord vorstellten, ist im Wortsinn vorzeigbar: Statt einem halben sind es heute wieder rund neun Hektar Heidefläche. Gelbe Moorlilien, Glockenheide und der tiefblaue Lungenenzian blühen wieder im Buchholzer Moor, seltene Libellen- und Schmetterlingsarten wie Blaupfeil, Mosaikjungfer und das kleine Nachtpfauenauge haben sich angesiedelt. Und natürlich die Königslibelle, die sich Axel Schmidt an diesem Tage so gerne aus der Nähe angeschaut hätte. „Das Buchholzer Moor hat sich prächtig entwickelt“, sagt er. „Aber es gibt noch viel zu tun.“

Biotopverbund "Chance 7"

Das Naturschutzgebiet Buchholzer Moor liegt an der Landesgrenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und gehört, wie die benachbarte Komper Heide, zu den Projekten des rechtsrheinischen Naturschutzprogramms „Chance 7“. Moor und Heide sollen in den nächsten Jahren zu einem Biotopverbund werden. Die Renaturierung des Buchholzer Moors, das eine große Artenvielfalt aufweist, wird auf rheinland-pfälzischer Seite bereits seit 15 Jahren betrieben. Es liegt im Gebiet der Ortsgemeinde Buchholz im nördlichsten Teil des Landkreises Neuwied, nah am Segelfluggelände Eudenbach.

Für „Chance 7“ haben Bund, Land NRW, der Rhein-Sieg-Kreis und die beteiligten Kommunen mehr als sieben Millionen Euro für die kommenden Jahre zur Verfügung gestellt. Kooperationspartner ist der Landesbetrieb Wald und Holz.

Ein Moor, das keines ist

Das Buchholzer Moor ist eines der letzten Heidegebiete im vorderen Westerwald. Es umfasst 67 Hektar und besteht offiziell seit 2007 unter dem Titel „Buchholzer Moor mit Lökestein und Sauerwieser Heide“. Hier finden sich noch die seltene Glockenheide und der Lungenenzian.

Die inzwischen wieder aufgearbeiteten Reste der ursprünglich verbreiteten Heidelandschaft gruppieren sich um den Lökestein. Der mächtige Felsblock aus Devonquarzit ist ein Naturdenkmal und alter Grenzstein auf der Gemarkung der Gemeinde Buchholz am Rande der Musser Heide (Flugplatz Eudenbach), etwa 200 Meter nördlich der L 274 zwischen Eudenbach und Buchholz. Ein etwa anderthalb Kilometer langer Rundweg führt durch die Heide und zum Lökestein.

Mehr Infos zum Buchholzer Moor auf www.luwg.rlp.de/Service

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