Feuerschlösschen Bad Honnef Die reine Spielfreude mit "Old Blind Dogs"

BAD HONNEF · Was für ein Konzert. Als die Musiker schließlich völlig erschöpft in den Backstagebereich verschwanden, gab es einen der lautesten Beifallsstürme, die das Feuerschlösschen je gehört haben dürfte - von einer der größten Zuschauerscharen, die das alte Gemäuer je beherbergt haben dürfte.

 Schotten rocken das Feuerschlösschen: Die "Old Blind Dogs" rissen ihr Publikum zu Beifallsstürmen hin.

Schotten rocken das Feuerschlösschen: Die "Old Blind Dogs" rissen ihr Publikum zu Beifallsstürmen hin.

Foto: Melsbach

Es war brechend voll, der Saal restlos ausverkauft. Kein Wunder, wenn eine so bekannte und preisgekrönte Gruppe wie die "Old Blind Dogs" aus Schottland zu Gast ist. Ihr Auftritt in einem Wort: grandios.

Angekündigt hatten sich die vier Folker als "High Energy from Scotland", und treffender hätten sie es nicht formulieren können. Denn die "Old Blind Dogs" sind pure Kraft, vor allem live. Mit Elan und inbrünstiger Leidenschaft rissen sie ihre Zuhörer mit. Gute Laune war garantiert, samt einem ordentlichen Schuss britischen Humors.

"Wir spielen jetzt ein Lied über einen Mann, der eine Frau aus ganzem Herzen liebt, aber diese erwidert seine Liebe nicht", kündigte Geiger und Sänger Jonny Hardie das ruhige Lied "Braw Sailing" an. Und ergänzte trocken: "In Aberdeen gilt das als ein fröhlicher Gute-Laune-Song." Und in der Tat: Der Refrain brachte das Publikum zum Mitsingen.

Wunderschön auch die Coverversion von "Where Are You (Tonight I Wonder)" von Andy M. Stewart, bei dem insbesondere Sänger und Gitarrist Aaron Jones mit seiner warmen Gesangsstimme glänzen konnte. Es waren Momente, in denen man einfach die Augen schließen, die Musik genießen und träumen konnte. Ansonsten gab es dazu recht wenig Gelegenheit, denn der Großteil der Darbietung glich vielmehr einem ausgelassenen Fest. Die "Old Blind Dogs" explodierten förmlich vor Energie, Spielfreude und Temperament und heizten den Zuhörern im Feuerschlösschen vor allem in der zweiten Programmhälfte ordentlich ein. Wäre der Saal nicht so dicht bestuhl gewesen, er wäre wohl spontan zur Tanzfläche umfunktioniert worden.

Besonders hervorzuheben: die Qualität der vielen Reels und Jigs. Ob "Sky City", "Terror Time", "Desperate Fishwives" oder viele mehr, jedes dieser Instrumentalstücke war ein Highlight. Spätestens, als die Schotten zu wilden Soloeinlagen ausholten und aus dem Folkabend zwischendurch beinahe ein akustisches Rockkonzert wurde, zog die wunderbare Mixtur aus traditionell-keltischem Liedgut und flotten, modernen Anleihen auch den Letzten in ihren Bann. Vor allem Flötist und Piper Ali Hutton sowie Drummer Fraser Stone überzeugten mit ihren Soli.

Mit den "Old Blind Dogs" ist dem Verein "Folk im Feuerschlösschen" ein großer Fang ins Netz gegangen. Immer, wenn man das Gefühl bekam, sie hätten bereits das Allerletzte aus sich herausgekitzelt, überboten sich die vier Schotten um ein Weiteres. "Hoffentlich sehen wir uns schon bald alle wieder!", so das Folkquartett zum Schluss.

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