Intervie mit Wilhelm Haneke, Tisch-Tennis-Freunde Bad Honnef "Die Summe muss eine andere sein"

BAD HONNEF · Wilhelm Haneke, Vorsitzender der Tisch-Tennis-Freunde Bad Honnef, sieht den Verein durch die Gebühren bedroht.

 Findet ausschließlich in der Halle statt: Tischtennis als Wettkampfsport. Das Detailfoto entstand bei Meisterschaften auf europäischer Ebene.

Findet ausschließlich in der Halle statt: Tischtennis als Wettkampfsport. Das Detailfoto entstand bei Meisterschaften auf europäischer Ebene.

Foto: dpa

Es gibt keinen Sportverein in Bad Honnef, dem die Einführung einer Sportstättennutzungsgebühr keine Bauchschmerzen bereiten würde. Besonders hart allerdings trifft es offenbar die Tisch-Tennis-Freunde (TTF) Bad Honnef, einen mit 103 Mitgliedern recht kleinen, mit 94 Aktiven und davon gut die Hälfte Jugendlichen allerdings sehr regen Verein. Mit dem TTF-Vorsitzenden Wilhelm Haneke sprach über die aktuelle Situation des Vereines Claudia Sülzen.

Mit der Einführung der Sportstättennutzungsgebühr kommen auf die TTF Mehrkosten von jährlich gut 5600 Euro zu, das entspricht mehr als der Hälfte des Jahresetats. Karl Gert Hertel, Chef des Sportverbands Bad Honnef, sagte jüngst, das könne "letal" sein für die TTF. Wie stellt sich die Situation aus Ihrer Sicht dar?
Wilhelm Haneke: Fest steht: Die Zahl muss am Ende anders aussehen. Das können wir nicht stemmen. Wir haben erst im vergangenen Jahr die Beiträge erhöht, um 24 Euro für die Erwachsenen. Die Jugendlichen haben wir dabei extra ausgeklammert bei der Erhöhung, weil es ja gerade der Nachwuchs ist, den wir noch gezielter fördern wollen. Darum haben wir auch zwei neue Trainer verpflichtet, die speziell im Jugendbereich tätig sind. Die Beitragserhöhung hatte alleine den Sinn, die Jugendarbeit zu intensivieren.

Welche Handhabe hat der Verein, um der Situation jetzt Herr zu werden?
Haneke: Das ist die ganz große Frage. Wir haben am kommenden Montag Vorstandssitzung, und da wird es natürlich vor allem um diese Frage gehen. Die Beratung muss man abwarten. Aber es deutet sich doch schon an, dass wir erneut vorschlagen müssen, die Beiträge zu erhöhen. Wie genau das aussehen kann und vor allem, wie die Mitglieder das einschätzen und wie sie darauf reagieren, das bleibt abzuwarten.

Gibt es schon Rückmeldungen von Mitgliedern?
Haneke: Es gibt durchaus schon Anzeichen, dass Mitglieder, auch Aktive, dem Verein den Rücken kehren könnten. Etwa dann, sagen wir mal, wenn die Beitragserhöhung überproportional ausfallen müsste, bei zehn Prozent oder mehr. Das wäre in mehrfacher Hinsicht schlimm. Zum einen würden unsere Mannschaften geschwächt. Zum anderen: Je weniger Mitglieder der Verein hat, auf umso weniger Schultern muss die Mehrbelastung verteilt werden.

Gibt es andere oder zumindest zusätzliche Alternativen für den Verein, die Kosten zu reduzieren?

Haneke: Wir müssen zum Beispiel alle Hallenzeiten kritisch überprüfen. Das stellt uns naturgemäß vor weitere Probleme, etwa dann, wenn Hallenzeiten für die Meisterschaftsspiele geblockt werden müssen. Heute ist es so, dass wir, wenn keine Begegnungen stattfinden, zusätzliches Training für die Jugend anbieten. Ob das noch geht, darüber müssen wir sehr genau nachdenken. Wir müssen in jedem Fall schauen, wie wir die Zeiten reduzieren, um Geld zu sparen. Und die beiden neuen Trainerstellen stehen natürlich auch wieder auf dem Prüfstand.

Gibt es weitere Stellschrauben?
Haneke: Die gibt es schon, im Kleinen, aber so richtig verlockend ist keine davon. Nehmen Sie unsere Tischtennisplatten, die sind alle in die Jahre gekommen, von uns schon mehrfach repariert worden. Eine Platte kostet an die 600 Euro, bei mehr als 20 Platten kommt da eine ganz schöne Summe zusammen. Solche Anschaffungen müssen wir in der gegenwärtigen Situation natürlich aufschieben. Vielleicht besteht hier die Chance auf Sponsorenhilfe. Für den laufenden Vereinsbetrieb gilt das aber natürlich nicht. Und da bleiben wir, bei allen Einsparungen, sicher auf ein paar Tausend Euro sitzen.

Und die letzte Konsequenz? Ist Ihr Verein gefährdet?
Haneke: Wir werden natürlich alles tun, um das zu vermeiden. Aber ganz ehrlich: Vorstellen kann ich mir schon, dass das an die Existenz geht.

Ist die Stadtverwaltung in dieser Angelegenheit auf Sie zugekommen?
Haneke: Wir wurden in der Diskussion ja vertreten vom Sportverband Bad Honnef, und Vorsitzender Karl Gert Hertel hat das sehr gut gemacht. Und nein, die Stadtverwaltung ist nicht direkt auf uns zugekommen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt?
Haneke: Wie gesagt: Die Summe muss am Ende eine andere sein, so packen wir das einfach nicht. Und unsere eigenen Handlungsoptionen in der Sache sind halt sehr begrenzt.

ZUR PERSON

Wilhelm Haneke (42) gehört den Tisch-Tennis-Freunden (TTF) Bad Honnef seit Anfang der 90er Jahre an. Im vergangenen Jahr wurde er zum Vorsitzenden gewählt und löste damit den frisch gewählten Bürgermeister Otto Neuhoff ab, der dieses Amt 25 Jahre ausgefüllt hatte und nun nicht mehr antrat. Beruflich ist Haneke Vertriebsbereichsleiter in der Versicherungswirtschaft

DIE SPORTSTÄTTENNUTZUNGSGEBÜHR

Wie berichtet, hat der Sportausschuss jüngst in einer Sondersitzung der Einführung einer Sportstättennutzungsgebühr auch für die Vereine, sprich: die Ehrenamtler, zugestimmt. Der Grundsatzbeschluss, dass eine solche Gebühr kommen soll, war laut Verwaltung bereits 2013 gefasst, aber nie umgesetzt worden.

Stimmt auch der Stadtrat der neuen Gebühr zu, kommen auf die Sportvereine künftig drei Euro pro Stunde und Halleneinheit zu. Für Jugendliche bis 18 Jahre soll eine Ermäßigung auf 1,50 Euro greifen, die von den Vereinen zu beantragen ist. Der Sportverband Bad Honnef (svb) verschloss sich nicht grundsätzlich einer Gebühr, mahnte jedoch Reduzierungen etwa im Jugendbereich und Deckelung für besonders betroffene Vereine an.

Zudem vertrat svb-Chef Karl Gert Hertel mehrfach die Auffassung, dass die Gebühr mit Artikel 18, Absatz drei der Landesverfassung NRW nicht vereinbar sei. Darin heißt es, dass Land und Kommunen den Sport fördern müssen. Vereine wie der Allgemeine Turnverein (ATV) Selhof kündigten Protest an.

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