Ökofaire Produktionsbedingungen von Textilien "Die Welt braucht Dich" ist ihr Slogan

BAD HONNEF · Ein feines Modegeschäft. Sanfte Musik. Schaufensterpuppen sind edel gekleidet. Einige Schritte weiter ist es aus mit dem schönen Schein. Dort zeigt sich die hässliche Welt der Produktion - eine "Fabrikhalle" mit Nähmaschinen in grellem Neonlicht. Puppen in Arbeitskleidung stehen vor Jeansstoffen, die mit Schleifpapier und Steinen bearbeitet werden sollen. Die Originalgeräusche aus einem chinesischen Betrieb und Schockbilder über die Arbeitsbedingungen vertiefen den emotionalen Eindruck.

 Testlauf für den Kirchentag: Marie probt, wie es mit dem Bedrucken der T-Shirts klappt. 700 Stück hat die Honnefer Gruppe geordert.

Testlauf für den Kirchentag: Marie probt, wie es mit dem Bedrucken der T-Shirts klappt. 700 Stück hat die Honnefer Gruppe geordert.

Diese Szenerie ist auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart zu erleben. Die Projektgruppe der Evangelischen Jugend Bad Honnef wird dort einen Stand zum Thema "Fashion - ein globales Geschäft" betreiben und über die Produktionsbedingungen von Textilien informieren.

30 Jugendliche zwischen 14 und 22 Jahren fahren per Bus nach Stuttgart, übernachten auf Iso-Matten in einer Schule. Ihre beiden Pavillons, in denen sie Einblicke in die Modewelt geben, stehen an der Mercedesstraße in Stuttgart-Bad Canstatt gleich neben dem Stadion des VfB Stuttgart. Dort befindet sich das Zentrum der Jugend dieses Kirchentages. Aber Interessenten müssen nicht unbedingt an Ort und Stelle sein. Während des Kirchentages werden die Jugendlichen auch fleißig Fotos und Informationen posten.

Jetzt trafen sie mit Jugendleiter Andreas Roschlau die letzten Vorbereitungen. Sie wollen den Besuchern nicht nur die Widersprüche vor Augen halten, sondern auch mit ihnen in den Dialog treten. Dabei soll der Spaß nicht zu kurz kommen. Die Gruppe hat 700 öko-faire T-Shirts in Orange, Blau und Anthrazit geordert.

Die Besucher können unter Anleitung der Honnefer ihr eigenes T-Shirt selbst bedrucken. Eigens für den Kirchentag in Stuttgart wurde ein Motiv mit dem Globus und der Aufschrift "Die Welt braucht Dich" kreiert. Einen Testlauf machten Marie Scharfenstein und Vicky Brejza. Sie breiteten ein T-Shirt unter einem Siebdrucker aus, mit einer Rakel verteilten sie gleichmäßig die Farbe. Anschließend wurde das Hemd mit einem Föhn trockengepustet. Anschließend kam es 200 Sekunden unter ein riesiges "Bügeleisen", die Thermofixiermaschine.

Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten

Andreas Roschlau: "Dieser Stand soll Lust auf eigenes Engagement machen und Jugendliche anregen, sich mit ihrem Konsumverhalten auseinanderzusetzen. Dabei sollen sie die komplexen Zusammenhänge in einer globalisierten Welt verstehen lernen und konkrete Handlungsmöglichkeiten für eine gerechtere Welt entdecken. Mode ist neben Musik das zentrale Thema für Jugendliche und damit ein guter Ansatzpunkt, um ins Gespräch zu kommen."

Vorab haben die Jugendlichen Informationen zusammengetragen. Sie schrieben auch große Firmen an. Die Rückantworten bewegten sich zwischen dem Verweis auf die eigene Homepage bis hin zu detaillierten Angaben. So gab eine Sportartikelfirma an, allein 70 Mitarbeiter zu haben, die als Kontrolleure die Produktionsstätten aufsuchen.

Außerdem fragten die Jugendlichen bei Firmen nach, die ökofaire Labels anbieten, warum diese Produkte so teuer sind. Die Jugendlichen dachten so über ihr Kaufverhalten nach und erachteten es als sinnvoller, lieber weniger zu kaufen, dafür jedoch öko-faire Waren. Roschlau: "Wir wollen nicht zum Boykott aufrufen."

Aber die Besucher des Standes können Kundenkarten ausfüllen oder Firmen E-Mails schreiben, mit denen sie dazu aufrufen, ökofair zu handeln. "Jeder kann etwas tun", so Andreas Roschlau. Mit den Jugendlichen befasst er sich schon seit Jahren mit dem Thema fair gehandelte Produkte. "Wenn Mütter mir erzählen, dass ihre Kinder ihr Einkaufsverhalten danach ausrichten, dann ist das ein schönes Gefühl."

Unter www.nachhaltighandeln.org informiert die Bad Honnefer Evangelische Jugend über ihr Projekt.

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