Stadtspaziergang mit dem Bürgermeister Diese Stolperfallen und Barrieren gibt es in Bad Honnef

Bad Honnef · Bei einem Rundgang durch die Bad Honnefer Innenstadt hat die Seniorenvertretung dem Bürgermeister und der Stadtverwaltung Stolperfallen und Hindernisse gezeigt. Wo treffen Menschen auf Barrieren?

 Unüberwindbar mit Rollator und Rollstuhl: Treppenstufen im Durchgang zwischen Rathaus und der Kirche Sankt Johann Baptist.

Unüberwindbar mit Rollator und Rollstuhl: Treppenstufen im Durchgang zwischen Rathaus und der Kirche Sankt Johann Baptist.

Foto: Frank Homann

Stolperfallen und Hindernisse hatten Mitglieder der Seniorenvertretung, Bürgermeister Otto Neuhoff und Verwaltungsmitarbeiter, darunter die städtische Seniorenbeauftragte Iris Schwarz, bei einem fast zweistündigen Rundgang durch die Innenstadt im Blick: Wo treffen ältere und behinderte Menschen und auch Kinderwagen schiebende Eltern auf Barrieren? Wie kann man diese abbauen und darüber hinaus den Alltag erleichtern?

An der Rommersdorfer Straße entdeckten die Teilnehmer eine lose Gehweg-Platte. „Da kümmern wir uns direkt drum“, versprach Jutta Schmidt, Fachdienstleiterin Tiefbau. Bei anderen Punkten musste sie allerdings um Geduld bitten. So komme die Sanierung der Rommersdorfer Straße, „sobald der Bau der neuen Schule von Sankt Josef abgeschlossen ist, circa 2023“. Lieselotte Zastrow, zweite Vorsitzende der Seniorenvertretung: „Klar, sonst ist die Straße durch die schweren Baufahrzeuge gleich wieder kaputt.“ Schmidt erläuterte, die Straße werde niveaugleich ausgebaut. „Hier wird es auch ein neues Verkehrskonzept geben müssen.“

Zurzeit gibt es Bürgersteige mit zu viel Quergefälle, zudem ist die enge Straße stark befahren – neben Autos sind hier auch Schulbusse und Radfahrer unterwegs. Zastrows Vorschlag, bis zum Ausbau die Radfahrer nicht mehr entgegen der Einbahnstraße fahren zu lassen, damit Rollstuhlfahrer, wenn nötig, auf der Fahrbahn fahren können, traf bei Neuhoff auf Skepsis. Zugesagt wurden Verbesserungen für die Fußgänger am Rheingoldweg: Die schrägen Gehwege sollen geebnet werden. Die Maßnahme sei für das kommende Jahr geplant, hieß es.

 Auf einem Stadtplan notieren Jutta Schmidt (l.) und Otto Neuhoff (r.) die neuralgischen Punkte in der Innenstadt.

Auf einem Stadtplan notieren Jutta Schmidt (l.) und Otto Neuhoff (r.) die neuralgischen Punkte in der Innenstadt.

Foto: Frank Homann

Auf ein Problem wiesen Hans-Christoph Anders, der Vorsitzende der Seniorenvertretung, und Zastrow gleich zu Beginn des Spaziergangs zwischen Rathaus- und Kirchplatz hin. „Die Leute parken auf dem Rathausplatz, wollen zum Wochenmarkt oder zur Kirche und stehen hier vor den Stufen“, so Zastrow. Das Gefälle erschwere eine provisorische Lösung durch eine Rampe, erläuterte Schmidt, die über eine kurzfristige Maßnahme nachdenken will. Generell soll dieser neuralgische Punkt im Rahmen des Innenstadt-Projekts angegangen werden. So soll zum Beispiel Barrierefreiheit durch einen Serpentinenweg von der Fußgängerzone über den Franz-Xaver-Trips-Platz zum Kirchplatz erreicht werden. Auch die neue Retz-Passage werde barrierefrei, so Schmidt.

Die Seniorenvertreter blieben jedoch dabei, dass zwischen Rathausplatz und Kirchplatz kurzfristig und provisorisch etwas zu machen sein müsse. Schon jetzt nehmen viele mit Rollator oder im Rollstuhl den Weg um die Kirche herum. Bürgermeister Neuhoff sagte zu: „Wir nehmen das Problem mit und schauen mal, was es kostet.“ Kurzfristig soll an der Kreuzung vor dem Krankenhaus durch das Absenken von Bordsteinen an drei Stellen für Rollstuhlfahrer und Rollator-Nutzer Barrierefreiheit hergestellt werden. Anders: „Es wäre schön, wenn sich das Krankenhaus an unserer Aktion ‚Nette Toilette‘ beteiligen würde; dort befindet sich die einzige barrierefreie Toilette.“

Auch an der Hauptstraße und an den Einmündungen der Bernhard-Klein-Straße und der Weyermannallee stoppte die Gruppe. Auch hier sollen Bordsteine abgesenkt und zudem Bodenindikatoren für Sehbehinderte aufgebracht werden. Die Weyermannallee gehört zu den ersten Maßnahmen innerhalb des integrierten Stadtentwicklungskonzepts, erfuhren die Teilnehmer des Rundgangs. Schmidt: „Die Planung ist schon vergeben. Die Allee wird neu gemacht, auch die Pflanzkübel kommen dann weg.“

Der Platz vor der Alten Apotheke an der Bahnhofstraße bereitet Sorgen. Durch die Wurzeln der Platane hat sich das Pflaster gehoben, so dass die Fläche sehr uneben ist. Schmidt erklärte, der Baum sei stadtbildprägend, er brauche mehr Raum. „Wir müssen schauen, was wir mit dem Platz machen. Das ist sehr aufwendig.“ Neuhoff versprach eine Lösung im kommenden Jahr. Wurzelschäden gebe es auch auf den Gehwegen der Alexander-von-Humboldt-Straße, aber da sei ein Ausbau 2023 ohnehin vorgesehen. Bei der Sanierung der alten Brücke auf die Insel Gafenwerth sollen ebenfalls Bordsteine verschwinden.

Beim Gang durch die Fußgängerzone zeigte sich, dass einige Geschäfte mittels Rampen auch für Behinderte errreichbar sind, an anderen bilden Treppenstufen ein unüberwindbares Hindernis. „Vielleicht kann Iris Schwarz die Geschäfte etwas sensibilisieren“, meinte Bürgermeister Neuhoff. Anders versprach, sie dabei zu unterstützen. Neuhoff gab zu bedenken: „Die Bad Honnefer Topografie hat ihre Tücken, die können wir nicht völlig verändern.“ Er setze auch auf gegenseitige Unterstützung, das sei „das Rezept für alle Dinge, die sonst nicht gehen“. Schmidt ermunterte die Senioren, der Stadt weiterhin alle ihr gemeldeten Probleme weiterzugeben.

Der Rundgang, an dem auch Gretel Stein, die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der Seniorenvertretung, und dessen Öffentlichkeitsbeauftragter Gerd Pflaumer sowie Yvonne Emmerich vom Fachdienst Straßenverkehr teilnahmen, war indirekt vom Direktor der Parkresidenz, Guido Bierbaum, angeregt worden. Er hatte Neuhoff von den Schwierigkeiten der Senioren aus seinem Haus erzählt, in die Innenstadt zu gelangen. „Ich habe ihm damals versprochen: Wenn die Stadt aus der Haushaltssicherung raus ist, packen wir das an“, berichtete der Bürgermeister. Auch die Katholische Frauengemeinschaft habe ihn auf Probleme für Menschen mit eingeschränkter Mobilität angesprochen.

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