Sozialpraktikum im Christinenstift Drei Jungs des Sibi bringen Spaß ins Altenheim

BAD HONNEF/UNKEL · Mensch ärgere dich nicht: Das beliebte Brettspiel gehört zurzeit einfach dazu, wenn Sibi-Schüler Bewohnern des Altenheims Christinenstift Abwechslung bringen. Julius Heinrich, Eric Nowak und Lars Biesenbach absolvieren in dieser Einrichtung ihr zweiwöchiges Sozialpraktikum.

 Spiel-Runde im Altenheim (von links): Julius Heinrich, Eric Nowak und Lars Biesenbach mit einer Bewohnerin.

Spiel-Runde im Altenheim (von links): Julius Heinrich, Eric Nowak und Lars Biesenbach mit einer Bewohnerin.

Foto: Oschmann

"Ich möchte mich alten Menschen widmen", begründet Lars Biesenbach (17), warum er sich um eine Praktikumsstelle im Altenheim bemüht hat. "Ich habe selbst eine demente Oma im Alter von 88 Jahren, die leider weit weg wohnt. Ich möchte schauen, wie der Alltag in solch einer Einrichtung abläuft." Auch Julius will Erfahrungen sammeln. Seine eigenen Großeltern können sich noch selbst versorgen. "Sie finden meine Entscheidung gut", erzählt der 15-Jährige.

Und auch Eric (15) bereut es nicht, bei Heimleiter Carsten Tappel "angeheuert" zu haben. Eigentlich wollte er in eine Grundschule oder in einen Kindergarten.

"Aber da war alles bereits voll. Und das kennt man auch aus eigener Erfahrung." Was ihn beeindruckt? "Die Bewohner sind Menschen, die man schätzen lernt und die einen selbst auch schätzen lernen. Sie sind freundlich, man hat gute Laune." Auch beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel. Schummeln gilt nicht. "Wir lassen unsere Spielpartner nicht absichtlich gewinnen. Das wollen sie auch gar nicht", berichtet Eric. Julius: "Einige Bewohner kennen das Spiel von früher. Die wissen, auf welches Feld die Spielfiguren gesetzt werden müssen."

Pflegedienstleiter Wilfried Widera betreut die Schüler bei ihrem Einsatz und hat sie auch darauf vorbereitet. So gehört das Rollstuhltraining dazu, ehe sie einen Bewohner dann tatsächlich schieben dürfen. Sie lernten, den alten Menschen Essen zu reichen. Lars: "Ich setze mich gern zu ihnen, schenke Getränke nach. Wir unterhalten uns." Ein Mann erzählt ihm viel vom Krieg und seiner Gefangenschaft, zeigt alte Dokumente und Fotos. "Ich glaube, der will das loswerden."

Eric: "Ich motiviere die Bewohner gern zum Essen und Trinken." Eine alte Dame prostet ihm zu und er prostet zurück. "Ich freue mich, wenn das klappt und ich das Gefühl habe, es richtig zu machen. Ich habe selbst eine 91-jährige Großmutter." Beim Morgenimpuls sind die drei dabei, beim Singen und bei der Stuhlgymnastik oder beim Spaziergang. Geduld ist gefordert. Eine Partie Mensch ärgere dich nicht kann mehrere Stunden dauern; beim Erzählen wiederholen sich Passagen. "Ich bin platt, wenn ich hier um halb fünf aus dem Haus gehe, obwohl ich doch nur Praktikant bin", sagt Eric.

Lars findet: "Hier sind wir emotional sehr gefordert." Carsten Tappel schätzt den Einsatz der Schüler: "Dadurch weht im Haus ein anderer Wind." Auch wenn die drei Sibi-Schüler bei ihrer Tätigkeit im Christinenstift nicht den Traumberuf für sich entdeckt haben, so sind sie doch voller Anerkennung, was die Mitarbeiter in diesem Bereich leisten müssen. "Leider wird dieses Engagement für die alten Menschen von der Gesellschaft nicht anerkannt. Das regt mich auf, seitdem ich hier bin", meint Lars, der Landwirt werden möchte.

"Wenn es uns gelingt, unsere Schüler darauf aufmerksam zu machen, was in solchen Einrichtungen für die Gesellschaft geleistet wird, dann ist ein Ziel dieses Sozialpraktikums erreicht", sagt Kirsten Emmerich, Lehrerin für Englisch und Katholische Religionslehre, die dieses Praktikum am Sibi koordiniert und die Schüler an den Einsatzstellen aufsucht. Und sie staunte, wie einfühlsam die Jungs mit den Senioren umgehen.

152 Schüler im Sozialpraktikum

Nach dem Eintritt in die Oberstufe leisten die Schüler des Siebengebirgsgymnasiums ein zweiwöchiges Sozialpraktikum in Bad Honnef und Umgebung. 152 Schüler sind diesmal in 72 verschiedenen Einrichtungen 38,5 Stunden pro Woche tätig. Sie mussten sich selbstständig um den Praktikumsplatz bewerben.

Erstmals bereiteten sich die Schüler nicht nur im Religions- und Philosophieunterricht auf den Einsatz vor, sondern nahmen vorab an einem Projektnachmittag teil. In der Altenheim-Gruppe wurde dabei beispielsweise der Umgang mit Demenzkranken besprochen. Die Schüler lernen im Praktikum, Schwächeren zu helfen, sie bauen Berührungsängste ab und entfalten ihre Persönlichkeit durch die Übernahme sozialer Verantwortung.

Das Christinenstift

Das Altenheim Christinenstift wurde 1988 mit seinem Erweiterungsbau fertiggestellt. Träger ist die Franziskanerinnen-vom-Heiligen-Josef-Seniorenhilfe GmbH in Aegidienberg. Die Einrichtung hat 86 Heim- und Pflegeplätze und liegt im historischen Stadtkern von Unkel. Seit 2012 gehören fünf Appartements für betreutes Wohnen zum Angebot.

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